Raily im Kreuzverhör

Mr. Rail im Kreuzverhör - Ich stelle mich...

Mr. Rail im Kreuzverhör – Ich stelle mich…

Raily im Kreuzverhör… Aus der kleinen Briefaktion mit der Frage des Tages wurde ein ganzer Fragenkatalog, dem ich mich natürlich stellen möchte. Ich betrachte hierbei Eure Fragen als meinen ganz persönlichen und dynamischen Proust-Fragebogen und genau deshalb haben sie auch diesen exponierten Platz auf AstroLibrium erobert.

Es macht sehr viel Spaß, die Gedanken fliegen zu lassen die einzelnen Fragen Schritt für Schritt zu beantworten. Und natürlich kann in den Kommentaren zu dieser Seite immer wieder nachgebohrt oder auch ganz neu gefragt werden…

Was treibt dich an, Gegen das Vergessen zu schreiben?

Was treibt dich an, Gegen das Vergessen zu schreiben?

Scathach Nimmerland

Ich würde gern wissen, warum dir das Thema „Gegen das Vergessen“ so wichtig ist?

Also ich weiß natürlich das es verdammt wichtig ist, diese Zeiten nicht zu vergessen aber es kann ja sein, das es dir ein persönliches Anliegen ist…das vielleicht Vorfahren deiner Familie intensiver mit der dieser Zeit zu tun hatte. Das wäre also mein Thema für dich

RAILY:

Eine mehr als wichtige Frage für mich, die ich bereits in einem langen Brief und einigen Hintergrundinformationen zu diesem sehr persönlichen Thema beantwortet habe. Dieser Brief ist inzwischen im Hause Nimmerland angekommen und hat eine mehr als bewegende Reaktion hervorgerufen:

Mit nur einem Klick zur Reaktion aus dem Hause Nimmerland

Mit nur einem Klick zur Reaktion aus dem Hause Nimmerland

Darüber hinaus habe ich bereits zu meinen ganz tiefen Beweggründen, Gegen das Vergessen zu schreiben einen ebenfalls sehr persönlichen Artikel verfasst, der viel Licht ins Dunkel meiner inneren Motivation bringt. Weihnachten 1944 – Ein Ring der alles veränderte„… – auch für mich!

Thomas Klaus Jessen

Gibt es einen familiären Bezug zum „Gegen das Vergessen“-Projekt?

RAILY:

Hier kann ich nur auf den genannten Artikel zur vorhergehenden Frage verweisen. Der familiäre Hintergrund ist gegeben und ich blicke persönlich auf eine Familientradition zurück, in er es erst den letzten beiden Generationen (meinem Vater und mir) gelungen ist, nicht für Monarchie oder Ideologie, sondern für Demokratie uniformiert einzustehen.

Raily ganz privat...

Raily ganz privat…

Lili Hamann

Blut ist dicker als Wasser… Gibt es für Dich auch nicht Blutsverwandte, die trotzdem zur Familie gehören? Was bedeutet Dir Freundschaft?

RAILY:

Grundsätzlich stimme ich zu, wenn es heißt, Blut ist dicker als Wasser. Aber in allen Familien kann das Blut eben so dick und zäh werden, dass es die lebenswichtigen Gefäße verstopft und irgendwann zum Infarkt führt. Bei uns ist das nicht so, aber das Leben ist einfach zu komplex, um alle Verwandtschaftsbeziehungen als harmonisch zu bezeichnen.

Genau deshalb sind Freundschaften für mich besonders wichtig. Sie halten dann ein Leben lang, wenn die gegenseitigen Grenzen respektiert werden und man alles das, was man einfordert auch selbst in die Waagschale dieser Beziehung investiert. Nur zu Nehmen ist das Todesurteil für eine solche Freundschaft. Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass ich bereit bin eine tiefe Freundschaft zu beenden, wenn dieses Missverhältnis zur bestimmenden Größe wird.

Es gibt gute Freunde, die zum engen Kreis der Familie gehören – zweifellos. Aber nicht um jeden Preis und nicht mehr, wenn sie die Waagschale aus der Balance bringen. Damit bin ich jetzt 52 Jahre sehr gut und konsequent gefahren.

Sabine Kettschau

Woher kommen Deine unkonventionellen Ideen und die Energie und Leidenschaft für die Umsetzung?

