Herzlich willkommen zur neunten Ausgabe der GlockenbachWelle. Diese Welle ist dem gesprochenen Wort gewidmet, das doch seinen Ursprung zumeist in Buchvorlagen hat, die uns im Buchhandel so begeistern. Und doch sind Hörbücher und Hörspiele eine ganz eigene Welt, die sich in den letzten Jahren zu einer Artenvielfalt entwickelt hat, die unsere Ohren erobert.
Der Ort: Die Glockenbachbuchhandlung in München Die Runde: Pamela Scholz (Buchhändlerin), Steffi Sack (Nur Lesen ist schöner), Arndt Stroscher (AstroLibrium), Paul Fink-Gaudernak (Lektor bei Random House Audio) Ana Kohler (Lektorin bei Der Hörverlag) und Tom Dulovits (Radiomoderator und Sprecher) – als Herausforderer – in einem PodCast für Literatur Radio Hörnbahn.
GlockenbachWelle – Die HörbuchWelle mit Paul Fink-Gaudernak und Ana Kohler
Schon lange ist nicht mehr von einer Zweitverwertung von Büchern die Rede. Die Hörbücher sind als eigenständige Medien etabliert und erfreuen sich einer ungebrochen hohen Beliebtheit. Die HörbuchWelle trägt dieser Entwicklung Rechnung….
Was haben wir vor?
Es sind unsere Stimmen, die das gute Lesen verkünden. Das Radio ist als Medium allerdings oftmals näher am guten Hören als im gebundenen Buch. Wir wollen Brücken schlagen. Hören und lesen als Allianz – auch für den Buchhandel. Diese HörbuchWelle thematisiert Hörbücher, deren Äquivalente im Buchhandel von sich reden machen. Wir gehen dem Geheimnis Hörbuch und Hörspiel auf den Grund und sind extrem glücklich, die Macher der Hörbuchschmieden von Random House Audio und Der Hörverlag bei uns begrüßen zu dürfen. Hier wird niemandem Hören uns Sehen vergehen. Und nicht nur das. Eine besondere Challenge wartet auf unsere Gäste.
GlockenbachWelle – Die HörbuchWelle
Heute geht es um:
Einleitendes zum Thema Wellenreiten in Zeiten eines Krieges
Eine besondere Herausforderung für unsere Gäste:
Erkennen sie ihre eigenen Hörbuch-Produktionen, wenn diese von „unserem“ Sprecher Tom Dulovits vorgelesen werden? Eine literarische Blindverkostung, bei der ihr natürlich zuhause gerne mitraten dürft…
Geheime Beratungen zwischen Verena Reiser (Pressereferentin Der Hörverlag) und Ana Kohler zur Hörbuch-Challenge
Eine Machete, Brownie-Points und Nähkästchenplaudereien
Ein paar noch geheime Vorschau-Highlights der beiden Hörbuchverlage
Buchtipps von Pamela Scholz – aus aktuellem Anlass zum Thema Ukraine
GlockenbachWelle – Die HörbuchWelle – Tom Dulovits
Wir wünschen uns ein Wiederhören mit Ihnen, wenn es wieder heißt „Ohren auf für eine neue GlockenbachWelle“. Und versprochen. Die zehnte Welle wird sich anfühlen wie die Wiederauferstehung eines Rockstars…
GlockenbachWelle – Die HörbuchWelle Verena Reiser und Ana Kohler
GlockenbachWelle bei Literatur Radio Hörbahn – Ein Klick genügt…
Ein herzliches Willkommen zur achten Ausgabe der GlockenbachWelle. Der erste literarische Podcast des Jahres 2022 ist gleichzeitig einem Verlag, einer Schriftstellerin mit Bleistift und einem ganz besonderen Projekt gewidmet.
Pamela Scholz, Gastgeberin der Glockenbachbuchhandlung, zwei Blogger:innen, ein Verlag aus München und eine ganz besondere Schriftstellerin im Gespräch für Literatur Radio Hörbahn:
Der Ort: Die Glockenbachbuchhandlung in München Die Runde: Pamela Scholz (Buchhändlerin), Steffi Sack (Nur Lesen ist schöner), Arndt Stroscher (AstroLibrium) mit Annette Stroux, Verlegerin der Stroux Edition, Marie Gaté, Autorin von „Der Klang des Bleistiftes, der zu Boden fällt“, sowie dem Creative Director des Verlages Matthias Mielitz.
