Blühende Fantasy in der kleinen literarischen Sternwarte

Fantasy und AstroLibrium

Fantasy und AstroLibrium – Ein literarisches Special

Die meiste Zeit meines Lesens verbringe ich damit, jemand anderes zu sein. Es ist ganz allein meine Zeit, die ich dabei zwischen den Seiten von Büchern verbringe, um dem Alltag zu entfliehen und mich zu Gedankenflügen verführen zu lassen. Viele Genres der Literatur bieten diese Fluchtpunkte an und unglaublich gute Autoren betätigen sich seit Jahren erfolgreich als meine ganz persönlichen Fluchthelfer. Sie lassen mich auch durchatmen, wenn ich nach dem Auftauchen aus Büchern „Gegen das Vergessen“ nur noch Abstand und anspruchsvolle Unterhaltung suche.

Dabei lese ich nicht zum Zeitvertreib. Ich genieße jede Minute in einem guten Buch und fühle mich in die Szenarien und Welten ein, die mir eine Fluchtmöglichkeit bieten. Ich nutze meine Zeit und lasse mich dabei auch auf Zeitsprünge ein, denn für mich ist jedes Buch eine Zeitreise. Ob in die Vergangenheit oder Zukunft, das lasse ich einfach auf mich zukommen. Ich bin dabei lesend wirklich sehr flexibel, wenn ich mich in meiner kleinen literarischen Sternwarte beharrlich auf die Suche nach buchigen Fixsternen am Bücherhimmel begebe.

Besonders leidenschaftliche Fluchten finden in einem Genre statt, dass oftmals ein wenig belächelt oder gar unterschätzt wird. Die FANTASY ist dabei jedoch seit ewigen Zeiten als eigenständige literarische Richtung mehr als etabliert. Jules Verne und H.G. Wells waren ihre Wegbereiter und die Werke von J.R.R. Tolkien zeigen bis heute, was es bedeutet, wenn fantastische Gedankenketten Leser und Zuschauer zeitlos fesseln. Ich fliehe gerne in fantastische Welten und bekenne mich zu meiner Leidenschaft. Ich liebe die Fantasy und bleibe ihr treu, wie man an einigen ausgewählten Beispielen sieht.

AstroLibrium – Eine Insel der blühenden Fantasy.

Fantasy und AstroLibrium

Fantasy und AstroLibrium – Das Lied von Eis und Feuer – Game of Thrones

Was braucht man mehr, als eine völlig erfundene und in sich geschlossene Welt, die mich lesenslänglich gefangen nimmt und einfach nicht mehr loslässt? Was braucht es mehr, als einige verborgene Lagerfeuerplätze in meinem Westeros? Orte, an die ich mich zurückziehen und träumen kann? Träume von einer Welt, in der ich gedanklich schon seit Jahren lebe und lese. Von fremden Wesen, die das Land bedrohen, obwohl eine unüberwindliche Mauer aus Eis alles beschützt. Von Herrschern, die miteinander um den einzig wahren Eisernen Thron der Sieben Königslande kämpfen und von Orten, deren magische Ausstrahlung mich zu Sklaven meines Lesens macht.

Winterfell, Harrenhall, Königsmund, Hochherz. Die Flusslande und Schnellwasser, Dorne und Casterlystein. Verwunschene Orte, die ich seit den ersten Zeilen in George R.R. Martins Das Lied von Eis und Feuer so gut wie meine eigene Westentasche kenne und die Heimat von Protagonisten, als deren Weggefährte ich mich seit Jahren fühle. Die Buchreihe ist unvollendet. Die Zukunft ist völlig offen und unvorhersehbar. Die epische Verfilmung Game of Thrones droht, die bisher veröffentlichten Bücher bald einzuholen und der Autor selbst träumt wohl gerade von der Idee, die Buchwelt von der Filmwelt zu trennen. Dem wahren Fan von Westeros bleibt nichts erspart. Gut so!

