Am 11. November schauen alle Augen unserer Bücherwelt nach München. In der Allerheiligen Hofkirche München wird schon zum achten Mal der Bayerische Buchpreis vergeben. Die literarische Auszeichnung, die sich im Kanon nationaler Literaturpreise inzwischen etabliert hat, wird auch in diesem Jahr in den Hauptkategorien Belletristik und Sachbuch verliehen. Der Bayerische Buchpreis ist mit 10 000 Euro dotiert und im Gefolge dieser Prämie folgt ein weißer Porzellanlöwe als äußeres Zeichen des Erfolgs. Die Preisverleihung hat nicht viel mit vergleichbaren Formaten gemein. Der Bayerische Buchpreis 2021 ist erfreulich anders!
Nein, man kann sich nicht für diesen Literaturpreis bewerben. Verlage können hier keine Bücher einreichen und die endgültige Entscheidung über die Gewinner wird nicht im Verborgenen getroffen. In der finalen öffentlichen Jury-Diskussion im Rahmen der eigentlichen Preisverleihung am 11. November `21 wird über die nominierten Werke aus den Kategorien Belletristik und Sachbuch in Anwesenheit der nominierten Autoren und Autorinnen debattiert. Erst dann versucht die Jury sich auf einen Preisträger oder eine Preisträgerin zu einigen. Ein echtes Finale. Live übertragen und gestreamt. Spannung vorprogrammiert. Überraschungen gehören zum Programm.
Die Jury
Sonja Zekri, Feuilletonchefin der Süddeutschen Zeitung
Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg und
Knut Cordsen, Kulturredakteur des Bayerischen Rundfunks
Neben dem Jurypreis wird auch 2021 der „BR 2 – Publikumspreis„ ausgelobt. Fünf Bücher, allesamt Bestseller in den bayerischen Buchhandlungen, werden hier zur Wahl stehen. Weitere Informationen folgen zeitgerecht. Und das literarische Sahnehäubchen stellt der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten dar, der von Dr. Markus Söder verliehen wird. Welche Bücher werden nominiert? Für welche Romane, die zum Publikumspreis zur Wahl stehen dürfen wir abstimmen? Keine Sorge, niemand verliert hier den Überblick. Dafür gibt es ja uns… Die Buchpreisblogger
Weitere Details zum Bayerischen Buchpreis findet ihr auf der Homepage, auf der Facebookseite des Bayerischen Buchpreises und natürlich in der kleinen literarischen Sternwarte AstroLibrium. Ich habe die große Ehre dieses Buchpreis-Event zum dritten Mal in Folge als offizieller Buchpreisblogger begleiten zu dürfen. Wir sind erneut zu dritt, wenn es darum geht, die nominierten Bücher und Autoren/Autorinnen vorzustellen, über Hintergründiges zu berichten und den Weg des begehrten Porzellanlöwen bis zur Preisverleihung aus unserer Sicht zu begleiten. Here we are:
Die Buchpreisblogger des Bayerischen Buchpreises sind:
Constanze Matthes von Zeichen & Zeiten,
Steffi Sack von Nur Lesen ist schöner und
Arndt Stroscher mit der kleinen literarischen Sternwarte AstroLibrium
Hier findet ihr unsere Rezensionen zu allen nominierten Büchern, News, Updates und weitere Artikel rund um die Welt des Weißen Löwen.
Die erste Entscheidung: Der Ehrenpreis geht an Frank Schätzing
„Frank Schätzing gelingt es, Wissenschaft und Science-Fiction dramaturgisch so zu verbinden, dass die Leser jede Seite geradezu verschlingen. Zugleich ist Frank Schätzing eine spannende Persönlichkeit, die sich nicht scheut, klar Position zu beziehen“ (Aus der Laudatio von Dr. Markus Söder)
Ein lesenswertes Interview von Constanze Matthes mit Jurorin Sonja Zekri findet sich auf Zeichen & Zeiten und beleuchtet viele Facetten dieses Buchpreises:
Was braucht ein Buch, damit es für Sie in Erinnerung bleibt?
