Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten – Eine Reportage

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern - Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Kennt ihr das Gefühl?

Ihr habt ein gutes Buch gelesen, hört nun davon, dass es verfilmt wird und geht freudestrahlend ins Kino, weil ihr es kaum noch erwarten könnt, euer Lesen im Film bestätigt zu sehen. Ihr freut euch auf die Visualisierung eurer Gedanken zum Buch, auf die Schauspieler, die nun in Rollen schlüpfen, die ihr lesend seitenweise ausgefüllt habt und dann passiert DAS:

Alles ist anders. Ihr erkennt das Buch kaum wieder und die schöpferische Freiheit des Regisseurs hat sich sogar erdreistet, das Ende dieses Romans zu verändern. Kleines Beispiel gefällig?

„Der Pferdeflüsterer“ von Nicholas Evans.

Ich liebe diesen Roman, seine tief angelegten Charaktere und die große Geschichte, wie die Nähe zu einem Pferd den Menschen heilen kann. Als ich davon erfuhr, dass Robert Redford die Rolle des Pferdeflüsterers im Film spielen sollte, war ich begeistert. Was für ein Volltreffer.

Und dann war es soweit. Kino. Bequemer Plüschsessel, Popcorn und Coke. Und als Leser des Romans wusste ich ganz genau, was auf mich zukommt. Ich wusste, dass der Pferdeflüsterer am Ende stirbt. Ich sah eine junge Mutter auf der Veranda sitzen, sein Lederarmband in der Hand und leise weinend um einen wundervollen Menschen trauernd.

Vorsorglich trank ich am Ende des Films meinen Cola-Becher leer. Dann konnte ich ihn als Auffanggefäß für Tränen verwenden – und wappnete mich schon mit einem Taschentuch.

Und dann… (Hier weiterhören bei Literatur Radio Bayern)

Der Pferdeflüsterer und der Schockeffekt am Ende des Films

Der Pferdeflüsterer und der Schockeffekt am Ende des Films

Und dann…

Pustekuchen. In der Schlusssequenz des Films reitet Robert Redford doch tatsächlich friedlich auf seinem Pferdchen durch die Landschaft, während er schweigend Abschied vom Pferdetrailer und seiner Besitzerin nimmt. Auch ein Ende. Aber nicht meins. Nicht das aus dem Buch und schon gar nicht das von Nicholas Evans.

Ich wollte schon aufstehen und lauthals ins Kino brüllen… „Der ist tohot… Hey… der ist tohohohoooot…!“

Aber da ging das Licht schon wieder an und die Zuschauer verließen den Saal mit dem Gefühl, einen tollen Film gesehen zu haben. Wenn sie nur einen Blick ins Buch geworfen hätten… Dann wäre ihnen klar gewesen, warum ich mit einem leeren Cola-Becher und mit trockenem Taschentuch der Verzweiflung nah war.

Ihr kennt das. Ihr könntet jetzt selbst zahllose Beispiele ins Feld führen und auch ich hätte noch einige davon auf Lager. Literaturverfilmungen können absolut fatal enden. Zumindest für leidenschaftliche Leser.

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern - Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Und genau damit kommen wir zu des Pudels Kern dieser kleinen Reportage. Die Oscar-Verleihung steht an. Am 28. Februar werden sie wieder vergeben. Unzählige goldene Jungs finden neue und stolze Besitzer, die dann brav ihren Eltern und der Jury der Academy danken. Gilt ihr Dank diesmal auch den Schriftstellern? Danken sie denjenigen, denen sie die Existenz der Geschichten zu verdanken haben, die sie auf die Leinwand bringen durften? Danken sie den wahren Schöpfern der großen Ideen?

Es wäre angebracht, denn gerade in diesem Jahr ist die Oscar-Verleihung wohl die literarischste, die es je gegeben hat.

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

41 Oscars an diesem Abend basieren auf literarischen Vorlagen für die Filme, ihre Protagonisten, Ausstattung, Kamera, Ton, Schnitt, Musik und ihre Regie. 41 Oscars, die zwischen den Seiten guter Bücher versteckt sind.

  • The Revenant nach dem Roman von Michael Punke 12 Nominierungen
  • The Danish Girl nach dem Roman von David Ebershoff 4 Nominierungen
  • Raum nach dem Roman von Emma Donoghue 4 Nominierungen
  • Der Marsianer nach dem Roman von Andy Weir 7 Nominierungen
  • Brooklyn nach dem Roman von Colm Tóibín 3 Nominierungen
  • Carol nach dem Roman von Patricia Highsmith 6 Nominierungen
  • The Big Short nach dem Roman von Michael Lewis 5 Nominierungen
Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern - Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Vielleicht sollte man doch eher sagen, dass es 42 Oscars sind, oder sollen wir die Nominierung für den besten Filmsong zu „Fifty Shades of Grey“ sang- und klanglos unter den literarischen Tisch fallen lassen? Schauen wir lieber auf die Inhalte. Feiern wir doch am 28. Februar die Nacht der Buchverfilmungen.

Aber – und damit kommen wir auf die Eingangsproblematik zurück – welcher dieser Filme ist am nächsten dran an seiner Vorlage? Welche Adaption ist diejenige, die dem geschriebenen Wort am treuesten folgt? Ich habe einige Bücher gelesen und die Filme gesehen. Und ich werde ganz gezielt auf die Unterschiede eingehen, auch wenn das bedeutet, dass ich oftmals ein wenig spoilern muss, wenn es um das Ende eines Films geht. Ihr könnt euch ja dann die Ohren zuhalten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern - Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Das Oscar-Special bei Literatur Radio Bayern – Die literarischste Oscar-Nacht aller Zeiten

Folgt der Reportage auf Literatur Radio Bayern und lasst euch in mein persönliches Kopfkino entführen. Folgt mir nach Brooklyn, in den Raum, zum Dänischen Mädchen, auf den Mars und werdet mit The Revenant zu Rückkehrern. Buch und Film bilden die Grundlage meiner Betrachtung. Und dabei bewerte ich nicht, sondern lasse mich völlig subjektiv von meinen eigenen Gefühlen leiten. Neugierig? Dann schaltet euch in den PodCast und schaut mit mir gemeinsam am 28. Februar nach Los Angeles, wenn es wieder heißt:

And the Oscar goes to… Viel Spaß beim Hören!

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Und ihr solltet wirklich bis zum Ende dranbleiben und auf keinen Fall den Literatur-Radio-Bayern-PodCast beenden, auch wenn ich mich schon von euch verabschiedet habe. Denn ich verrate natürlich den wahren Gewinner der Oscar-Nacht. Echt!