Eine Edition stellt sich vor.Annette Stroux spricht über ihren Verlag, die Philosophie des Verlegens in München, Erfolge und verlegerische Wagnisse. Im zweiten Teil folgen wir Marie Gaté in ihre gleichsam autobiografische wie historische Familiengeschichte „Der Klang des Bleistiftes, der zu Boden fällt“. Ein Roman von besonderem Format, der einen Bogen vom Ersten Weltkrieg bis in unsere Zeit spannt und dessen Wellen im Lauf der Zeit nicht abebben. Ein Cover-Projekt rundet diese Stroux-Welle ab…
Erfolgsgeschichten und hart erkämpfte Siege in pandemischen Zeiten
Besondere Leseproben mit Bindungscharakter
Einen Bleistift, der durch die Aufnahme fällt
Eine französische Weltenbürgerin mit vielen Muttersprachen
Einen Roman, der zugleich Brücken und Wellen schlägt
Die Absage an die Schauspielerinnen dieser Welt, weil DIE Rolle vergeben ist
Zitate, Zitate und Zitate. Vom fallenden Bleistift bis zum Buchstabenkönig
Ein Cover-Projekt, das nur in der Glockenbachbuchhandlung zu sehen ist
Die Bücherkette von Pamela Scholz
GlockenbachWelle – Stroux Edition und Marie Gaté
Hier finden Sie eine Linkliste, die Sie auf dem direkten Wege zu den Rezensionen der strouxschen Schätze in der kleinen literarischen Sternwarte führt:
Wie wäre es mit einer literarischen Praline, die in wundervoller Verpackung auf euch wartet und in ihrem Inneren mehrere Geschmacksexplosionen verbirgt? Könnt ihr euch vorstellen, wie es sich anfühlt, ganz langsam durch eine äußere Schicht aus Krokant in die Tiefen dieser Leckerei vorzudringen und dabei festzustellen, wie sich alle Zutaten in eurem Mund zu einer Komposition von größter Raffinesse vereinen? (weiterlesen)
Mein Name ist Bonn, Emma Bonn… Das war meine erste Assoziation, als ich diesen Namen zum ersten Mal hörte. Ich denke, das hätte der wahren Emma Bonn ein wenig gefallen, wenn sie das Spiel mit ihrem Namen heute miterleben könnte. Kann sie nicht, wie mir die weitere intensive Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte deutlich machte. Es war erneut ein Buch aus der Münchner Stroux Edition, das mich in seiner schlicht und doch so erfreulich auffällig gestalteten Aufmachung auf einen Menschen neugierig machte, den man eigentlich hätte vergessen sollen. (weiterlesen)
Was macht generationsübergreifende Familiengeschichten relevant? Sind es die Geschichten prominenter Familien in historisch interessanten Zeitscheiben? Sind es in vielen Fällen einzelne Familienangehörige, die man besser einordnen kann, wenn man ihren Stammbaum kennenlernt und daraus Verhaltensweisen und Beweggründe für ihr späteres Leben ableiten kann? Sind es Opfergeschichten, die völlig harmlos beginnen und dann in den Wirren von Kriegen und Ideologien in Richtungen abdriften, die man hätte voraussehen können, wenn man nur genau hingeschaut hätte? (weiterlesen)
GlockenbachWelle – Stroux Edition und Marie Gaté
Neben ihren gewohnt kompetenten Buchempfehlungen präsentiert uns Pamela Scholz gemeinsam mit dem Creative Director der Stroux Edition ein besonderes Projekt. Die Kunden der Glockenbachbuchhandlung dürfen in den nächsten beiden Wochen vor Ort darüber abstimmen, welches Buchcover eine März-Neuerscheinung aus dem Hause Stroux Edition erhalten soll. Kein Online-Voting, kein Instagram-Liken, sondern eine echte Stimmabgabe in den heiligen Hallen der Tankstelle des Geistes im Glockenbachviertel. Unter allen Teilnehmenden wird ein Exemplar des Buches verlost.