RAILY:

Ich war vor kurzer Zeit mit meiner Familie in einem Gottesdienst. Der Bischof sagte sehr bestimmt, dass ein Leben nur dann lebenswert ist, wenn man für eine ganz bestimmte Sache brennt und schloss die Frage an, wer denn das Gefühl hat, zu brennen! Extrem ratlose Gesichter. Ich strahlte für mich. Ich trage eine Flamme der Begeisterung für die Literatur in mir, ich bin angetrieben von der Suche nach guten Ideen und Geschichten. Ich fliege im Gedanken, „Gegen das Vergessen“ schreiben zu dürfen und fühle mich dabei wie ein Heißluftballon, den das innere Feuer immer weiter in die Höhe treibt – die Richtung ist dabei nicht immer vorhersehbar. Ich vertraue dem Wind und seiner Intuition.

Diese Flamme setzt Gedanken und Kreativität frei, die mich manchmal selbst erstaunt. Aber wenn du im Feuer stehst, und die Wärme spürst, die deine Leidenschaft entfacht, dann wirst du Zeuge eines Feuerwerks, das ganz tief in dir selbst verborgen ist. Ich wünsche jedem Menschen dieses innere Feuer…

Ulla Meyer

An was kannst Du Dich aus Trier erinnern, wann warst Du zuletzt da und was hast Du über Trier gelesen?

RAILY:

In meinem Herzen bin ich dort nie weggegangen. Meine Großeltern sind dort beerdigt und mein Bruder, den ich nie kennenlernen durfte. Dort wo deren Gräber sind, ist meine Heimat. Auf dem Domstein bin ich rumgerutscht, die Weiher habe ich unsicher gemacht und mit meinem Opa entdeckte ich das alte Rom, das so allgegenwärtig ist in meiner Stadt. In der Bäckerei meiner Familie habe ich gejobbt und meinen Vater zu einem letzten Spaziergang durch unser Trier begleitet.

Der Bund mit meiner Stadt ist in besonderer Weise auf alle Zeit geschlossen. Der Trierer Dom ist keine Pfarrkirche. Und doch ist es mir ermöglicht worden, dass unsere beiden Kinder im Abstand von fünf Jahren dort getauft wurden. Sie stehen im Taufregister dieser Kirche, nachdem dort mehrere hundert Jahre nicht getauft wurde und zwischen ihnen steht kein weiterer Name… und bis heute ist keiner gefolgt. Das ist einzig für uns alle.

Ich habe viel über mein Trier gelesen. Viele Geschichten und viel Geschichte. Diese Stadt in Trümmern zu sehen in Büchern über den Zweiten Weltkrieg hat geschmerzt, weil ich weiß, wer zu dieser Zeit dort lebte.

Uwe Rennicke

Was nimmst Du mit auf die Gralssuche? Den Montségur und Carcassonne darfst Du dabei nicht vergessen? Plus wer schmeißt Deinen Haushalt?

RAILY:

Für mich hat die Suche nach dem Heiligen Gral eher symbolischen Charakter und sie bedeutet für mich, immer auf dem Weg zur Erkenntnis zu sein. Auf dieser Suche nach dem Sinn des Lebens sind wir alle. Ich habe schon beschrieben, dass ich diesen Sinn für mich schon lange gefunden habe und doch noch nicht am Ziel angekommen bin. Ich bin ein Suchender und habe gerne Weggefährten an meiner Seite, die mich ausrichten und anleiten, die helfen und zweifeln, korrigieren und unterstützen. Wer nicht zweifelt, der wird diesen Gral des eigenen Lebens nicht finden.

Zwei magische Gegenstände begleiten mich auf dieser Suche. Das oben auf dem Bild in meiner Hand liegende Amulett des Benediktinerordens und eine Jakobswegmuschel aus Bronze. Ich denke, diese Wegweiser sind voller Energie und Ausstrahlung. In Wirklichkeit mag ich den Gral jedoch gar nicht finden. Ich fürchte mich vor dem Ende der Suche. Das ist mehr als aufrichtig formuliert. Es ist die Angst vor dem Ende des Weges.

Die Frage nach dem Haushalt ist nicht so leicht beantwortet, wie man denkt. Es ist nicht der nur Haushalt, der mir geschmissen wird. Es ist mein Leben und die Erziehung der Kinder. Es ist so viel mehr… und dafür zeichnet meine Frau verantwortlich. Seit unendlich vielen Jahren und für ebenso unendlich viele Jahre noch, wie wir beide hoffen.

Railys Antworten zu literarischen Fragen

Railys Antworten zu literarischen Fragen

Theresa Engel

Wenn Du Mäuschen spielen dürftest, wessen Schicksal in Game of Thrones würdest Du ausspionieren. Wenn Du einen der Toten erwecken dürftest – wen würdest Du erlösen? Würdest Du überhaupt etwas ändern, falls ja, was?