Neben den eigentlichen Romanen der Serie, den Filmen und einigen tollen Büchern rund um die Welt der Starks und Lennisters, die mir einen neugierigen Blick hinter die Kulissen erlauben, kann ich nun auch noch in einem Folianten versinken, der mir mein Westeros – Die Welt von Eis und Feuer noch näher bringt. Sehr gediegen gestaltet wartet dieses Buch mit allem auf, was man als Wanderer wissen muss. Wir planen dort unsere Lagerfeuerplätze und treffen uns lesend immer wieder zu tiefen Gesprächen und wilden Spekulationen. Eine absolute Traumwelt der Fantasie, die dem blühenden Garten der Fantasy neue Dimensionen verleiht. Es ist noch nicht zu spät. Reitet mit…

Fantasy und AstroLibrium

Fantasy und AstroLibrium – Tolkien lebt – Excalibur lebt

Es verwundert nicht, dass viele Fantasy-Spuren beim Godfather dieses Genres J.R.R. Tolkien beginnen und zu ihm zurückführen. Mit seiner Saga „Der Herr der Ringe“ hat er nicht nur ein eigenes Universum geschaffen. Er entwickelte seine Welten so konsequent weiter, dass eigene Völker, Länder, Kulturen, Sprachen, ja sogar eine eigene Poesie entstand. Er flankierte seine Erzählung mit Prequels und Sequels, spielte mit der grenzenlosen Neugier seiner Leser und verlangte ihnen viel ab.

Tolkien ist nicht leicht zu lesen. Allein die Einleitung zum „Herrn der Ringe“ liest sich, als müsse man kurz vor einer Abi-Prüfung die Geschichte der Welt komprimiert auf 100 Seiten lesen und verstehen, bevor man sich der nächsten Aufgabe stellen kann. Zu viel ist es oft. Viel zu umfassend holt er oftmals aus und doch setzte er alle Maßstäbe, die man seither an Schriftsteller dieses Genres anlegt. Der Hobbit ist dabei zu einem besonders guten Freund in meinem Leseleben geworden. Mein großer Schatz aus der Feder des legendären Autors.

Frisch verfilmt und schon lange zu Ende erzählt, inspiriert das kleine Volk aus dem Auenland immer noch unsere Fantasie. Man muss nicht groß sein in dieser Welt, um wahre Größe zu zeigen. Zeitlos ist diese Botschaft und zeitlos bleibt das Werk Tolkiens. Umso größer ist die Freude dann, wenn längst verschollen geglaubte Werke aus seiner Feder auftauchen und seine niemals aussterbenden Fans beglücken. König Arthurs Untergang“ zeigt, wie intensiv sich Tolkien mit den uralten Sagen beschäftigte und wie dieses Epos wohl aussehen würde, wenn er es selbst in Stabreimform verfasst hätte.

Unsterblich, dieser Tolkien. Unsterblich, seine Werke. Unsterblich, die Fantasy.

Fantasy und AstroLibrium

Fantasy und AstroLibrium – Die Seiten der Welt setzen Maßstäbe

All diese Werke haben eine große Gemeinsamkeit. Sie verlangen von ihrem Leser alle Hingabe dieser Welt. Sie entziehen sich messbarer Kritik und lassen Zweifel an den vom Autor erdachten Welten nicht zu. Fantasy ist eben so. Wenn uns der Autor erklärt, dass es möglich ist mit zwei Büchern einer Ausgabe von einem Ort zum anderen reisen zu können, dann ist das so. Wenn er uns erzählt, es sei möglich besondere Fähigkeiten zu entwickeln, indem man das Seitenherz seines Seelenbuches spaltet, dann muss man das so hinnehmen und akzeptieren.

Wenn Kai Meyer seine Leser in „Die Seiten der Welt“ hineinzaubert, dann verlangt er absolute Gefolgschaft und Lesertreue. Wenn er dann noch ganz persönlich beteuert, es sei möglich unter Bäumen zu liegen, an denen wundervolle Lesebändchen wachsen, Leselampen zu begegnen, die ihrem Besitzer ganz brav auf Schritt und Tritt folgen und Protagonisten sehen zu können, die aus ihren Büchern gefallen sind. Dann sind Zweifel nicht angebracht. Das ist wahre und große Fantasy. Man kann nicht in einem Lexikon nachschlagen, wie Libropolis, die Hauptstadt der Bibliomantik aussieht. Wir müssen nur glauben und uns einlassen. Ein mehr als schönes Lesegefühl.