Wir wünschen uns ein Wiederhören mit Ihnen, wenn es wieder heißt „Ohren auf für eine neue GlockenbachWelle“. Und versprochen. Die neunte Welle wird auch in rein inhaltlicher Hinsicht ein wahrer Ohrenschmaus.
GlockenbachWelle bei Literatur Radio Hörbahn – Ein Klick genügt
Herzlich willkommen zur siebten Ausgabe unserer GlockenbachWelle. Eigentlich wollten wir am Ende der vierten CoronaWelle mit einer Gegen-Welle genau diejenigen zu Wort kommen lassen, die unter den Lockdowns der letzten beiden Jahre so massiv gelitten haben.
Die Buchhändler und Buchhändlerinnen, die im Kampf gegen die digitale Übermacht von Online-Riesen der Zwangsschließung ihrer Büchertempel durch kreative Konzepte die Stirn geboten haben und sichtbar geblieben sind. Nun sitzen wir erneut inmitten der Virus-Welle und sehen einen erneuten Lockdown auf uns zurasen. Vielleicht ist deshalb diese BuchhändlerinnenWelle so angebracht. Folgt uns in ein Gespräch über Buch und die Welt und drückt die Daumen, dass alles gut wird. Wir, das sind:
Unsere Gastgeberinnen der Glockenbachbuchhandlung, zwei Blogger:innen und die beiden handverlesenen Inhaberinnen besonderer Büchertempel im Dialog.
Der Ort: Die Glockenbachbuchhandlung München Die Runde: Petra Schulz und Pamela Scholz (die Gastgeberinnen), Steffi Sack (Nur Lesen ist schöner), Arndt Stroscher (AstroLibrium) mit Katrin Rüger, der Inhaberin des Buchpalasts im Münchner Stadtteil Haidhausen und Karina Trübner, Inhaberin der Bücherinsel in Herrsching am Ammersee
In einem exklusiven Radio-PodCast-Format für Literatur Radio Hörbahn, ins Leben gerufen, administriert und liebevoll mit hörbarem Leben gefüllt von Dr. Uwe Kullnick.
GlockenbachWelle – Die BuchhändlerinnenWelle
Was bewegt uns diesmal?
Wir werden uns über inhaberinnengeführte Buchhandlungen im Allgemeinen und im Besonderen austauschen. Wir Blogger werden als Impulsgeber fungieren und auf diese Art und Weise einen bunten Reigen interessanter Themen auf den Tisch bringen, die unsere Stammtischschwestern mit Lizenz zum Bücherverkauf dann diskutieren. Es geht im Schwerpunkt um:
Corona Nachhaltigkeit Social Media Papiermangel Das herausforderndste Erlebnis mit Kunden Das schönste Erlebnis mit Kunden
Mit dabei: Bücherempfehlungen zum Weihnachtsfest
Natürlich erhalten Sie aus berufenem Munde jeweils drei exklusive Lesetipps für den Gabentisch. Die Besonderheit ist, dass diese insgesamt neun Buchempfehlungen bis Heiligabend in den drei Buchhandlungen einen GlockenbachWellen-Sondertisch erhalten. Wellenschläge aus dem Glockenbachviertel zum Ammersee und zurück nach Haidhausen. Wann gab es das zuletzt?
GlockenbachWelle – Die BuchhändlerinnenWelle
Ganz neu und erstmalig: Das literarische Preisausschreiben
Es geht um FunFacts zu den beteiligten Buchhandlungen. Nur eine Behauptung ist wahr. Notieren Sie die Buchstaben der jeweils richtigen Aussagen und schicken Sie Ihre Lösung per Mail an astrolibrium-aktion@web.de oder flüstern Sie die Lösung vor Ort einer der Buchhändlerinnen ins Ohr:
Einsende- bzw. Flüsterschluss ist der 14. Dezember 2021… Zu gewinnen gibt´s ein exklusives Bücherpaket, das im Podcast live zusammengestellt wird.
UPDATE: Wir haben eine Gewinnerin und gratulieren Irmgard V. zu einem Buchpaket, das aus drei Büchern besteht. Die richtigen Lösungen lauteten:
B – Die Glockenbachbuchhandlung ist begehrte Filmkulisse A – Die originale Zeichnung von Torben Kuhlmann ist in Herrsching sehr begeht B – Im Buchpalast lebte tasächlich ein Jahr lang ein Buchbewohner.