RAILY:

DasLied von Eis und Feuer ist für mich persönlich so etwas wie eine literarische Heimat geworden. Man zieht in die Ferne, lebt sein Leben und kommt trotzdem immer wieder nach Westeros zurück, liest, hört oder schaut sich die phänomenale Umsetzung in der Serie „Game of Thrones“ an.

Man findet in dieser buchreihe Protagonisten, die man abgrundtief hasst und solche, in die man sich lesend verliebt, denen man Gefolgschaft schwört und mit denen man lange Nächte auf der großen Mauer verbringt, um das Land vor Schattenwölfen , weißen Wanderern oder Wildlingen zu verteidigen.

Die unfassbare Unvorhersehbarkeit der Geschichte macht dabei für mich einen großen Reiz aus. Fassungslos musste ich mich von Charakteren verabschieden, die mir ans Herz gewachsen waren und ebenso plötzlich zog ich meinen Hut vor den größten Schurken. Am Abend der „Roten Hochzeit“ habe ich geheult wie zwei Schlosshunde – ich war wütend auf George R.R. Martin und wusste kaum wohin mit meinen Gefühlen. Meine Heimat war tief erschüttert.

Und doch würde ich nicht eingreifen wollen, nichts zu ändern versuchen oder irgendeinen Toten ins buchige Leben zurückschreiben, auch wenn ich es könnte. Es würde sich so falsch anfühlen, wie den Verlauf der ganzen Geschichte zu ändern. Nein – ich würde die Finger von jeder Veränderung lassen – ich glaube, ich würde nur noch schlimmeres Unheil anrichten.

Brienne von Tarth, Khaleesi und Arya Stark sind mir (an der aktuellen Stelle des Lesens, Hörens und auch Fühlens) geblieben. An ihnen hängt mein Herz mehr als an anderen Protagonisten. Ich würde schon manchmal gerne wissen, was mit ihnen geschieht, wohin der Weg sie treibt und am Wichtigsten, ob sie am Leben bleiben… Nur – ich gestehe, ich fürchte mich vor diesem Blick… es wäre fast so, als würde man sein eigenes Leben spoilern.

Die Versuchung ist groß, Theresa, aber die Sieben Königslande mögen mich bitte davor behüten, mir die „Hand“ zu verbrennen. Verneig…

Karin Hillig

Hast Du deine buchigen Schätze in allen Räumen verteilt… liest Du auf dem stillen Örtchen?

RAILY:

Ach Karin, eine ganz gemeine Frage. Eigentlich träume ich von einem privaten Lesesaal – der Bibliothek meines Leselebens, in der sich alle meine Schätze aneinander reihen und in buchiger Eintracht auf meine täglichen Zugriffe warten. Allein – es ist und bleibt derzeit ein Traum. Meine Bücher haben Regale und Schränke erobert, liegen zu meinen Füßen, stapeln sich in der Reihenfolge des Lesens auch mal auf dem Boden und warten in einer Rezensionskiste darauf, vom SUB befreit zu werden

Zu meinem Leidwesen sind viele Schätze in Kisten ausgelagert, weil der Platz für diese Bibliothek nicht vorhanden ist und ich mich nicht wegen der Bücher von meinen Kindern trennen mag… (Obwohl… das bringt mich gerade auf eine Idee…) Ja, sie sind in fast allen Räumen verteilt und lauern mir bei Schritt und Tritt auf. Allerdings chaotisch sieht es deshalb nicht aus… nur ein wenig buchig.

Und auf dem „Stillen Örtchen“ wird nicht gelesen. Ich bevorzuge Leseplätze mit einem Ambiente, das meinem Lebenslesegefühl deutlich mehr entspricht.

Wenn ich eine Glaskugel hätte, ja dann...

Wenn ich eine Glaskugel hätte, ja dann…

Inge da Silva

Wie stellt man sich den Kontinent Europa in 50 Jahren vor – wie geht es der Wirtschaftsmacht China und wie leben wir?

RAILY:

Diese Frage wurde mir bereits 1531 und dann wieder 1739 gestellt. Die Beantwortung führte jeweils dazu, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur meine Hand für meine Aussagen ins Feuer legen musste. Beide Male traf ich dabei auf da Silvas!

Diego da Silva verurteilte mich in seiner Funktion als Großinquisitor für meine (übrigens schon im Winter 1128 erstmals geäußerte) unverschämte Behauptung, unsterblich zu sein und Antonio José da Silva brutzelte zwei Jahrhunderte später für ähnliche Vergehen mit mir auf dem Scheiterhaufen..