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Mein persönliches Highlight: Mein Schaufenster in der Buchhandlung Calliebe, der Buchhandlung meines Herzens in Groß-Gerau. Thomas Calliebe dekoriert nicht nur, er bloggt inzwischen auch.

Und hier das Update DANACH. Die Oscars 2016… 

Meine Oscar-Nacht in der Buchhandlung Calliebe - Ein Schaufenster zum Artikel

Meine Oscar-Nacht in der Buchhandlung Calliebe – Ein Schaufenster zum Artikel

Raum von Emma Donoghue – Platzangst im Kino

Raum von Emma Donoghue - Jetzt als Film

Raum von Emma Donoghue – Jetzt als Film

Vor vier Jahren hieß es für mich, ein Buch aufzuschlagen und bereits beim Lesen der ersten Zeile leicht zusammenzuzucken. Vier Jahre ist dies nun her, und seitdem hat dieser Roman seine ganz eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. „Raum“ von Emma Donoghue hat unzählige Leserherzen erobert, obwohl er eine Geschichte erzählt, die so aufwühlend und verstörend ist, wie man es sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht erhofft. Und nun, genau vier Jahre später, wirft die Verfilmung von „Raum“ ihre ersten Schatten voraus.

(Weiterlesen -> einfach scrollen / Weiterhören -> hier bei Literatur Radio Bayern)

Sie möchten lieber zuhören? Ein Klick genügt - Literatur Radio Bayern und Raum - Astrolibrium

Sie möchten lieber zuhören? Ein Klick genügt – Literatur Radio Bayern und Raum

Mit vier Oscar-Nominierungen geht die cineastische Adaption des Romans in die diesjährige Oscar-Nacht in Los Angeles. Und dabei gilt es, auf einige Besonderheiten zu achten. Der Film „Raum“ ist nominiert in den Kategorien bester Film, beste Regie, beste weibliche Hauptrolle und bestes adaptiertes Drehbuch. Womit wir erneut bei Emma Donoghue angelangt sind, denn die Bestseller-Autorin hat es sich nicht nehmen lassen, das Drehbuch zur Verfilmung selbst zu verfassen. Dies scheint eine Garantie dafür zu sein, dass die Leinwandadaption dem Buch so nah kommt, wie man es sich als Leser wünscht.. Die Kritiken in Amerika scheinen dies zu bestätigen.

Bevor wir uns am 17. März im Kino davon überzeugen können, möchte ich einen Blick zurückwerfen auf den Roman, der mich seit 2011 nicht mehr losgelassen hat. Ich möchte einen Blick zurückwerfen auf diesen Moment des Lesens der ersten Zeilen von „Raum„. Einen Lesemoment, den ich fast auf den Tag genau vor vier Jahren in meiner Rezension auf LovelyBooks so beschrieb, wie ich ihn zuckend erlebte.

Raum von Emma Donoghue - Besondere Momente

Raum von Emma Donoghue – Besondere Momente

„Ich wohne in Raum – ich schlafe in Schrank. Ich wache im Dunkel in Bett auf.“

Waren der Schriftstellerin Emma Donoghue die Präpositionen ausgegangen, oder wer versuchte hier zu erzählen? Das Zucken dauerte nur einen kleinen Moment und ich freundete mich mit dem fünfjährigen Jack an. Ich tauchte in seine kindliche Realität ein und die ist durch Raum definiert.

Nur Raum ist real. Draußen existiert nicht. Wenige Quadratmeter groß, spartanisch eingerichtet, wahrlich kein Kinderparadies, wahrlich kein schöner Ort zum Aufwachsen, weil Raum einfach keinen Raum dafür lässt.

Ein weiterer gezielter Blick in Raum beruhigte mich – zumindest für den Moment – Jack ist gar nicht allein. Er bewohnt Raum mit seiner Mom und die beiden sind in jeder Beziehung ein mehr als großartiges Gespann. Mom motiviert Jack, sich zu bewegen, seine Zähne ordentlich zu putzen und alles brav aufzuessen. Vorbildlich.

Aber was sie ihm von der Welt erzählt ist schlichtweg falsch – sie belügt ihn und bringt ihn dazu, sich damit abzufinden, dass nur Raum existiert. Alles andere ist einfach nicht vorhanden. Unfassbare Lügen tischt sie ihrem Sohn auf. Schlimm.

Raum von Emma Donoghue - Jetzt als Film

Raum von Emma Donoghue – Jetzt als Film

Bis man begreift. Erst langsam und dann mit schlagartiger Helligkeit. Erkenntnisblitze erhellen jeden Winkel von Raum und dann bemerke ich, dass außerhalb von Raum noch etwas existiert. Nick – der böse Nick – sehr viel älter als Mom und immer, wenn er das Kombinationsschloss öffnet, muss Jack im Schrank schlafen, während seine Mom und der böse Nick auf dem Bett komische Geräusche machen. Und wenn Mom dabei brav ist, gibt es sonntags eine Belohnung.

Raum ist ein Gefängnis.
Mom ist eine vor langer Zeit entführte junge Frau.
Nick ist der Entführer und Kerkermeister zugleich.

Jack ist die Frucht dieses Wahnsinns.

Doch Jack ist die Hoffnung. Er muss nur wachsen und tapfer sein, lernen und gesund bleiben und wenn alles gut geht, dann kann er Mom helfen, aus Raum zu fliehen.

Dann wird Draußen real – dann muss sie Jack viel erklären – sehr viel….

Beklemmung macht sich breit… Breiter als Raum…

Raum von Emma Donoghue - Jetzt als Film

Raum von Emma Donoghue – Jetzt als Film

Emma Donoghue erweitert das Lebensspektrum einer Natascha Kampusch um die Dimension Kind. Sie erweitert die Qualen der Entführung um die Ebenen Fürsorge und Muttersein. Sie erweitert alles bisher Gelesene um die Dimension Jack. Sie macht aus Raum eine eigene Welt. Sie nimmt sich Raum, in dieser umschlossenen Welt die beste Mutter zu sein und das gelingt in dieser Zelle…

Jack ist nun fünf. Alt genug für Mom, ihren Plan endlich wahr werden zu lassen. Den Traum vom Leben in Freiheit zu realisieren, dem Draußen Raum zu geben, Raum gegen Weite zu ersetzen und gemeinsam mit Jack zu fliehen. Der Fluchtweg führt allein über ihren Sohn…

Großer Junge – Großes Buch – Jetzt auch als Film….