Das Buchpaket besteht aus:Kleine Freuden von Clare Chambers, Dunkelnacht von Kirsten Boie (signiert) und Von hier bis zum Anfang von Chris Whitaker.
Wir danken, hoffen, wir drücken Daumen, wir beten und wünschen, wir sind bald wieder da. Ihr Team der GlockenbachWelle. Das war die siebte Ausgabe unserer GlockenbachWelle. Bleiben Sie uns treu und lassen Sie sich überraschen, wie es GENAU HIER weitergeht. 2022… Das Radiowellenjahr wird grandios…
GlockenbachWelle bei Literatur Radio Hörbahn – Ein Klick genügt…
Das ist zum AUS-DER-HAUT-FAHREN. Da schreibst du eine wichtige Rezension und willst nur ganz kurz auf Speichern drücken. Und dann – das. Ich dreh´ durch. Ich flippe aus. Systemabsturz, Ganz kurz kein Internet. Speichern abgebrochen. Keine Spur vom wundervollen Text. Alles hin. Weg ins Nirwana. Verschwunden im Walhall der umsonst verfassten Satzgeflechte. Ich platz` gleich weg. Die Maus muss zuerst dran glauben. In einer fließenden Bewegung verabschiedet sie sich mit Schwung Richtung Wohnzimmer und mutiert zur Fledermaus. Nur Fliegen ist schöner. Ein erster Fluch hallt durch meine kleine literarische Sternwarte und der rechte Fuß nimmt das heftige Stakkato einer echt heftigen Stampfattacke auf. Ich brauche erstmal einen Kaffee, um den ganzen Frust zu verdauen. Innerlich vor Wut bebend begebe ich mich auf neutralen Boden, wo niemand etwas von meinem Blogger-Armageddon ahnt.
Die Kaffeemaschine schaut mich ganz harmlos an, bevor sie eine Fehlermeldung anzeigt, die mir klar zu verstehen gibt, dass nur der Ingenieurs-Service des Herstellers in der Lage sein wird, den Schaden in den nächsten 14 Tagen zu beheben. Der Orkan, der in mir tobt, entwickelt sich zum überregionalen Krisengebiet. Als meine Frau in aller Seelenruhe und bestens gelaunt fragt, ob ich Probleme habe (wobei sie genüsslich am wohl letzten Kaffee aus der Schrottmaschine nippt), implodiert mein Sicherungskasten. Müsste sie doch gemerkt haben. Sollte mich jetzt nicht ansprechen. Ich koche innerlich und bin so unkalkulierbar, wie ein Vulkan, der seit Hunderten von Jahren nur ganz leise vor sich hin geköchelt hat. Die Eruptionen jedoch spüre nur ich. Ich schmolle. Gänzlich unverstanden vom Rest der Welt. Das Gesicht zur Faust geballt, die Stirn gekräuselt, in mich hineinbrummend verschwinde ich zurück an den Computer (der so tut, als sei nie etwas passiert).
Der Grolltroll – Alarmstufe BLAU
Das ist wieder so ein Tag, an dem alles schiefläuft. Was dann passiert, bringt mich völlig aus dem „Ich-geh-gleich-in-die Luft-Konzept“. Da steht sie fröhlich neben mir und lacht mich an, legt ein großformatiges Bilderbuch auf meinen Schreibtisch und sagt nur „Ihr seid euch so herrlich ähnlich, wenn es mal wieder nicht so läuft, wie es soll!“ Meine Tochter, die angehende Erzieherin, die sich in der letzten Zeit mehr als intensiv mit dem Thema Medienrelevanz und Medienauswahl für Kindergärten beschäftigt, hat also echt vor, ihren alten Herrn zu therapieren. Und womit? Mit einem Bilderbuch! Geht ja gar nicht, denke ich mir und muss doch innerlich schmunzeln, als ich sehe, welches Buch sie mir da hingelegt hat. Der Kerl auf dem Cover ist zwar blau und hat ein wenig längere Eckzähne als ich, beim Blick in den Spiegel jedoch würde ich feststellen, dass wir uns gerade jetzt wirklich gleichen, wie ein geplatztes Ei dem anderen.