Die Herausforderung für den Fantasy-Schriftsteller ist dabei riesig. Es gibt keine greifbaren Abholpunkte für seine Handlung. Er muss von Grund auf gestalten und wie ein kleiner Büchergott seine Wesen, Orte und Gedanken so zur Welt bringen, dass sie miteinander funktionieren und die Leserschaft begeistern. „Die Seiten der Welt“ halten was sie versprechen und sie werden in wenigen Tagen mit „Nachtland“ fortgesetzt. Hier wartet eine große Herausforderung auf uns, denn alleine schon die Gestaltung des Covers spielt mit unserer Fantasie. Klickt doch einfach auf die folgenden Begriffe. Ihr werdet sehen, was ihr davon habt: POSITIVNEGATIV… Zwei Bilder einer Bücherwelt der Fantasy.

Fantasy und AstroLibrium

Fantasy und AstroLibrium – Erstlingswerke mit viel Potenzial – Mikki Patrick

Ich lasse mich bei meinen Fluchten in die Welt der Fantasy allerdings nicht nur von den großen Autoren des Genres entführen, sondern bin wie bei allen Büchern nur am guten Inhalt interessiert. So stieß ich vor wenigen Tagen auf das Erstlingswerk von Mikki Patrick, erlebte ein wenig mit welchen Zweifeln und Hoffnungen sie in ihrer Welt eintauchte, schrieb und dem Erscheinen ihres Werkes entgegenfieberte. Jetzt sind ihre Anderswelt Chroniken Teil der großen Fantasy-Literaturlandschaft und warten darauf, gelesen zu werden.

Ich habe mich bereits auf den Weg gemacht. Begleitet von einem Glücksbringer und meinem kleinen in Leder gebundenen Notizbuch habe ich diese Welt betreten und lese ohne Vorbehalt. Jeder bekannte Schriftsteller hat mit einem „Erstling“ begonnen, jeder hat sein erstes gedrucktes Kind ins Leben geschickt und gehofft, es möge nicht von der Kritik zerrissen werden. Und wenn man sich einfach auf eine gute Geschichte einlässt, dann wird man von der frischen Sprache, plausibel angelegten Charakteren und Zitaten überrascht, die man vielleicht nicht erwartet hätte.

„Anderswelt“ hält mich im Moment noch gefangen. Ich werde natürlich weiter von meiner Reise berichten und bin bis dahin damit beschäftigt, eine junge Sterbliche zu begleiten, der ich dort begegnete. Ich muss darauf achten, dass man ihr die Wahrheit sagt, denn Lügen würden sie töten. Kira findet sich völlig unvermutet in einer Fantasy-Welt wieder und kann kaum glauben, welchen Wesen sie dort begegnet. In welcher Gefahr sie schwebt, wird ihr dabei erst klar, als ihre eigene Verwandlung beginnt. Hier geht es zum Anderswelt-Artikel…Ich bin am Ziel angelangt.

„Na toll… Sie befand sich in einem Raum mit Gimli, Lara Croft und Hellboy! Alias Solin, Ahima und Zarko! Was kam denn als Nächstes? Legolas oder doch Thor? Batman wäre auch cool. Kira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich ging ein heftiger Schmerz durch ihre Schultern. Sie schrie auf und…“

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Fantasy und AstroLibrium – Ivo Pala erobert nicht nur Kinderherzen

Ich bin inzwischen wohl auch bekannt dafür, dass ich nicht immer nur meinem Gefühl vertraue, sondern besonders gerne Kinder und Jugendliche mit den Büchern konfrontiere, die genau für sie geschrieben wurden. Die unmittelbare Rückkopplung der eigentlichen Zielgruppe ist hierbei für mich ein sehr wichtiger Gradmesser, ob ein Buch angenommen wird und die Herzen bewegt, die Gedanken anregt und einfach inspiriert. Der Drache hinter dem Spiegel von Ivo Pala begleitete mich zu einer besonderen Lesenacht im Kinderheim St. Alban.