Natürlich sind dies viele Vorschusslorbeeren, aber ich habe das Gefühl, dass ich im März eine mehr als gelungene Umsetzung dieses Romans im Kino erleben werde. Brie Larson wurde bereits mit dem Golden Globe für ihre Rolle in „Raum“ ausgezeichnet. Und nun gilt es, ihr auch am 28. Februar in Los Angeles für den Oscar die Daumen zu drücken. Dass sie auf dem besten Weg ist zeigt auch einer der wichtigsten Gradmesser für die Oscar-Verleihung. Am 16. Februar wurde Brie Larson mit dem begehrten British Academy Film Award als beste weibliche Hauptdarstellerin in „Raum“ ausgezeichnet. Sie gilt nun noch mehr als DIE Top-Favoritin auf einen der Oscars von Los Angeles.

UPDATE: Sie hat es natürlich geschafft.

Ich werde diesen Artikel aktualisieren und um die Dimension Film erweitern, wenn ich ihn gesehen habe. Genau hier werdet ihr dann erfahren, ob „Raum“ im Kino die gleiche Platzangst verursacht, wie das Buch. Genau hier werdet ihr erfahren, ob es mir gelingt, mit Jack zu fliehen. Denn nur im Draußen liegt die Wahrheit. Wir suchen unser Heil in der Flucht. Drückt uns die Daumen.

Raum von Emma Donoghue - Jetzt als Film

Raum von Emma Donoghue – Jetzt als Film

Brandheiße NEWS:

Der Piper Verlag wird pünktlich zum Filmstart im März das Taschenbuch zu „Raum“ in neuem Gewand herausgeben. Das Buch zum Film wird auch in der Aktualisierung des Artikels eine Rolle spielen! Hier ganz exklusiv das neue Cover (ET. 01.03.)

Ab März bei Piper - Das Buch zum Film "Raum"

Ab März bei Piper – Das Buch zum Film „Raum“

Es sind Tage im Zeichen von Buch und Film. Tage des intensiven Vergleichens, denn vier Romane, die ich gelesen habe sind die Grundlage für 18 Nominierungen bei der diesjährigen Oscar-Verleihung Ende Februar. Und nicht nur sie tragen dazu bei, dass dieses Fest des Films wohl so literarisch wird, wie nie zuvor.

Über 40 Oscars stehen diesmal in ganz engem Kontakt zu den Büchern, die als Vorlage zur Verfilmung dienten. Ich bin auf Augenhöhe. Habe gelesen und war im Kino. Und ich werde meine Auszeichnung für den Film vergeben, der seiner Romanvorlage besonders nah ist. Bald mehr dazu. Die Reportage entsteht… Und man wird sie hören können.

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016 – Ein Special

Eine weitere kindliche Perspektive: Zach Taylor aus Alles still auf einmal und Jack Newsome aus „Raum“ haben viel zu erzählen. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören.

Alles still auf einmal von Rhiannon Navin - AstroLibrium

Alles still auf einmal von Rhiannon Navin

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten [Film und Buch]

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Es ist eine kleine und eng umrissene Welt, in die ich heute entführen möchte. Es ist eine Insel, die vom Grün dominiert wird, und auf der sich das Leben nicht so schnell verändert, wie in anderen Ländern. Ich möchte mit Euch einen kurzen Abstecher nach Irland machen, bevor wir dann gemeinsam in See stechen. Irland. Kaum ein anderes Land wird von seinen Menschen so patriotisch und aufrichtig verehrt. Kaum ein anderes Land wird in unzähligen Herzen in die ganze Welt getragen. Mit all seiner Farbe, seiner Musik und seinem Lebensgefühl.

(Weiterlesen oder hören… Sie haben die Wahl.)

Brooklyn - Film und Buch im Vergleich - Auch im Radio ...

Brooklyn – Film und Buch im Vergleich – Auch im Radio …

Denn aus kaum einem anderen Land wanderten im Lauf der Jahrhunderte so viele Menschen aus, um in Amerika ihr Glück zu suchen. Sie trugen Irland in ihrer Seele und prägten ganze Städte, während sie fernab der Heimat ein neues Land entstehen ließen. Weit entfernt von von Armut und Unterdrückung. Fernab von der Hoffnungslosigkeit und doch immer mit der grünen Insel verbunden. Heimat.

Eilis Lacey ist Irin. Sie lebt mit Mutter und Schwester in Enniscorthy. Klangvoll schön, aber ohne große Perspektive. Sie träumt davon, Buchhalterin in einem Büro zu werden, doch die Realität hält sie als Aushilfe hinter der Theke eines kleinen Ladens fest. Bis ihre Mutter und ihre Schwester, unterstützt von einem irischen Priester aus Brooklyn, beschließen, Eilis die große Chance auf ein neues Leben zu ermöglichen. Brooklyn. So weit entfernt und doch verheißungsvoll und faszinierend.

Es ist die Chance ihres Lebens. Brooklyn.

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Als Eilis 1952 an Bord eines Ozeandampfers geht, verlässt sie eine ganze Welt und folgt den Spuren abertausender Emigranten. Irland und ihre Familie im Herzen. Und die Sehnsucht nach dem Leben in einer Stadt, in der nicht jeder die eigene Tante kennt. Sie braucht ihren Freiraum, auch wenn er einen sehr hohen Preis fordert. Heimweh. Ihr neues Leben nimmt langsam Fahrt auf. Als Verkäuferin in einem Warenhaus bietet sich ihr die Chance, sich in Abendkursen weiterzubilden. Sie findet in ihrer Pension zaghaft Anschluss, verliebt sich in Tony Fiorello und seine italienische Familie, und wächst von Tag zu Tag mehr mit ihrer neuen Heimat zusammen.

Das Heimweh bleibt jedoch ständiger Wegbegleiter und, als würde ihr Irland immer wieder zart an dem unsichtbaren Band ziehen, das beide verbindet, verliert sie niemals den Kontakt in die geliebte Heimat. Briefe wandern über den Ozean. Leben verlaufen getrennt voneinander in völlig anderen Bahnen. Als ihre Schwester überraschend stirbt, beschließt Eilis für einen Monat nach Irland zurückzukehren. Nicht jedoch ohne zuvor Tony heimlich zu heiraten. Sie will ihm dadurch beweisen, dass sie zurückkehren wird.

Zur Beerdigung ihrer Schwester kommt sie zu spät. Ihre Vergangenheit holt sie ein. Aus dem großen Leben in Brooklyn wird für wenige Wochen wieder das ganz kleine beschauliche und behütete Leben an der Seite ihrer Mutter, die nichts mehr fürchtet, als Eilis wieder zu verlieren. Wer nun denkt, Irland würde sich leichten Herzens von seinen Kindern trennen, der erlebt nun, wie Enniscorthy den Kampf um die verlorene Tochter aufzunehmen beginnt. Ihre Abreise verschiebt sich. Mal ist es die Hochzeit ihrer besten Freundin, mal ist es ein neuer Job, der ihr angeboten wird und der sie fordert. Und dann ist es nicht zuletzt ihr Jugendfreund Jim Farrell, der sich in Eilis verliebt und sie nicht mehr gehen lassen möchte.