„Der Grolltroll“ liegt vor mir und schon der erste vorsichtige Blick ins Buch lässt mich auflachen. Echt jetzt. Als hätte man meine letzten aufbrausenden Minuten skizziert und in diese Geschichte hineingezaubert. Dem blauen Monster will auch nichts gelingen, es hat einen echt gebrauchten Tag erwischt, was uns ungemein verbindet. Seine Reaktion ähnelt der meinen. Wut und Groll bahnen sich ihren Weg und treffen zuerst diejenigen, die gar nichts mit seinen Problemen zu tun haben. Logisch, dass alle Reißaus nehmen und den Grolltroll seinem tristen Schicksal überlassen. Er hat sie vergrault. Ja, denke ich mir. Das ist ein grandioses Buch für Kindergartenkinder. Sie verstehen schnell das Zusammenspiel zwischen Misserfolg und innerem Ärger. Sie erkennen sich selbst und müssen sich eingestehen, dass sie nur deshalb allein auf weiter Flur sind, weil der Groll in ihnen die anderen Kinder abschreckt und vertreibt.
Der Grolltroll – Alarmstufe BLAU
Fabelhaft gezeichnet. So liebevoll grollend hat man zuvor noch kein Monster gesehen. Ich bin fasziniert, was Autorin Barbara van den Speulhof, Illustrator Stephan Pricken und das Kreativteam/Kreativ-Duo Stephanie Maria Gerharz und Dr. Michael Gerharz unter ihrem Label aprilkind erschaffen haben. Wenn das nicht kindgerecht ist, weiß ich auch nicht weiter. Nur, so wie ich meine Tochter kenne, hat sie mir dieses Buch nicht in die Hände gegeben, damit ich darüber nachdenke, wie toll es für Kinder ist. Nein. Hier konfrontiert sie mich mit mir selbst und zeigt mir auf unglaublich sympathische Art und Weise, wie zeit- und alterslos dieses Bilderbuch ist. Ich muss sie gar nicht rufen, da sie die ganze Zeit in der Tür stand und mich lächelnd beobachtet hat. „Bei Dir macht es ja genauso schnell klick, wie bei den Kindern“, sagt sie nur und setzt sich neben mich.
Dann zieht sie ein Plüschtier hinter ihrem Rücken hervor, das mich umhaut. Es ist der Grolltroll, wie er im Buche steht und nicht nur das. Er trägt das mürrische Gesicht zur Schau, das ihn so unverwechselbar macht. Mit nur einem kleinen Griff jedoch lässt sich die „Grollschnute“ nach unten ziehen und das zornige Monster verwandelt sich in einen kleinen sympathischen Freund, der zum gemeinsamen Kuscheln einlädt. „Bei Dir funktioniert das ja auch“, sagt sie mir ins Gesicht und wir müssen herzhaft lachen. Ich merke gerade, was für eine tolle zukünftige Erzieherin hier neben mir sitzt. Ich merke aber auch, dass die Themengebiete Medienauswahl und Medienrelevanz ganz eng mit meiner Blog-Leidenschaft verbunden sind. Empfehlungen gilt es hier wie dort zu finden. Angebote müssen mit Leben gefüllt werden und Empathie ist der Schlüssel zu allem.
Der Grolltroll – Alarmstufe BLAU
Inzwischen ist mir egal, an welchem Text ich vorhin noch schrieb. Diesen Worten nachzutrauern ist einfach falsch. Sie kommen wieder. Sie sind irgendwo im Kopf und in meiner Literaturseele verankert. Viel wichtiger ist es jedoch, genau jetzt diesen Artikel gemeinsam zu schreiben. Blogger und künftige Erzieherin in einem Boot. Den Grolltroll auf dem Schoß und eine Bilderbuchempfehlung im Gepäck, für die wir beide die Hände ins Feuer legen. Auch bei euch herrscht sicherlich ab und zu Alarmstufe BLAU und ihr steht kurz davor, in den eigenen vier Wänden zur UN-Friedenstruppe zu mutieren, um die Konflikte in den Griff zu bekommen. Dabei kommt mir der Gedanke, dass die Jungs und Mädels mit diesen besonderen Missionen nicht umsonst Blauhelme tragen. Ob im Hintergrund der Grolltroll die Blaupause für diese Deeskalationstruppen war? Könnte schon sein. Jedenfalls könnt ihr euch mit schon vier Büchern zur Ruhe bringen, wenn das Chaos im Krisenherd Kinderzimmer tobt. Der Grolltroll, Der Grolltroll grollt heut nicht!?, Der Grolltroll will Erster sein und jetzt auch zum friedlichen Weihnachtsfest frisch auf Buchmarkt: Der Grolltroll. Schöne Bescherung.