Es gibt diese Formulierung, dass ein Buch einen Menschen verändern kann. Und ich glaube, das stimmt. Als Leserin oder Leser will man den Schock der Lektüre, das Innehalten, wenn man begreift, dass man auf diese Weise die Welt, den Menschen oder sich selbst noch nicht gesehen hat. Und man will die Verlusterfahrung, wenn das Buch endet, wenn Figuren oder kluge Stimmen mich verlassen. (weiterlesen)
Update – Freitag, 03. September 2021 – Die Nominierungen
Nominiert für den Bayerischen Buchpreis – Kategorie Belletristik
„KAIROS.„ von Jenny Erpenbeck – Penguin Verlag
Meine Rezension zu „KAIROS“ von Jenny Erpenbeck:
Was als ein Lesen über eine unmögliche Liebe, den zu großen Altersunterschied und den Untergang eines politischen Systems als Rahmenhandlung begann, endet mit der Erkenntnis, dass jeder von uns seine eigenen Kartons mit sich durchs Leben trägt. Sie fühlen sich an, wie Ballast der Seele, sich in sie zu vertiefen mag verletzen und im Endeffekt zerstörerisch wirken. Sie ungeöffnet im Keller zu lassen ist selbstmörderisch. In der Konfrontation liegt der Spiegel unserer Seele verborgen. Seelenverwandtschaft ist ein hochtrabender Begriff. In KAIROS trabt er nicht. Er galoppiert. (weiterlesen)
Die Rezension von Constanze zu „Kairos“ liegt nun vor:
„Kairos“ beeindruckt durch seine Vielschichtigkeit und doppeldeutigen Anspielungen. Wie Erpenbeck die verschiedenen Stimmen des ungleichen Paares verknüpft, sie zu einem facettenreichen, an Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen reichen sowie sprachmächtigen Teppich werden lässt, ist große Kunst, die womöglich mehrere Lektüren bedarf, um vollständig erfasst zu werden.
„Ein von Schatten begrenzter Raum„ von Emine Sevgi Özdamar – Suhrkamp
Meine Rezension zu Emine Sevgi Özdamars „Ein von Schatten begrenzter Raum„
Emine Sevgi Özdamar schreibt in ihrem groß angelegten Werk dagegen an, in die türkische Schublade einsortiert zu werden. Sie kämpft wortreich dagegen an, sie auf eine Herkunft und eine Nationalität zu reduzieren, ihr Gedächtnis auszulöschen und in einer anderen Kultur zu vereinnahmen. Sie schreibt uns ins Herz, dass es uns niemals egal sein darf, welche Geschichten unsere Mitmenschen erzählen. (weiterlesen)
„Spitzenreiterinnen„ von Jovana Reisinger – Verbrecher Verlag
Meine Rezension zu Jovana Reisingers „Spitzenreiterinnen„:
Jovana Reisinger tritt einen Diskurs los, der in dieser Tiefe von allen Seiten geführt werden muss. Sie zeigt das Ungleichgewicht in den Positionen und im Wertesystem einer aufgeklärten Gesellschaft. Es ist preiswürdig und preisverdächtig, was und
wie sie es beschreibt. Bleibt die Frage, ob man es lesen mag, ob man darüber sprechen mag. Dazu gehört Mut. (weiterlesen)
Steffi sieht eine ganz persönliche Spitzenreiterin:
(Jovana) Reisinger gewährt einen tiefen Blick unter die Spitze des Eisbergs. Mit messerscharfem Blick seziert sie die verschiedenen Lebenswirklichkeiten dieser Frauen, die von massiver Unterdrückung, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, häuslicher Gewalt und von gesellschaftlichen Vorgaben geprägt sind. (weiterlesen)
Nominiert für den Bayerischen Buchpreis – Kategorie Sachbuch
„Die Welt neu beginnen„ von Helge Hesse – Reclam
Meine Rezension zu Helge Hesses „Die Welt neu beginnen„:
Großartig zu lesen. Unterhaltsam erzählt. Perfekt recherchiert und pointiert. Und
doch kein Buch für den Unterricht oder das Studium. Es ist ein universelles und
extrem erhellendes Beispiel für eine wissenschaftliche Publikation, die Wissen
schafft, sich im tiefsten Inneren allerdings nicht aufs hohe Ross setzt.