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Der klassische Gewissens- und Herzenskonflikt stürzt mit voller Wucht auf die jungen Frau ein. Die Heimat klammert, eine berufliche Selbstverwirklichung scheint möglich und zarte Gefühle ummanteln das neue Rundum-Wohlfühlpaket namens Irland. Doch in Brooklyn wartet Tony. Er schreibt ihr und hofft, dass Eilis den Weg zurück in ihr neues Zuhause findet. In ein Zuhause, das er mit eigenen Händen aufbauen wird. In einer neuen Welt, in einer Stadt, in der man frei sein kann und nicht jeder Schritt unter Beobachtung steht. Weit oder eng? Fern- oder Heimweh? „Eine Liebe zwischen zwei Welten“. Passender könnte ein Untertitel zu Brooklyn von Colm Tóibín nicht sein.

Eine einfache und kleine romantische Geschichte, könnte man vielleicht meinen. Eine klassische Herz-Schmerzgeschichte voller Klischees, könnte man denken. Ein rein emotionales Rührstück für Zwischendurch? Könnte man annehmen. Gäbe es da nicht einen irischen Autor, dem es gelingt, auch den leisesten Hauch von oberflächlichem Kitsch aus seiner Geschichte zu verbannen. Gäbe es da nicht jenen Colm Tóibín, der aus dieser Geschichte der Zerrissenheit das Portrait einer jungen Frau entstehen lässt, das berührt und mitreißt.

Und gäbe es da nicht einen Drehbuchautor. Einen mit ganz großem Namen. Nick Hornby. Gäbe es da nicht einen Schriftsteller, der diesen Roman für seine Verfilmung adaptierte. Jenen Nick Hornby, den die Faszination für die junge Eilis gepackt hatte und der sich auf die Fahne schrieb, ihr (noch mehr als im Buch) mit filmischen Mitteln Gehör zu verschaffen. Dazu hat er ihre individuelle Lautstärke erhöht, so formulierte er es in einem Interview. Hornby hat der Perspektive des Betrachters das Innenleben von Eilis eröffnet und ihr mit Gestik, Mimik und Worten in der Geschichte den Raum verschafft, den sie im Roman oft nur indirekt einnimmt.

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Und gäbe es da nicht die Schauspielerin Saoirse Ronan, die eine Eilis verkörpert, die in jeder Nuance ihres Blickes die Sehnsucht, das Heimweh und die Suche nach einem neuen Leben ins Herz des Betrachters trägt. Eine junge Schauspielerin, deren Entwicklung im Film an den Augen abzulesen ist. Deren Haltung sich verändert, die an sich und in sich wächst, sich behutsam an Neues herantastet und in magischen Szenen des Films, nur zu einer irischen Melodie die Augen schließen muss, um den Zuschauer zu Tränen zu rühren.

Und gäbe es da nicht die Verfilmung selbst. Einen Film, der mit Farben spielt und die Menschen im Vordergrund lässt. Einen Film, der nicht durch seine Sequenzen hetzt, sondern mit viel Tiefenschärfe Raum für Entwicklung gibt. Einen Film, der das Grün von Irland im Mantel von Eilis mit an Bord des Dampfers nimmt, und der diese Farbe in Brooklyn immer weiter verblassen lässt und es schließlich durch leuchtendes Blau und Gelb ersetzt. Ein szenisches Farbenspiel, das seinen Betrachter genau in dem Moment trifft, wenn Eilis in einem tiefen Sehnsuchtsmoment den Blick nach oben wendet und im grünen Blätterregen eines Baumes verharrt. Irland.

Drehbuchautor, Schauspielerin und Film sind in ihren Kategorien für drei Oscars nominiert. Und das aus gutem Grund. Das Bild von Saoirse Ronan als Eilis ziert das Buchcover der Neuauflage des Romans bei dtv. Der magische Blick lädt ein, mit ihr an Bord zu gehen. Ihr Gesicht ziert die Filmplakate in aller Welt und weckt Empathie mit einer jungen Frau, in der Stärke und Schwäche in einem charakterlich ausgewogenen Mix die wahre Persönlichkeit zeigen. Ein Film, der seiner Romanvorlage in besonderer Weise gerecht wird, weil eben ein Nick Hornby am Lautstärkeregler gedreht hat.

Am 16. Februar wurde „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“ als bester britischer Film mit dem begehrten British Academy Film Award ausgezeichnet.

Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten von Colm Tóibín

Doch wie kann man sich der Geschichte am besten nähern? Lesen oder schauen? Wo sind die Unterschiede? Sind sie gravierend? Ich empfehle Euch den Film. Er ist ein Meisterwerk in seinen Bildern, den Farben, seinen Schauspielern und der feinfühligen Musik von Michael Brook. Ich empfehle den Film, weil Saoirse Ronan so sehr Eilis ist, wie man sie sich nur vorstellen kann. Ich empfehle ihn, weil er Szenen beinhaltet, die Stein aufweichen können. Wenn Eilis zum Beispiel bei einer Armenspeisung alte irische Einwanderer in Brooklyn bewirtet und man ihr zum Dank ein Volkslied singt. Ihr werdet diese Szene nicht mehr vergessen.

Und doch empfehle ich auch das Buch, denn im Film gelingt es nur, die Zuschauer mit eineinhalb Lieben zu konfrontieren. Jim Farrell ist nett und sympathisch, bleibt aber hinter dem in Brooklyn wartenden Tony zurück. Er ist im Film nicht die emotionale Konkurrenz für den Mann, den Eilis kurz zuvor geheiratet hat. Hier fehlt dem Film die Verlockung des Buches. Hier entfaltet dieser Roman das ganze Konfliktpotenzial einer Liebe zwischen zwei Welten und lässt die Romanze zwischen Eilis und Jim substanziell und gefährlich werden. Hier strömt das Buch eine melancholische Zerrissenheit aus, die nur durch eine Entscheidung von Eilis aufzulösen ist.

Und letztlich empfehle ich den Film, denn er geht am Ende dieser Geschichte einen Schritt weiter als das Buch. Er zeigt eine Szene, die wir uns lesend erträumen, sie aber nicht erlesen dürfen. Der Film öffnet einen letzten Vorhang, ohne den ich nicht leben möchte. Einfach schön. Denn Geschichten dürfen auch einfach schön sein, egal wie sie enden. Ich empfehle beides. Toll, gell? Ihr findet die Dialoge und Gefühle des Buches im Film wieder und seht eure Lesegefühle an der Leinwand zur Realität werden. Wenn dann die Musik Euer Lesen und Schauen umhüllt, dann seid Ihr angekommen. In Brooklyn. Erst dann wisst Ihr, was „Eine Liebe zwischen zwei Welten“ bedeutet. Und Ihr habt Eilis kennengelernt.