Das könnte es zumindest sein. Es ist ja Heiligabend und im kleinen Baumhaus sieht alles sehr festlich aus. An alles hat der Grolltroll gedacht, um mit seinen Freunden ein frohes Weihnachtsfest zu feiern. Das einzige Problem könnte eine latente Veranlagung des blauen Trolls zum Grollen sein. Da muss man schon auf der Hut sein, sonst fährt er aus der Haut. Aber alles scheint gut zu gehen. Von einer Schneeballschlacht, über das Backen bis zum gemeinsamen Aufräumen. Jeder hat sich im Griff, auch wenn manches nicht auf Anhieb gelingt. Doch ausgerechnet bei der Bescherung bricht sich das Grollen seine Bahn. Scheinbar grundlos scheinen alle plötzlich sehr enttäuscht zu sein. Ob man das Weihnachtsfest noch retten kann? Auch dieses Grolltroll-Buch erklärt uns, warum so mancher Zornesausbruch oft absolut unvermeidlich ist und wie man sich erfolgreich zur Wehr setzen kann. Wer also unter dem Tannenbaum befürchtet, die lieben Kleinen könnten außer Rand und Band geraten, sollte sich „Die schöne Bescherung“ ins Haus holen. Dann klappt`s auch mit dem friedlichen Weihnachtsfest. (Sogar bei den Großen.)
Es war ein kalter, grauer und glanzloser Tag, an dem der neu gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, seinen Amtseid sprach. Es war Mittwoch, der 20. Januar 2021, an dem sich ein neues Amerika präsentierten wollte, um der Welt zu zeigen, dass die Amtszeit von Donald Trump nun auch formal beendet war. Wenige Tage nach der Erstürmung des Capitols durch enttäuschte Anhänger, und aufgewiegelt durch den umstrittenen Populisten, sollte dieser Tag deutliche Signale der Normalität im Umgang mit Menschen aller Hautfarben, jeder Religion und Herkunft aussenden, damit der Ruck des Neubeginns weltweit spürbar sein würde. Hoffnungen begleiteten den Tag und selten zuvor waren so viele Augen auf den neuen Präsidenten gerichtet. Selten im politischen Washington jedoch war die Szenerie einer Inauguration derart gespenstisch, weil die weltweite Corona-Pandemie statt Hunderttausender Zuschauer nur einen Wald aus schweigenden Fahnen als stumme Zeugen zuließ.
Es war eine angespannte Atmosphäre, die alles dämpfte, was hier auf den entehrten Stufen des Repräsentantenhauses gesprochen wurde. Selbst die Rede von Joe Biden wollte nicht richtig zünden, selbst das demonstrative Fernbleiben des Vorgängers trug nicht zur Entspannung bei. Es fühlte sich trotz der erhofften Befreiung nicht an, wie der Befreiungsschlag, den diese geschundene Demokratie so dringend benötigte. Es fühlte sich nicht an, wie die Naht, die eine zerrissenen Nation zusammenführen, vereinen und verbinden konnte. Wo blieb das Signal an die Welt? Wo war der Paukenschlag? Hatten die „Make Amerika Great Again„-Ambitionen so viel zerstört? War die Unsicherheit so groß, dass selbst die neue Regierung sich noch nicht frei bewegen wollte. Ein Land in Fesseln. Dieses Gefühl drängte sich mir auf. Ich war sprachlos. Bis. Ja, bis eine junge Frau zuerst das Podium mit ihrer Präsenz und dann die Welt mit ihren Worten eroberte.
Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels
Amanda Gorman.