Das macht Helge Hesse mehr als sympathisch. (weiterlesen)
Constanze hat die Welt ebenfalls neu begonnen:
Was wir oftmals als heutige Errungenschaft ansehen, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Der Glaube, Fortschritt ist eine Erscheinung der Gegenwart, liegt wohl in einer Unkenntnis der Geschichte oder in einem gewissen Desinteresse begründet. Fortschrittlich war bereits jener Mensch, der das Feuer nutzte, das Rad erfand, waren auch jene Künstler, die in Höhlen eindrückliche und staunenswerte Abbilder ihrer Umgebung schufen. (weiterlesen)
„Khomeini – Der Revolutionär des Islams„ von Katajun Amirpur – C.H. Beck
Meine Rezension zu „Khomeini“ von Katajun Amirpur
Katajun Amirpur gelingt mit ihrem Buch, den Schleier des Islams zu lüften, den viele Frauen innerhalb dieser Religion niemals lüften dürfen. Sie nähert sich diesem heiklen Thema deutlich an und schließt Kreise des Verständnisses zu ihrer Sichtweise. (weiterlesen)
„1977 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart„ von Philipp Sarasin – Suhrkamp
Meine Rezension zu „1977“ von Philipp Sarasin:
Wie Philipp Sarasin seinen „interkontinentalen Bogen“ vom deutschen Terrorismus bis zum Durchbruch der Theorie der allgemeinen Menschenrechte, dem Kampf gegen letzte Bastionen der Sklaverei in den USA, bis hin zum Selbstbild einer Generation im Verbund mit der Entwicklung des ersten Personal-Computers spannt, ist brillant und in jeder Hinsicht erhellend. Ja, dieses Jahr hat Maßstäbe gesetzt. (weiterlesen)
Die Nominierungen für den BR 2 – Publikumspreis:
- Ewald Arenz, Der große Sommer (DuMont Buchverlag)
- Mai Thi Nguyen-Kim, Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit (Droemer Knaur)
- Richard David Precht, Von der Pflicht (Goldmann Verlag)
- Helga Schubert, Vom Aufstehen (dtv Verlagsgesellschaft)
- Juli Zeh, Über Menschen (Luchterhand Literaturverlag)
Bis zum 7. November kann unter bayern2.de/publikumspreis oder mit Postkarten, die in Buchhandlungen und in bayerischen Sparkassen-Filialen ausliegen, abgestimmt werden… Dieser Preis liegt jetzt in Ihrer Hand!
Update 11. November 2021
Hier kann man den BR2-Livestream der Preisverleihung in der Mediathek hören.
Herzlich willkommen zu einer Sonderausgabe der GlockenbachWelle.
Auf Einladung des Börsenvereins des Buchhandels, Landesverband Bayern und der Bayerischen Staatskanzlei durften wir unser Herzensprojekt GlockenbachWelle während der gesamten Frankfurter Buchmesse an einem eigenen Stand bei XPLR-Media in Bavaria präsentieren. Unter der Überschrift „Die Zukunft des Lesens“ hatte man uns als bayerisches Kooperationsprojekt des Jahres identifiziert und die große Chance eingeräumt, unsere Podcast-Welle in die weite Welt zu tragen. Und nicht nur das. Als offizielle Bayerische-Buchpreis-Blogger erhielten wir Prokura, für das Event zu werben, Rede und Antwort zu den nominierten Büchern zu stehen und nominierten Autoren / Autorinnen auf den erwartungsvollen Zahn zu fühlen.
Die sechste GlockenbachWelle – Bayerischer Buchpreis – Buchmesse
Eine Buchhändlerin, zwei Blogger:innen und zwei nominierte Autor:innen für den diesjährigen Bayerischen Buchpreis im Gespräch für Literatur Radio Hörbahn
Der Ort: Die Frankfurter Buchmesse 2021 – Halle 3.1
Die Runde: Pamela Scholz (Buchhändlerin), Steffi Sack (Nur Lesen ist schöner), Arndt Stroscher (AstroLibrium) mit Jenny Erpenbeck und Ewald Arenz
Nominiert für den Bayerischen Buchpreis in der Kategorie Belletristik: „KAIROS„ von Jenny Erpenbeck, erschienen im Penguin Verlag.
Nominiert für den BR2-Publikumspreis des Bayerischen Buchpreises: „Der große Sommer„ von Ewald Arenz, erschienen im Dumont Buchverlag.
Hier geht´s direkt zur BuchmesseWelle und dies ist der Weg zum Sonderartikel.
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