Das ist das größte Geschenk.

Brooklyn und Dre Mann, der das Glück bringt - New York und Emigration...

Brooklyn und Der Mann, der das Glück bringt – New York und Emigration…

Irland in meinem Lesen und Schreiben:

Die Geschichte des Regens von Niall Williams – DVA + Audio-Rezension
Ein langer, langer Weg von Sebastian Barry – Steidl Verlag

New York / Brooklyn vor dem Hintergrund Migration:

Der Mann, der das Glück bringt von Catalin Dorian Florescu – C.H. Beck

Und wer mehr von Saoirse Ronan sehen mag: Maria Stuart – Ein Spektakel

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016 - Eine Reportage folgt

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016 – Hier geht´s lang…

The Danish Girl – Das dänische Mädchen von David Ebershoff

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

„Was bist du doch für ein wunderschöner Mann!“

Hört Mann das nicht gerne, wenn eine Frau diese magischen Worte haucht? Ist es nicht berührend, dies von seiner eigenen Ehefrau zu hören? Kann Liebe größer sein? Was aber, wenn dieses liebevolle Kompliment auf taube Ohren stößt? Was aber, wenn der Angesprochene alles empfindet, nur eben das nicht? Was aber, wenn der Mann dem diese Worte gelten sich selbst in einem falschen Körper gefangen fühlt?

Soie können auch zuhören - Das dänische Mädchen bei Literatur Radio Bayern

Sie können auch zuhören – Das dänische Mädchen bei Literatur Radio Bayern

Wenn die Männlichkeit zum Fluch verkommt, wenn Geschlechterrollen zu Fesseln werden und das Umfeld befremdet reagiert und sich hinter Klischees versteckt? Wenn Psychologen von Schizophrenie sprechen und die Plattitüde von der Homosexualität die Runde macht? Wenn die pralle Weiblichkeit neben dir den Reiz verliert? Wenn man sich in seiner ersehnten femininen Welt fallen lassen möchte und sich nicht verkleidet, sondern seinen Traum zu leben beginnt? Ja, was dann?

Transgender. Auf der Suche nach der eigenen Bestimmung. Auf dem Weg zum eigenen sexuellen und geschlechtlichen Rollenempfinden. Auch heute noch schwer zu verstehen. Immer noch nicht im empathischen Gedankengut verwurzelt. Desorientiert fühlt man sich selbst. Desorientiert reagiert das Umfeld. Wenn aber die Frau deines Lebens an deiner Seite bleibt und gegen alle Widerstände der Zeit den schwersten Kampf deines Lebens mit dir kämpft? Ist das nicht die wahre große Liebe jenseits aller Konventionen. Was aber, wenn dieser Kampf vor fast genau 100 Jahren auf dem konservativen Schlachtfeld der Bigotterie tobte?

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen von David Ebershoff erzählt genau diese wahre Geschichte. Eine Geschichte, die nicht nur durch den Roman, sondern durch dessen filmische Adaption gerade in aller Munde ist. Und dies nicht nur aufgrund seiner opulenten Bilder und der genialen Umsetzung, sondern weil man mit Eddie Redmayne einen Schauspieler auf die Leinwand bringt, der alle Facetten des Vorstellbaren fühlbar macht. Er ist ebenso der dänische Maler Einar Wegener, verheiratet und erfolgreich, wie auch die tief in ihm verborgene Frau, die pulsiert, vibriert und wie ein Vulkan aus ihm herausbrechen will. Lili Elbe.

Buch und Film erzählen hier auf ihre ganz eigene Art und Weise und mit ihren unvergleichbaren Stilmitteln die wahre Geschichte der ersten Geschlechtsumwandlung eines intersexuellen Menschen. Und dies zu einer Zeit, in der die Welt anscheinend ganz andere Sorgen hatte, als sich um das geschlechtliche Empfinden eines Menschen zu kümmern. Der Erste Weltkrieg war kaum überwunden, als schon die Vorzeichen neuer Konflikte erkennbar waren, als sich Einar Wegener 1931 in Dresden zum dritten Mal operieren ließ. In Begleitung seiner Ehefrau Greta, einer erfolgreichen Malerin.

Alles beginnt in Kopenhagen. Spielerisch. Kindlich naiv und doch faszinierend für das junge Ehepaar. Als Greta das Bild einer Sängerin vollenden möchte und diese selbst nicht Modell sitzen kann, bittet sie ihren Mann Einar, ihr doch nur ganz kurz seine Beine zu leihen. Natürlich in Seidenstrümpfen und Damenschuhen. Nur ganz kurz. Und auch das seidige Kleid soll er nur für einen Moment an seinen Körper schmiegen. Nur das. Nicht mehr.

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

In diesem Moment erwacht Lili zum Leben. In diesem Moment wird aus der lange gefühlten inneren Verunsicherung sehr langsam die Gewissheit, und Einar beginnt in seinem Körper zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts zu spüren. Er fühlt sich zerrissen, sexuell völlig überfordert und spürt, wie Lili immer mehr Raum in ihm selbst einnimmt. Diese Entwicklung geht nicht spurlos an der Beziehung vorbei. Greta fühlt, dass sie etwas ausgelöst hat und lässt Lili zu.

„Sie fragte sich niemals, warum sie es zuließ, dass Lili sich in ihr Leben drängte. Wenn es Einar glücklich macht, ist alles erlaubt, sagte sie sich. Absolut alles.“

Greta realisiert schnell, dass es ihrem Mann nicht ums Verkleiden geht. Es ist kein Spiel. Sie spürt den ihr drohenden Verlust ihres Lebensgefährten und der Liebe ihres Lebens. Sie gibt Einar die Freiheit, um seine innere Seite zu leben. Sie akzeptiert Lilis Anwesenheit, ihre kleinen Eskapaden und die Suche nach Erfüllung. Sie toleriert sogar Lilis Ausflüge in eine ganz eigene Sexualität, die ziellos, unsicher und verschüchtert erfolgen. Greta Wegener kämpft nicht gegen Lili an. Der wohl größte Liebesbeweis, den eine Frau ihrem Partner machen kann.

Greta zeichnet Portraits von Lili. Voller Hingabe versucht sie all ihre Liebe in diese Gemälde einfließen zu lassen und merkt doch von Bild zu Bild mehr, wie sehr Einar verschwindet. Diese Gemälde machen sie berühmt. Ein gemeinsames Leben in Paris macht sie freier von Konventionen. Ein alter Jugendfreund von Einar gibt ihr Halt. Doch Einar selbst ist bereits ganz in Lili aufgegangen. Selbst seine eigene Malerei versiegt.