Diese Lesenächte haben inzwischen gute Tradition und ich kann nur empfehlen den Artikel zu diesem Event zu lesen, da man hier wirklich gut erkennen kann, was Fantasy mit der Fantasie junger Menschen anzustellen vermag. Wir haben vorgelesen, diskutiert und unter Anleitung der Künstlerin Peggy Steike auch gemalt. Wir ließen den Kindern den Freiraum, während des Zuhörens ihre eigenen Gedankenbilder und Impressionen zu Papier zu bringen. Das Ergebnis hat nicht nur uns, sondern auch den ansonsten sehr sprachgewaltigen Schriftsteller mehr als sprachlos gemacht. Drachenstark!!!

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Ich denke, man kann anhand dieses kleinen Fantasy-Specials erkennen, welchen Stellenwert dieses Genre in meinem Lesen einnimmt. Ohne die Fluchten in neue Welten mit unglaublichen Wesen, Gefahren, Abenteuern und wilden Liebesgeschichten am Rande des Vorstellbaren kann ich mir mein Lesen nicht vorstellen. Ich bin froh um die treuen Wegbegleiter, die mir auf diesem Leseweg die Hand reichen und mich nicht alleine lassen. Ich danke für jeden einzelnen Abend an den Lagerfeuern von Westeros und das tiefe Verständnis meiner Träume.

Ich werfe mich jetzt in meine goldene Rüstung, wappne mich mit einem magischen Schild, greife zu einem verwunschenen Schwert und jage meinen Träumen hinterher. Immer getreu dem Motto von George R.R. Martin. Wir sehen uns in Winterfell oder dort, wo das wahre Lesen tobt.

„Die mutigen Männer töteten keine Drachen.
Die mutigen Männer ritten auf ihnen!“

Fantasy und AstroLibrium - Eine dauerhafte Verbindung

Fantasy und AstroLibrium – Eine dauerhafte Verbindung

Das Dickicht von Joe R. Lansdale – It`s Western Time

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

„Als Großvater zu uns rausgefahren kam und mich und meine Schwester Lula abholte und zur Fähre karrte, ahnte ich nicht, dass alles bald noch viel schlimmer werden oder dass ich mich mit einem schießwütigen Zwerg zusammentun würde, mit dem Sohn eines Sklaven und mit einem großen, wütenden Eber, geschweige denn, dass ich mich unsterblich verlieben und jemand erschießen würde, aber genau so war`s.“

Ja. Genau so war`s. Das kann ich wirklich bestätigen, seitdem ich die letzte Seite des Westerns Das Dickicht von Joe R. Lansdale (Tropen Verlag) gelesen und den Roman mit sehr gemischten Gefühlen verlassen habe. Genau so war`s. So und nicht anders. Mein Wort drauf.

„Gemischte Gefühle?“, werden Sie fragen. Ist das nicht ein schlechtes Zeichen, am Ende eines Westerns aus dem Sattel zu kippen und gemischte Gefühle zu haben? Und nur mal so: Wer liest heute noch Western? Ist deren beste Zeit nicht schon lange vorbei? Das reißt doch heute keinen gestählten Thriller-Leser mehr vom Lesehocker, was vor einigen Jahren noch mit rauchenden Colts und Wildwest-Romantik gewürzt wurde? Also wirklich… Ein brandaktueller Western? Klar, dass nur gemischte Gefühle bleiben.

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Ich kann diesen Gefühlsmix erklären. Ich kann sogar versuchen zu beschreiben, was mit mir im „Dickicht“ geschah. Ich kann vielleicht sogar vermitteln, worum es in diesem scheinbar antiquierten Vertreter einer aussterbenden Art geht. Was ich nicht kann? Ich kann Ihnen das Lesen nicht ersetzen – und das sollten Sie unbedingt tun, wenn Sie meine gemischten Gefühle teilen möchten. Sie sollten diesen Western unbedingt lesen. Sie würden etwas verpassen, wenn… Nun wir werden ja sehen.

Wir befinden uns im Texas an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Die goldene Zeit des Wilden Westens ist längst vergangen. Namen wie Jesse James, Whyatt Earp oder Doc Holliday sind längst Legende. Abgehalftert und deutlich in die Jahre gekommen zieht die „Wild-West-Show“ von Buffalo Bill durch die modernen Städte, um den Mythos am Leben zu halten. Erste Autos durchqueren Texas, Stromleitungen verbinden die kleinen Nester miteinander und das romantische Lagerfeuer in der Prärie gehört in weiten Teilen der Vergangenheit an.