Und bevor ich nicht weiß, zu welchem Familienzweig Du, liebe Inge gehörst, gehe ich auf die Frage nicht weiter ein. Gebranntes Kind.. du weißt… 😉

Grit Kästing

Wenn Du in Deiner Glaskugel in die Zukunft sehen könntest, welches Bild siehst Du in 20 Jahren?

RAILY:

In Anbetracht der Tatsache, dass mir niemals Inquisitoren namens Kästing über den Weg gelaufen sind, möchte ich deine Frage gerne beantworten. In 20 Jahren bin ich 72 Jahre alt und hoffe, dann schmunzelnd auf diese Antwort zurückblicken zu können.

Was ich für das Jahr 2034 ganz deutlich sehe:

Der 14. und damit letzte Band der Buchreihe Das Lied von Eis und Feuer erscheint endlich auf dem Buchmarkt und endet mit den Worten „Fortsetzung folgt“.

Womit ich auch zum Ausdruck bringe, dass ich in 20 Jahren einen florierenden Buchmarkt mit gedruckten Lesenswegbegleitern sehe! (Ich bin ein hemmungsloser Romantiker).

Die Überalterung der Gesellschaft zeichnet verantwortlich dafür, dass „Seniorenbücher“ als eigenständiges literarisches Großdruck-Genre Hochkonjunktur haben. Es handelt sich dabei um Romane mit maximal zwei Protagonisten, einem sehr leicht verständlichen Handlungsstrang und unendlich vielen Wiederholungen, um auf Seite 30 nicht bereits vergessen zu haben, worum es im Buch geht. Ich setze dann sehr auf dieses Genre!

Die katholische Kirche hat sich völlig gewandelt. Frauen sind inzwischen in Priesterämtern zugelassen, der Zölibat ist abgeschafft und Päpstin Franzisca hat das Kirchenvermögen unter den Armen der Welt verteilt. (OK, Leute, das war jetzt echt nur ein Spaß!!!)

Alles was ich sonst so sehe, schrieb ich bereits 1550 unter meinem damaligen Pseudonym Nostradamus und die Werke sind für interessierte Leser frei zugänglich!

Nachtrag: Sepp Blatter ist immer noch FIFA Generalsekretär; Flüchtlingswellen nehmen dramatische Ausmaße an – täglich versuchen zehntausende Italiener nach Lampedusa zu fliehen, um von dort nach Afrika zu gelangen. (Wir können da wie immer ganz beruhigt zuschauen (uns betrifft das ja nicht!); der G2 – Gipfel findet ohne Proteste in der Eifel statt; der Flughafen Berlin feiert sein einjähriges Bestehen; in Deutschland wird die Rente mit 92 beschlossen und die Drachme ist das neue europäische Zahlungsmittel. (Mehr wollt Ihr nicht wissen…) 😉

Moni Maccheronis

Was müsste Frau Merkel tun…? Vielleicht für Deine Berufsschicht?

RAILY:

Ich werde weder polemisch, noch politisch. Ich stelle lediglich für mich persönlich fest, dass Angela Merkel mitverantwortlich dafür ist, dass ich mich in diesem meinem Land in jeder Beziehung wohler fühle als dies in 95 % aller Länder dieser Erde der Fall wäre. .

Margarete Neumeister

Wie entlocke ich meinem Federkiel die Geheimnisse, die er vor langer Zeit geschrieben hat?

RAILY:

Ich denke, du entlockst ihm sein gesamtes Wissen durch den täglichen Gebrauch. Jeder Buchstabe und jedes Wort, das den Federkiel heute verlässt, ist geprägt von allen Gedanken, die er in früheren Zeiten zu Papier gebracht hat. Und doch dient er nur als Werkzeug Deines Geistes.

Der Stift ist der verlängerte Arm des Schreibenden. Dabei bleibt er jedoch ein kleines Wunder, wenn man darüber nachdenkt, was er bisher alles „von sich gegeben hat“. Aber weder ist der Federkiel böse, der Todesurteile unterzeichnete noch ist derjenige gut, der Liebesromane schreibt. Es liegt alles in Deiner Hand – er liegt in Deiner Hand.

Und eine weitere Frage von Margarete Neumeister

Archäologen und Geschichtsforscher – was denken sie in einigen hundert Jahren über unseren Nachlass. Ich wäre auch auf Deine Fantasien gespannt?

RAILY:

Mich beschäftigt dabei im Wesentlichen ein Fakt und keine Fantasie.

Wir sind die erste Gesellschaft der Menschheitsgeschichte, die eine Vielzahl alltäglicher Gebrauchsgegenstände unter der Bezeichnung „Einwegartikel“ verwendet. Wir werden als Wegwerfgesellschaft in die Geschichte eingehen und aus den von Archäologen ausgegrabenen Artefakten wird man nicht auf unsere Existenz zurück schließen können, da die meisten von ihnen uns nur für ganz kurze Zeit begleitet haben. Nie zuvor gab es Generationen, die so verschwenderisch mit Ressourcen umgegangen sind.