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

Der letzte Schritt zur Selbstfindung ist eine Operation, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gewagt wurde. Eine Geschlechtsumwandlung ist chirurgisches Neuland, doch während alle Ärzte lediglich Schizophrenie oder Homosexualität als Ursache für den inneren Konflikt vermuten, gibt es einen Arzt aus Dresden, der das Unmögliche wagt. In Dresden findet Einar Wegener seine Bestimmung. Beim Blick auf den Fluss findet er seinen vollen Namen. Lili Elbe. Begleitet von Greta stellt er sich der inneren Befreiung. Dem letzten denkbaren Schritt auf dem Weg zur Frau.

Für Greta bedeutet dies, den Tod des eigenen Mannes zu erleben. Für sie ist der Abschied brutal, während für Einar nur der quälende Lebensabschnitt endet, in dem er unfreiwilliger Gast seines Körpers war. Ob beide die Geburtsstunde Lilis erleben? Hier möchte ich an dieser Stelle weder dem Roman noch der Verfilmung vorgreifen. Beide gehen Hand in Hand und nutzen die gesamte Bandbreite des jeweiligen Mediums.

Wo der Film mit Bildkompositionen und der Klasse seiner Schauspieler brilliert, da schöpft der Roman aus der Geschichte der Beziehung. Innenansichten sind weniger interpretierbar, sondern im wahrsten Wortsinne erlesbar. Im Roman „Das dänische Mädchen“ ist die Entwicklung der Persönlichkeit von Lili ein lange angelegter Prozess. Schleichend und immer weiter raumgreifend. Einar und Greta wird mehr Geschichte eingeräumt, die vor Beginn der eigentlichen Handlung der Verfilmung angesiedelt ist. Tiefe entsteht in dieser Fassung auch durch Wissen.

Der größte Unterschied ist die Qualität der Beziehung zwischen Einar und Greta. Während sie im Film noch als verliebtes Pärchen gezeigt werden, das in der Sexualität befreit und glücklich ist, erzählt der Roman eine andere, differenziertere Geschichte. Hier steht schon früh im Mittelpunkt, dass dieses Paar keine Kinder bekommen wird, weil die geschlechtliche Beziehung brach liegt. Tiefe Konflikte liegen in der Luft und die Entwicklung vollzieht sich in eruptiven Kurven.

Allzu unvermutet entsteht aus der ersten Verkleidungsszene im Film der plötzliche Wunsch, nach dieser Lili zu suchen, die zufällig gefunden wurde. Und doch ist der Film ein Meisterwerk. Eddie Redmayne haucht unserem Bild von Lili Elbe Leben ein. Er wird dem realen Menschen, dessen Geschichte hier erzählt wird, ohne Überzeichnung und Verkitschung gerecht. Er ist die absolute Idealbesetzung für den Film, weil er aus jedem Augenblick einen großen Moment des Mitfühlens entstehen lässt.

Ebenso sehr liebe ich auch den Roman. Gefühle tragen die Handlung, Bilder werden greifbar und die sanft anmutende Erzählweise lässt die Mauern des Nicht-Verstehens einbrechen. Das FJB Jugendbuch Zusammen werden wir leuchten hat sich dieses Themas ebenso behutsam angenommen. Gemeinsame Leitmotive finden wir in beiden Geschichten und erkennen, wie schwer die Selbstfindung auch in unserer aufgeklärten heutigen Zeit noch ist.

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

The Danish Girl“ – Sehenswert. Prädikat: wertvoll.
Das dänische Mädchen“ – Lesenswert. Prädikat: Herzensbuch.
Beides gemeinsam – Liebenswert. Prädikat: Großes Kino für Herz und Verstand.
Und sehr relevant für die Oscar-Verleihung 2016 mit überraschendem Ausgang.

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

SPOILER…

Ich schreibe eigentlich niemals über das Ende eines Romans oder eines Films. Ich möchte niemanden um die letzten Momente des Lesens oder Sehens berauben. Hier kann ich nicht anders. Im Buch und im Kinofilm nach Dresden zu reisen, um dort zu erleben, wie nicht nur Einar Wegener, sondern auch Lili Elbe ihr Leben verliert, war und ist einer der emotionalsten Momente meines Lesens und Sehens. Und doch war Lili, als sie ihre Augen für immer schloss ihrem eigenen Ich näher, als in Einar eine Lebenslüge weiterzuleben.

Es ist nicht schön, in Dresden zu sterben. Manche Bücher verlangen sehr viel von mir. Und auch wenn sich die Begleitumstände des letzten Atemzuges in Buch und Film unterscheiden, hier geht es nur um Lili. Das ist es was zählt. Nicht mehr…

Es war jener Moment, in dem aus dem Balkon von Europa der Balkon der ganzen Welt wurde. Der Welt von Lili Elbe.

Das Grab von Lili Elbe in Dresden

Ein Nachtrag: August 2018. Der Trinitatisfriedhof in Dresden. Ein warmer Sommertag. Ein Grab, das es erst seit der Verfilmung des Romans wieder gibt. Rekonstruiert an der Stelle, an der man es vermutete. Eine kurze Suche, dank der Wegbeschreibung meiner guten Freundin. Einer der emotionalsten Momente dieser Städtereise. Ein Moment, in dem der Film vor meinem geistigen Auge ablief, und das Buch sich ganz neu für mich öffnete. Ein schöner Ort, um an sie zu denken. Das Ende Einer Spurensuche.

Eine sehr schöne Geste, ihr Schminkutensilien oder einen Frauenschal mitzubringen. Ein Grab, das heute für so vieles steht. Ein wichtiger Ort in Zeiten, in denen Rollenbilder und Aspekte der sexuellen Selbstbestimmung immer wieder infrage gestellt werden.

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Editorischer Hinweis: Im wahren Leben hieß die Ehefrau von Einar Wegener GERDA. So auch im Film. Im Roman wird sie Greta genannt.