Nur… So ganz hat sich diese Nachricht von der neuen Welt nicht verbreitet. Es gibt sie wirklich noch, die einsamen kleinen Farmen und Städtchen mit ihren Saloons und Freudenhäusern. Es gibt sie noch, die Wild-West-Widerstandsnester gegen die Moderne. Wilde Gegenden, in denen es zählt, wie schnell man den Colt ziehen und abfeuern kann, Abgelegen Regionen in denen alle abgedroschenen Klischées dieser längst vergangenen Zeit wie in einem Wildwest-Freilichtmuseum zu bestaunen sind. Aber Vorsicht: die Exponate schießen scharf.

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Jack ist gerade 16, als seine Eltern von den Pocken hinweggerafft werden. Mit 16 ist man im Westen schon fast erwachsen, aber dieses „fast“ würde nicht zum Überleben reichen. Das wird Jack ganz schnell klar. Er trägt nun die Verantwortung für seine jüngere Schwester und das ganze kärgliche Land seiner Eltern. Gegen die Pocken hätte er jedoch keine Chance.

Da übernimmt Grandpa das Heft des Handelns, gräbt Gräber, verbrennt das Haus, verkauft Grund und Boden und verfrachtet seine Enkel auf einen Karren. Nichts wie weg hier und ab zu Verwandten – weit genug entfernt vom unheilvollen Ort des Todes. Weit weg und aus der Reichweite der Pocken. Weit weg und mit nichts unterwegs, als mit den wenigen Habseligkeiten, in denen sich die Pocken nicht einnisten konnten. Großvater weiß, was er tut. Er ist im Wilden Westen uralt geworden. Und das ist ein Prädikat für sich. Doch sein guter Fluchtplan scheitert bereits am ersten Fluss, den sie mit einer Fähre überqueren müssen.

Denn sie sind nicht alleine auf dem wackligen Floss. Als wären alle Schurken des Westens wieder auferstanden und hätten sich in nur drei finsteren Gestalten wieder vereint, befinden sie sich nun in der Gesellschaft von Cut Throat Bill, Nigger Pete und Fatty Worth, die genau diese Fähre für ihre Überfälle nutzen. Es kommt wie es kommen muss. Ein Streit, ein Handgemenge, ein toter Großvater, eine kenternde Fähre, Jack, der schwimmend entkommt und drei Mega-Schurken im Besitz einer aufregenden Beute: die 14-jährige Lula.

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Jack schafft es mühsam bis ins nächste Kaff und wirft alles in die Waagschale, um seine Schwester zu retten. Allein ist er hilflos und er hat einen einzigen Trumpf, den er nun ausspielt. Er ist zahlungsfähig, da er die Landbesitzurkunde der verkauften Farmen seiner Eltern und seines Großvaters am Leibe trug. Er braucht nur eins, um seine Schwester zu retten. Kopfgeldjäger – und zwar die besten – mutige und skrupellose Revolvermänner, die es mit Cut Throat und seiner Bande aufnehmen können.

Das Schicksal meint es gut mit Jack. Er findet die Besten der Besten. Oder sagen wir… er findet unter den wenigen gerade Verfügbaren die Brauchbaren der Brauchbaren… oder vielleicht eher… Er findet die Einzigen, die gerade eben zufällig Zeit haben… also er findet JEMANDEN. Einen Zwerg namens Shorty, der in jeder freien Minute über den Sinn des Lebens philosophiert, Sterne beobachtet und Bücher von Mark Twain liest. Und natürlich dessen dunkelhäutigen Kumpel Eustace, den Sohn eines Ex-Sklaven. Der wirkt zwar mit seiner monströsen Schrotflinte recht gefährlich, aber zuverlässig ist er nur, wenn er nicht getrunken hat. Also… selten… Die einzige Konstante des Trios scheint Keiler zu sein. Ein rauflustiger und anhänglicher Eber. Richtig gelesen – EBER!