Wer nicht fragt bleibt dumm...

Wer nicht fragt bleibt dumm…

Stephanie Kosewicz

Leben die Liebsten nur im Herzen weiter oder sind sie stets bei uns?

RAILY:

Eine wahrlich gute Frage. Einerseits bin ich fest davon überzeugt, dass all die Menschen, die wir lieben in unseren Erinnerungen weiterleben. Sie nehmen einen Platz in unserem Herzen ein, und werden so zu einem wichtigen Teil von uns. In bestimmten Situationen werden diese Gefühle übermächtig und wir denken sehr intensiv an unsere Lieben. Wie hätten sie gedacht, was hätten sie gefühlt, wie hätten sie reagiert – diese Fragen lassen sie dann wieder lebendig werden. Ein wichtiges Erinnern.

Andererseits denke ich persönlich, dass es sich mit unseren Vorfahren und Verwandten noch ein wenig anders verhält. Wir sind genetisch das globale Stammzellengedächtnis unserer Familien. Vorlieben und Abneigungen wurden uns, ebenso wie Talente und Neigungen in die Wiege der Vererbung gelegt. Insofern leben viele Generationen in uns weiter und wir reagieren manchmal nicht so, wie wir es selbst definieren, sondern so, wie es seit Urzeiten in uns verankert ist.

Mandy Pitschel

Ist der erstrebenswerteste Besitz am Ende ein prall gefülltes Herz zu haben?

RAILY:

Es ist vielleicht schon der Widerspruch an sich, auch dann von Besitz zu sprechen. Ich denke wir selbst besitzen am Ende aller Tage nichts mehr, was greifbar ist. Es sind Werte und Ideale, die uns in Gedanken anderer Menschen zu dem werden lassen, was wir wohl waren. Wir selbst haben es bis zu diesem Zeitpunkt in der Hand, dieses Bild zu prägen.

Materiell besitzen wir nichts mehr. Ideell gehen wir dann als „reiche Menschen“ wenn unsere Werte und Gedanken darauf schließen lassen, dass wir unseren Weg so gegangen sind, wie wir es wollten. In den Herzen der Anderen bleibt viel zurück. Insofern wäre es schon gut, selbst ein prall gefülltes Herz zu haben.

Heike Dewald

Was bedeutet Glück für Dich?

RAILY:

Gesundheit ist definiert durch das Fehlen von Krankheit. Reichtum ist definiert durch das Fehlen von Armut und ich definiere Glück durch das Fehlen von Unglück. Hierbei steht das eigene Glücksempfinden auf sehr tönernen Füßen, da es sehr individuell und subjektiv geprägt ist. Ein wichtiger Baustein, um überhaupt glücklich zu sein, ist die Bescheidenheit im Großen und Kleinen.

Ich bin glücklich, wenn ich morgens wach werde und meine kleine Welt so vorfinde, wie ich sie am Tag zuvor hinterlassen habe. Im Gleichgewicht und stabil genug, den Gefahren des Alltags zu trotzen. Selbst in schwierigen Situationen Glück empfinden zu können, das ist für mich das größte Gefühl. Das Glück, füreinander da sein zu können, gebraucht zu werden und den Lauf der Dinge verändern zu können – das ist Glück für mich..

Britta Koch

Warum ist es am Rhein so schön?

RAILY:

Als gebürtiger Moselaner und nun an Amper und Isar lebender, erschließt sich mir die Frage in traditioneller Weise: „Weil die Mädel so lustig und die Burschen so durstig darum ist es am Rhein so schön!“ An dieser überlieferten Argumentation komme ich nicht vorbei.

Irmgard Veit

Früher wurde Text in Marmor gehauen dann gab es Papyrusrollen. Warum und wann haben Bücher Ecken und Kanten?

RAILY:

Wenn Bücher keine Ecken und Kanten hätten, dann wären sie rund. Und runde Bücher würden aus unseren Regalen rollen, wie holländischer Käse. Insofern ist es schon praktisch, dass sich diejenigen, die unsere geliebten Buchschätze erfunden haben, für diese nachhaltig richtige Form entschieden haben.

Und damit sind wir so richtig im philosophischen Bereich, denn unsere Bücher sind wie wir selbst. Menschen mit Ecken und Kanten lieben es, in Büchern zu versinken und hier würden runde und allzu glatte Werke niemals unseren Ansprüchen genügen.

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