Danish Girl - Das dänische Mädchen - David Ebershoff

The Danish Girl – Das dänische Mädchen – David Ebershoff

„Der Marsianer“ von Andy Weir [Buch, Hörbuch und Film]

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung

Da war es endlich wieder. Das große Lesegefühl meiner Jugendzeit. Tief versunken in Robinson Crusoe, allein auf einer einsamen Insel, nichts zu essen, kein Feuer und kein festes Dach über dem Kopf. Und dann die über allem stehende Angst vor den plötzlich auftauchenden Kannibalen. Wenn schon Menschen, dann doch bitte solche, die mir aus der literarischen Patsche helfen konnten. Unvergessene Momente unter der Decke mit Taschenlampe in einem der besten Bücher meines Lebens. Und bis heute war ich fest davon überzeugt, dass man das Gefühl von Einsamkeit kaum besser beschreiben kann und dass ein Stranden auf einer fremden Insel ungefähr das Schlimmste ist, was einem so passieren kann. Bis heute

Da kannte ich allerdings Mark Watney noch nicht! Da waren auch Planeten noch unerreichbarer weit weg, selbst für einen literarischen Sternwärter. Was? Sie kennen Mark Watney nicht? Sorry, den kennt doch jeder, denn er beherrscht die weltweiten Schlagzeilen, taucht in allen Nachrichten auf, und ist der wohl bekannteste Mann der Welt. Zumindest im Roman Der Marsianer von Andy Weir (Heyne Verlag). Warum er so bekannt ist? Nun das ist ganz einfach zu erklären. Er ist die moderne Variante jenes Robinson Crusoe, nur dass seine kleine einsame Insel ziemlich weit von der Erde entfernt ist. So zwischen 56 und 401 Millionen Kilometer. Richtig gelesen. Es schwankt ein wenig, denn Mark Watney befindet sich auf dem MARS!

Und Mark Watney ist nach eigenem Bekunden „Im Arsch!“ Sagt man doch so, in einer absolut ausweglosen Situation. Und das ist sie. Ausweglos, im wahrsten Sinne des Wortes. Mark Watney ist allein. Zurückgeblieben nach einer gescheiterten Mission der NASA auf dem roten Planeten. Die anderen Besatzungsmitglieder mussten den Planeten in einem Sturm Hals über Kopf verlassen, hielten ihn für tot und ließen seine Leiche zurück. Tragisch nur, dass diese Leiche nun putzmunter durch den roten Sand stapft und sich mit dem Gedanken anfreunden muss, hier elendig zu krepieren.

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung - AstroLibrium

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung

Vorräte für ein paar Wochen, Sauerstoff und Wasser nur für ein knappes Zeitfenster, eine Wohnkuppel, die nur für eine Verweildauer von maximal 31 Tagen eingerichtet ist, einige wissenschaftliche Test-Einrichtungen, zwei mobile Rover, ein paar Raumanzüge für Mars-Spaziergänge und eine Handvoll echte Kartoffeln für ein Thanks-Giving-Essen mit der Crew. Das ist es auch schon. Zumindest auf den ersten Blick. Wenigstens hat er im Vergleich mit Robinson Crusoe nicht mit Kannibalen oder sonstigen Besuchern zu rechnen, wobei Crusoe wenigstens Sauerstoff und Wasser in rauen Mengen hatte. Wie man es auch nimmt: „Mark Watney ist im Arsch!“

Und von Rettung kann wirklich keine Rede sein. Würde sich genau am Tag der Erkenntnis, „im Arsch“ zu sein, ein Rettungsteam der NASA auf den Weg machen, wäre mit einer Ankunft in fast vier Jahren zu rechnen. Traumhaft! Das würde gerade einmal ausreichen, um sich auf die Suche nach den längst verblichenen sterblichen Überresten eines Astronauten zu machen, der schon seit ein paar Jährchen tot ist. Also mehr „im Arsch“ geht eigentlich kaum und Mark Watney realisiert seine Situation schnell. Kein Kontakt zur Erde und ganz auf sich allein gestellt beschließt er, nicht einfach so sang- und klanglos zu sterben, sondern den Kampf aufzunehmen.

„Dann muss mir eben die Wissenschaft den Arsch retten!“, so lautet die eindeutige Kampfansage an einen toten Planeten.

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung

Andy Weir entwickelt in seinem Science-Fiction-Abenteuer „Der Marsianer“ einen fulminanten Wettlauf gegen die Zeit, der sich auf den unterschiedlichen Ebenen der Handlung abspielt. Denn neben allen Ressourcen, Vorräten und kreativen Ideen der Protagonisten fehlt ihnen das Wichtigste: ZEIT. Mark Watney versucht sie zu gewinnen, indem er den Mars kultiviert, Kartoffeln pflanzt, Sauerstoff und Wasser gewinnt, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben, bis eine Rettungsmission seine Zwangsheimat erreicht.

Die NASA kämpft um jede Sekunde, die ein Zeitfenster ermöglicht, ihren Astronauten nach Hause zu bringen. Die Besatzung der Hermes, die Mark Watney auf dem Mars zurückgelassen hatte, lässt zu viel Zeit ungenutzt verlaufen, da man sie nicht darüber informiert, dass ihr Crew-Mitglied doch noch lebt. Sie sollen sich nicht zu viele Vorwürfe machen.

Erst als es dem „besten Botaniker des Planeten“gelingt, mit der NASA in Kontakt zu treten, werden alle Probleme zu einem Ganzen gebündelt. Und auch hier fehlt sie an allen möglichen marsianischen Ecken und Enden. Die Zeit. Kann Mark Watney lange genug überleben? Wird die NASA in der Lage sein, alle Rekorde zu brechen, um den Mars rechtzeitig zu erreichen und wie reagiert die Besatzung der Hermes auf diese Entwicklung? Die Welt schaut auf den Mars. „Rettet Mark Watney“ wird zum Mantra, das alle Menschen vereint. Koste es was es wolle, hier muss die Menschheit zeigen, was es bedeutet, ein einziges Leben zu retten.

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung - Das Buch

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung – Das Buch

DAS BUCH – „DER MARSIANER“ – Heyne Verlag

Ich habe die Reichweite meines Lesesessel verlängert, meine Vorräte gehortet, mich mit Getränken und einer warmen Decke bewaffnet, um mich dann gemeinsam mit Mark Watney durch seine Eingebungen rund um das Überleben auf dem Mars zu lesen. Die Erzählperspektive schafft eine unglaubliche Nähe zum wohl einsamsten Menschen der Weltgeschichte. Ich komme mir vor, als säße ich selbst im Zentrum von Mission-Control und würde ganz frei nach dem Motto „Houston, wir haben ein Problem“ die einzigen Schlüssel zur Rettung meines Astronauten in Händen halten.

Ich beginne Mars-Karten zu studieren, berechne mit Mark Watney den Vorrat an Sauerstoff und pflanze mit ihm auf äußerst unappetitliche Art und Weise die ersten Mars-Kartoffeln an. Ich komme mir vor, als wäre ich selbst auf dem Mars und spüre die enge der Wohnkuppel. Und doch macht sich keinerlei Panik breit, denn wenn Mark Watney im Funktionsmodus ist, dann wird aus jeder noch so tödlichen Bedrohungen ein gelöstes Problem. Er scheint mir zu schreiben, wenn er sein Logbuch verfasst und in dem Moment, in dem Andy Weir seine „Blende“ aufzieht und andere Schauplätze und Charaktere ins Spiel bringet, befinde ich mich inmitten der größten Rettungsaktion in der Geschichte der Menschheit.