Auf dem Weg ins Dickicht schließen sich ihnen weitere heldenhafte Wegbegleiter an. Die brauchen sie auch zwingend, denn Cut Throat hat sich in seinem Versteck im Unterholz in die Arme seiner ganzen Privatarmee gerettet. So geht sie los, die wilde Jagd durch den wilden Westen. Jack, Shorty, Eustace, Keiler, der harmlose Sheriff Winton, eine geflohene Prostituierte namens Jimmie Sue und der junge Spot… Sie alle gegen eine deutliche Übermacht auf Seiten der Schurken. Ob es ihnen gelingt, Lula zu befreien und was wird das Mädchen durchgemacht haben, sollte sie überhaupt noch leben?

Auf geht´s ins Dickicht. Sattelt Eure Pferde und immer dem Zwerg nach! Ihr erkennt ihn ganz einfach am Pferd mit der Strickleiter an der Seite (wie sollte er auch sonst aufsteigen können). Hoooo Brauner….

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Was Joe R. Lansdale dann mit seinen Lesern veranstaltet ist kaum in Worte zu fassen. Ein Mix aus atemloser Spannung, emotionalem Tiefgang (ja – richtig gelesen, man sollte Shorty zuhören, wenn er philosophiert), romantischen Gefühlen im Angesicht von Todesgefahr (Jack wird vielleicht erwachsener, als ihm lieb ist… mit der Prostituierten Jimmie Sue im Sattel… öhm, an der Seite) und aberwitzig lustig in Dialogen und Schilderungen selbst der wildesten Schießereien.

Kostprobe zum Thema Zeugenbefragung:

„Wo hast du denn dieses abgesägte Stück Scheiße und den Nigger her?“

„Wir sind mit der Post gekommen“, sagte Shorty. „Von Sears and Roebuck. In dem Katalog ist eine Photographie von uns. Man kann uns bestellen. Unsere schlechte Laune ist im Lieferumfang inbegriffen. Ich werde dir jetzt eine Reihe einfacher Fragen stellen, und zwischen jeder Frage ziehe ich dir mit der Pistole eins über!“

Oder zum Thema Identifizierung von Opfern:

„Bevor sie aufbrachen schaute sich der Sheriff noch mal genauer an, was von den Toten übrig war, nur für den Fall, dass er jemand kannte, aber dafür hätte er schon einen Steckbrief gebraucht, auf dem der linke Hoden oder die Eingeweide eines Verbrechers abgebildet waren, denn mehr war von denen nicht übrig.“

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Das Dickicht von Joe R. Lansdale

Kommen wir zu den gemischten Gefühlen zurück, die ich eingangs beschrieb. Ich war nass geschwitzt vor Spannung; habe Tränen gelacht vor makabrer Schadenfreude; habe innegehalten bei den tiefen Weltbetrachtungen eines riesigen Zwerges; war mehr als aufgeregt bei jedem tiefen Augenblick, den Jack und Jimmie Sue sich ganz heimlich zugeworfen haben; war sentimental berührt über die Beschreibungen des alten Wilden Westens und habe am Ende geheult wie ein Schlosshund, weil das Schlusskapitel der grandiosen Story die Krone aufsetzt.

Der Western lebt – zumindest, wenn er aus der Feder von Joe. R. Lansdale stammt. Wer sich an Spielfilmserien, wie „Lonesome Dove“ erinnert und diese liebt, der muss „Das Dickicht“ lesen. Wer „Game of Thrones“ verehrt und selbst erleben möchte, wie sich der Zweg Tyrion Lennister mit Colt und Pferd im Wilden Westen behauptet, der muss dieses Buch lesen – dieser Zwerg ist ebenso gigantisch. Ich habe da nicht übertrieben. Schaut mal, wie die Besetzungsentscheidung für die Verfilmung aussieht… hier

Und wer einfach nur in jeder Beziehung bestens unterhalten werden möchte, dem wünsche ich meine gemischten Gefühle. Ich garantiere, dass Shorty die Leserherzen erobern wird, wenn er darüber erzählt, was die wahre Liebe für ihn ist: Jemand der sich nicht scheut, bei Tageslicht Hand in Hand mit einem Liliputaner durch die Straßen einer Stadt zu gehen. Dieser Mann hat Tiefgang ohne Ende! Glauben Sie mir. Aber Sie würden nicht glauben, bei wem er diese Liebe findet.