Ich denke, niemand, der diesen Moment miterlebt hat, wird dieses Mädchen jemals vergessen können. Niemand, der auch nur ein leises Gefühl für historische Momente in sich trägt, wird leugnen können, dass hier etwas wahrhaftig Großes geschah. Die junge Dichterin Amanda Gorman erhob die Stimme und beschwor alle Geister, die wir schon verloren geglaubt hatten. „The Hill We Climb“ lautet der Titel des Gedichts, das sie mit Herz, Stimme, Mimik und Gestik vortrug. Ein Gedicht, das an Poetry Slam erinnerte, in sich sehr festlich, getragen und doch keine Spur pathetisch war. Auch, wenn man nicht fließend Englisch sprach, erschloss sich der Inhalt auf der Emotionsebene. Ein Gedicht, der leisen Zwischentöne, der Wortspiele und der grenzenlosen Hoffnung. Eine Frau, die sich den Strömungen des Zeitgeistes entgegenstellte und mit ihrer Zerbrechlichkeit eine Wand gegen Nationalismus, Unterdrückung und Hass vor dem Capitol errichtete. Nach der Amtseinführung von Präsident Biden war klar, wer hier die lebenswichtigen Akzente gesetzt hatte und es war auch klar, dass dieses Gedicht lange nachhallen würde.
Was dann jedoch geschah, war erschreckend für mich. Als es darum ging, den Text in die Welt zu tragen, die Zeilen zu übersetzen, sie nachhaltig auch jenen zugänglich zu machen, die keine Englisch-Native-Speaker waren, entbrannte ein Streit darüber, wer in aller Welt berufen sein könnte, und dürfte, diese Übersetzung zu wagen. Was? Ich war entsetzt. Es ging hier nicht um die Deutungshoheit der Zeilen. Es ging nur noch darum, dass weltweit jeder Übersetzer, jede Übersetzerin ein bestimmtes Profil erfüllen müsste, um sich des Gedichtes würdig zu erweisen. Es ging nicht darum, wer es am besten zu können versprach. Darf ein weißer Mann, dessen Leben nicht durch Ausgrenzung und Rassismus eingegrenzt wurde, es wagen, diesen Text zu übertragen? Ach bitte. Diese Frage ist ebenso obsolet, wie der Gedanke, ob ich es denn wagen dürfte, das Gedicht auf meinem Blog zu rezensieren. In dieser Diskussion ging der Inhalt dessen verloren, was uns Amanda Gorman so euphorisch zugerufen hatte. Wer die Zukunft bewältigen will, muss zuerst die Differenzen beseitigen.
Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels
Also lassen wir doch mal die Kirche im Dorf und schauen uns die zweisprachige Ausgabe des Gedichtes vom Hoffmann und Campe Verlag an.
Da hat uns die charismatische Dichterin Amanda Gorman am Tag der Inauguration von Präsident Joe Biden berührt, bewegt, aufgerüttelt, zu Tränen gerührt und geflasht. Ihr Gedicht „The Hill We Climb“ hat Eruptionswellen losgetreten, die bis zu uns spürbar waren. Eine andere Welle war unbeabsichtigt. Wer darf dieses Gedicht übersetzen? Ein Streit der vieles überlagerte. Lasst das Capitol auf seinem Hügel. Das Übersetzerinnen-Team Uda Strätling, Hadija Haruna-Oelker und Kübra Gümüşai hat mehr als nur den Versuch gewagt, sich dieser Herausforderung zu stellen und sie zu meistern. Wer sich jemals mit einer Übersetzung eines Gedichtes aus einer anderen Sprache ins Deutsche beschäftigt hat, weiß wie schwierig es ist, ein solches Unterfangen zu bewältigen, ohne von der Kritik an die Wand genagelt zu werden. Versucht es doch einfach selbst mal mit den Poetry-Slams von Julia Engelmann. Was will ein Übersetzer erreichen? Will man sich zur Konkurrenz eines Künstlers erheben und auf der Bühne gar noch besser sein als das Original? Nein. Das ist nicht die Intention. Es geht um die Annäherung an einen Text. Es geht um ein besseres oder gar erstes Verständnis des Textes, um Zugang und das Einreißen sprachlicher Barrieren. Das ist dem Team der Übersetzerinnen gelungen. Ich verstehe ihre Übertragung des Gedichtes als Annäherung, nicht als Versuch, selbst damit die Bühnen der Welt zu erobern. Die Ehrfurcht vor dem Original lässt kaum einen anderen Schluss zu.:
Amanda Gorman zu übersetzen ist, als würde man den Flügelschlag eines Engels mit dem einer Taube synchronisieren. Man hört ihn vielleicht und fühlt sogar, wie der Aufwind entsteht, aber es fehlt die Magie des Unbegreiflichen, die diese Flugbewegung zu einem ikonischen Ereignis werden lässt. (Aber hört doch selbst zu…)
Und nun betritt das „kleine dünne schwarze Mädchen„, die Nachfahrin von Sklaven, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, die Träumerin und sprachgewaltige Künstlerin, die nicht nur eine Nation bewegte, eine neue Bühne und lässt ihrem Gedicht ein Buch folgen, an dem man nicht vorbeikommt. „CHANGE.Eine Hymne für alle Kinder“, so lautet der Titel eines Bilderbuches, zu dem Amanda Gorman den Text und Loren Long die farbenfrohen Illustrationen beigesteuert haben. Versetzen wir uns noch einen ganz kleinen Moment auf die Stufen des Capitols und denken an die junge Dichterin, die dort stand und dem Establishment der alten weißen Männer den Marsch blies. Dann gehen wir einen Schritt weiter und träumen davon, diese Botschaft von Gleichheit und Mut zur Veränderung wäre für Kinder greifbar. Seid Ihr noch bei mir? Denn jetzt sind wir genau da angekommen, wo uns die junge Künstlerin haben wollte. Jetzt können wir im Klang ihres Gedichts und im Wissen um ihre Hoffnungen mit unseren Kindern ein Bilderbuch öffnen, dessen Botschaft nicht einfacher klingen kann. Change.Jeder kann die Welt verändern. Egal, woher man kommt, wie alt man ist, wie reich die Eltern sind und wo man aufgewachsen ist. Man muss es nur tun.
So können wir „The Hill We Climb„ und „Change„ als literarisches Tandem sehen, auf dem sich Groß und Klein gemeinsam in eine Welt ohne Vorurteile lesen. Im selben Tempo, in die richtige Richtung und im gemeinsamen Takt.
Dieses Buchtandem funktioniert, weil der Erwachsene am Lenker sitzt, das Gedicht vom Capitol als emotionales Navigationssystem in sich trägt und sich nun anschickt, mit dem eigenen Nachwuchs in die Zukunft zu fahren. Change, die Veränderung wiegt dabei nicht viel. Das Buchtandem nimmt an Fahrt auf und wer beiden Geschichten hilft sich zu entwickeln, wird später einmal feststellen, dass man die Rollen tauschen kann. Denn sehr bald werden unsere Kinder das Lenkrad übernehmen und dann kommt es darauf an, welchem inneren Kompass, welchem Navigationssystem sie folgen. Ich hätte mir auch für das Bilderbuch eine zweisprachige Ausgabe gewünscht, da ich die Originalfassung sehr liebe. Man findet den englischen Text im Internet. Versucht es einfach mal, ihn parallel zu lesen. Er ist magisch. Naja und spätestens, wenn eure Kinder mal wieder ein Fußballspiel sehen, vor dessen Beginn die Spieler niederknien, um ein Zeichen gegen Rassismus in die Welt zu schicken, dann greift zum Bilderbuch. Hier findet Amanda Gorman die richtigen Worte für eine große Geste.
„Ich summe mit Hunderten Herzen und jeder von uns reicht eine Hand. Ich nutze meinen Verstand, meine Stärken, beuge ein Knie für den Widerstand.“
Oder in der Originalfassung:
„I hum with a hundret hearts, Each of us lifting a hand. I use my strengths and my smarts Take an knee to make a stand.“
Wer auch hier die Übersetzerinnen-Diskussion führen möchte, dem lege ich nahe, sich meine Gedanken zur Intention des Übersetzens erneut zu Gemüte zu führen. Die beiden Übersetzerinnen von „CHANGE„, Joy Denalane (Musikerin und Soul-Sängerin) und Daniela Seel (Lyrikerin und Übersetzerin) haben eine kindgerechte Anverwandlung des Originals geschrieben, die dem gemeinsamen Verändern unserer Welt Tür und Tor öffnen kann.
Und nun heißt es „Den Hügel hinauf„, „The Hill We Climb“ und „Change„…
Danke Amanda Gorman für die inspirierenden Flügelschläge.