Aus Mark Watney wird die hundertfache Potenz des legendären Fernsehhelden MacGyver. Nichts ist unmöglich, nichts kann nicht noch schnell gebastelt werden und da, wo die Wissenschaft versagt, findet mein Astronaut einen Ausweg. Mir fehlt die wissenschaftliche Ausbildung, um seine Ideen zu überprüfen, aber ich will das auch gar nicht. Ich habe keine Zeit. Ich will lesen und einfach nur runter vom Mars. Das Buch entwickelt einen gigantischen Sogeffekt, der auch nicht aufhört, wenn man es schließt oder eine Pause einlegt. Man hat immer das Gefühl, man würde etwas verpassen.

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung - Das Hörbuch

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung – Das Hörbuch

DAS HÖRBUCH – „DER MARSIANER“ – random house audio

Wenn es das perfekte Szenario für ein Hörbuch gibt, dann dieses. Wenn es des intensiven Gefühls bedarf mit einer Romanfigur direkt verbunden zu sein, dann muss man „Der Marsianer“ hören. Mark Watney spricht uns direkt an. Es ist als würde man ganz persönlich mit ihm in Kontakt stehen. Die Stimme von Richard Barenberg wird zum Wegbegleiter in einsamsten Stunden und verleiht dem bisher nur Gelesenen eine unglaubliche Tiefe. Barenberg wird zu Watney. Er transportiert Humor, Sarkasmus und den unbedingten Willen zu überleben.

Man hört Richard Barenberg an, wenn er „im Arsch“ ist und merkt das Aufflackern von Hoffnung. Und wenn das Hörbuch die „Blende“ aufzieht und wir die NASA erleben oder an Bord der Hermes gehen, dann wird aus dieser Audio-Fassung eine Mischung aus O-Ton des Marsianers mit Live-Schaltungen in die Zentren des Wissens, die alles versuchen, um ihm zu helfen. Das ist mehr als nur eine Lesung. Noch bevor die NASA mit Mark Watney kommunizieren kann, sind wir als Hörer ganz nah dran an ihm.

Das Hörbuch liegt in einer gekürzten und einer vollständigen Fassung vor. Ich hörte gekürzt, was dem Hörerlebnis nicht geschadet hat. Das Hören flankierte mein Lesen. Beide Medien ergänzten sich und ich war froh, auch mal in meinem Mars-Rover zu entspannen und einfach nur zuhören zu können. Marstage sind auch für Leser sehr anstrengend. Den ein oder anderen Blick in den Himmel gönnte ich mir als Betreiber der kleinen literarischen Sternwarte AstroLibrium. Und dabei ertappte ich mich dabei, dass ich Mark zurufen wolle: „Du schaffst das“. Packend erzählt….

Der Marsianer von Andy Weir - Eine multimediale Betrachtung - Der Film

Der Marsianer von Andy Weir – Eine multimediale Betrachtung – Der Film

Der Film – „Der Marsianer“ – 3D – Scala Kino Fürstenfeldbruck

WOW. Mehr muss ich nicht sagen. Ich hatte das letzte Kapitel in Buch und Hörbuch beendet und betrat mit 3D-Brille unglaublich aufgeregt das Kino. Und auch hier war ich bestens vorbereitet. Getränke und viel Popcorn sollten mir helfen, die 132 Minuten auf dem lebensfeindlichen Planeten zu überleben. Der ständige Wechsel aus Problemen, Lösungen, Tempowechseln, Stagnation, Fortschritt und die unerschütterliche Zuversicht werden brillant von Matt Damon verkörpert. Natürlich überzeugt der Film durch seine Effekte, klare und herausragend eingesetzte 3D-Effekte, aber ihm gelingt noch mehr.

Er verleiht den Akteuren der NASA und der Crew der Hermes eine Tiefe, die im Buch manchmal zu wenig ausgeprägt scheint. Lesend und hörend ist Mark Watney extrem dominant. Er beherrscht die Szenerie und auch das Interesse der ganzen Welt an seiner Rettung wird zwar immer wieder eingestreut, die riesige Dimension dieser Medienpräsenz wird jedoch im Film erst richtig greifbar. Ein Prädikat, das nicht jede Literaturverfilmung für sich beanspruchen kann. Ich persönlich empfinde diesen Film als unverzichtbare Ergänzung zum Lesen und Hören. Nun ja, und erstmals habe ich das Gefühl, in der Kombination der drei Medien das Maximum an Genuss gefunden zu haben. Ich möchte kein Element missen.

Wer denkt, man müsse sich den Film nicht unbedingt anschauen, weil man ja alles gelesen hat, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum. Regisseur Ridley Scott hat mir in jeder Hinsicht etwas Besonderes geschenkt. Kleine Momente mit ganz großem Gefühl, Akteure in absoluter Bestform (Jean Bean und Matt Damon). Naja und eben ein Ende, das im Vergleich zum Roman mit einer Überraschung aufwartet.

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Wenn ihr Mark Watney auf den Mars folgt, deckt euch bitte mit Vorräten ein, bunkert Getränke und vergesst bloß euren Staubpinsel nicht. Er wird euch gute Dienste leisten. Verlängert eure Lesezeit, auch wenn ihr das Gefühl habt, dass irgendwo ein Lese-Leck entstanden ist und euch die Zeilen nur so durch die Finger rieseln, wie roter Marssand. Und verabschiedet euch vom Gedanken, in absehbarer Zeit wieder Kartoffeln essen zu wollen. Aber das erwähne ich nur am Rande. Guten Flug. Rettet Mark Watney.

Guten Raumflug in allen medialen Dimensionen...

Guten Raumflug in allen medialen Dimensionen…

T.C. Boyle bereitet in Die Terranauten“ eine solche Mission vor. Lesenswert.

Die Terranauten von T.C. Boyle

„Der Marsianer“ spielt auch eine große Rolle bei der Oscar-Verleihung 2016.

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Literaturverfilmungen und die Oscarverleihung 2016

Und finally die aktuellste Mondlandung von Andy Weir: „ARTEMIS

ARTEMIS von Andy Weir

Und weiter geht´s mit Andy Weir – Der Astronaut – Ein Himmelfahrtskommando

Der Astronaut von Andy Weir - Astrolibrium

Der Astronaut von Andy Weir