It`s Western Time bei AstroLibrium

It`s Western Time bei AstroLibrium

Game of Thrones – Hinter den Kulissen einer Saga

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

„Ihr seid verrückt“, sagte ich zu ihnen. „Das ist zu groß. Zu kompliziert. Zu teuer!“

Wahre Worte eines großen Schriftstellers unserer Zeit. Und darüber hinaus die einzig plausible Antwort auf die Idee zweier Regisseure, die davon überzeugt waren, die große Fantasy-Saga Das Lied von Eis und Feuer als TV-Serie für den US-Sender HBO auf den Bildschirm bringen zu können. George R.R. Martin hatte zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Bücher der Reihe veröffentlicht (in Deutschland sind dies zehn Romane) und weitere zwei Folgen waren geplant.

Natürlich dachte er immer daran, wie es wäre, Westeros und seine Protagonisten im ewigen Kampf um den Eisernen Thron in einer filmischen Adaption zu erleben. Aber bei aller Fantasy, Martin ist und bleibt Realist. Budget, Umfang und Qualität der Umsetzung – all dies ließ ihn daran zweifeln, dass seine Erfolgsbücher überhaupt zu verfilmen sind.

Darüber hinaus hatte sich HBO bis dahin zwar einen Namen als Sender für episch ausgedehnte anspruchsvolle Fernsehserien gemacht, aber für Fantasy schien man sich dort eigentlich nicht zu interessieren. Band of Brothers, Deadwood, The Pacific und Rome hatten gezeigt, was hier möglich ist. Game of Thrones jedoch würde all dies in seiner Dimension sprengen und blass aussehen lassen.

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

Wie wir alle wissen, sind diese Bedenken inzwischen Geschichte. Vier Staffeln der weltweit beliebten TV-Serie sind bisher ausgestrahlt und die weiteren Fortsetzungen entstehen gerade. 40 fast einstündige Folgen fanden faszinierte Zuschauer in aller Welt, die Produzenten und Schauspieler wurden mit internationalen Preisen überschüttet und ein Ende ist nicht abzusehen, weil auchDas Lied von Eis und Feuer nicht beendet ist.

Wie kein anderer Autor hat George R.R. Martin selbst an der Umsetzung seiner Buchvorlagen mitgearbeitet und dies ist wohl der Hauptgrund für den Erfolg der Adaption. Dialoge aus den Büchern finden sich unverändert in der Verfilmung und die Unterschiede zur Buchreihe sind marginal.

Wer Westeros erlesen hat, wird sich in „Game of Thrones“ fühlen, als wäre er aus einem Traum erwacht und könne nun alles mit klarem Blick selbst erleben. Charaktere stimmen mit der eigenen Vorstellung überein und die Komplexität der Buchreihe hat in der Verfilmung nicht gelitten. Leser werden zu Betrachtern und aus Fans der Verfilmung werden wiederum Leser. Ein sich immer wieder neu schließender Kreislauf, der in der Geschichte der Literaturverfilmungen einzigartig erscheint.

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

Als begeisterter Leser der Bücher begann ich mich auch nach den ersten, atemlos bestaunten Staffeln dafür zu interessieren, wie es zu dieser Umsetzung kam, welcher Aufwand betrieben wurde und wie diese Detailverliebtheit überhaupt zu realisieren war und ist. Ich machte mich auf die Suche, recherchierte im Internet und stieß zufällig auf ein Buch mit dem passenden Titel Game of Thrones – Hinter den Kulissen aus dem Panini Verlag. Es schien sich hierbei nicht um ein reines Filmbuch zu handeln, denn die Aufmachung und das Cover ließen mich hoffen, mehr als ein paar Fotos vom Filmset und Drehbuchauszüge zu finden.

Bei meinem Buchhändler des Vertrauens konnte ich es dann bestaunen und meine Hoffnung bestätigte sich bereits beim ersten Blick in das Gesamtkunstwerk, das ich in Händen halten durfte. Es ist ein besonderes Gefühl, dieses Buch zu berühren. Es fühlt sich weich an, wie in Leder von Schattenwölfen gebunden und die Goldprägung des gewichtigen buchigen Großkalibers erinnert so sehr an die wertvollen Folianten aus der Bibliothek in Königsmund.

Man merkt schnell, dass auch hier die große Liebe zum Werk von George R.R. Martin seinen Niederschlag gefunden hat, denn ich halte viel mehr als ein Filmbuch in Händen. Es ist nicht nur der Blick hinter die Kulissen von Westeros, es ist der Blick in die Landkarte der Sieben Königslande, mit ihren Herrscherhäusern, Burgen und Stammbäumen.

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

Die Mischung macht hier die Faszination dieses Buches aus. Einerseits begegnet man, flankiert von passenden Buchzitaten, den wichtigsten Charakteren der Buchreihe. Ihre Einordnung in die Gesamthandlung ist ebenso aufschlussreich beschrieben, wie die Sichtweise der Schauspieler, die sich für unbestimmte Zeit mit der jeweiligen Rolle zu identifizieren haben. Andererseits erlebe ich die Entstehung einer ganz besonderen Welt im Filmstudio.

So habe ich das Gefühl, im Familienalbum der Häuser Stark und Lennister blättern zu dürfen, erhalte wichtige Einblicke in die geschichtliche Entwicklung der Konflikte und erlebe in diesem Buch „mein“ Westeros völlig neu. Auf jeder Seite erwacht zum Leben, was ich zuvor gelesen und gesehen habe. Kein Wort zu viel, keines zu wenig. Nichts wird vorweggenommen, nichts verheimlicht. Erneut habe ich das Gefühl, wieder zuhause angekommen zu sein.

Eine solche literarisch opulente Abrundung der Leidenschaft für „meine“ Fantasy-Fantasie hatte ich nicht erwartet. Es ist weit mehr als der Blick hinter die Kulissen, der hier gewährt wird. George R.R. Martin kommt ebenso zu Wort, wie die Regisseure und Schauspieler – und dabei begibt sich dieses Buch nicht in die Position des neutralen Betrachters. Es ist Teil des Liedes von Eis und Feuer.

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen gehört zu meinen absolut unverzichtbaren Buchschätzen. Ich schmökere oft darin, weil es sich anfühlt, wie ein Blick in das Wohnzimmer der eigenen Fantasie. Ich inhaliere die Stimmung der unterschiedlichen beschriebenen Landschaften der Königreiche und genieße es, mir die Stammbäume der einzelnen Häuser zu veranschaulichen.

Ich bin nah bei den Lieblingsfiguren, ihren Wegen durch die Handlung und ihrer Entwicklung im Verlauf der großen Saga. Und darüber hinaus bin ich fasziniert von der geschilderten Dimension der Herausforderung, dies alles zu verfilmen. Man spürt, wie das Herzblut auf jeder Seite laut pocht und erahnt, wie sehr die Schauspieler mit ihren Rollen verwachsen sind.

Hintergründiges und Anekdoten vom Set spicken das Buch und machen daraus ein umfassendes facettenreiches Festessen für alle Liebhaber von Buchreihe und Serie. (Herrlich zu lesen, wie der Darsteller von Jon Snow reagiert, als man ihm ein gefälschtes Drehbuch gibt, in dem steht, dass er den kompletten Rest der Serie mit entstelltem Narbengesicht spielen muss!)

Game of Thrones - Hinter den Kulissen

Game of Thrones – Hinter den Kulissen

Taucht ein in die Welt von „Game of Thrones“ und überzeugt euch selbst davon, dass ein Filmbuch mehr als ein Filmbuch sein kann. Der Blick hinter die Kulissen dieses gesamten Projekts ist gleichsam ein Blick über den Tellerrand und ein Blick in die Herzen aller Beteiligten – und damit auch ein tiefer Blick in euer eigenes Leserherz.

Es wird höher und im Rhythmus des einen Liedes schlagen, das euch schon so lange begleitet. Das Lied von Eis und Feuer.

Ich reite weiter… meine Wache beginnt… und hier geht es weiter!

Game of Thrones - Hinter den Kulissen - Direkt weiter zu Teil 2

Game of Thrones – Hinter den Kulissen – Direkt weiter zu Teil 2

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