Deathland Dogs von Kevin Brooks [Dystopie]

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Deathland Dogs von Kevin Brooks

Nicht wundern bitte. In dieser Rezension findet man wirklich alles was es braucht um einen Roman vorzustellen. Nur eben kein einziges Komma. Wird ein ziemlich flüssig zu lesender Text. Warum sollte ich auch auf Satzzeichen zurückgreifen (ups – hier müsste eigentlich eins hin) auf die Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn bewusst verzichtet hat? Wie Du mir so ich Dir. Punkt. Er hat sich sogar die Mühe gemacht zu erklären was die Schriftsprache in „Deathland Dogs“ von Kevin Brooks so einzigartig macht dass es auch in der deutschen Fassung galt Zeichen zu setzen indem man einfach keine setzte. Also keine Kommata. Dafür aber umso mehr Gedankenstriche. Einerseits wird das dem Original gerecht und andererseits haben wir unser Kommunikationsverhalten schon auf den Verzicht von Kommata ausgerichtet. WhattsApp lässt grüßen.

Warum dies alles wird man sich fragen. Ganz einfach. Die Geschichte wird von Jeet erzählt. Und genau das ist nicht leicht für ihn wurde er doch von Hunden großgezogen. Ein Hundskind steht im Mittelpunkt einer Dystopie die in der Zukunft spielt. Der Mensch hat sich fast selbst abgeschafft. Die Natur ist zum lebensbedrohlichen Raum geworden und der Kampf um die letzten Ressourcen macht aus zwei Clans erbitterte Feinde. Und Jeet steckt mittendrin. Aus den Klauen der Deathland Dogs befreit die ihn als Säugling entführten. Rehumanisiert und in den eigenen Clan integriert so gut es eben ging. Er ist anders als seine Leute. Robust. Schnell. Instinktiv. Das hat er wohl mit der Muttermilch seiner Hundsmutter aufgesaugt zu der er immer noch eine tiefe innere Verbindung fühlt. Es ist die große Frage seines jungen Lebens was er wirklich ist. Mensch oder Hund?

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Deathland Dogs von Kevin Brooks

Kevin Brooks führt seine Leser bestens strukturiert in die Deathlands ein. Er lässt keine Frage offen indem er Jeet zum Chronisten der Ereignisse macht. Eigentlich passt das gar nicht gut weil das Hundskind alles besser kann als die Geschichte seiner Leute niederzuschreiben. Das wird in der Schriftsprache deutlich. Ein Stilmittel das den Leser zum Gefährten von Jeet macht. Er schreibt wie er spricht. Flüssig und oftmals spontan ohne groß zu überlegen. Er schreibt unter Anleitung seines Ziehvaters Starry über das was er fühlt und beobachtet. Das Ergebnis. Beeindruckend. Authentisch und voller Sog. Unwiderstehlich. Und schon befinden wir uns selbst mittendrin. Im Kampf zweier Clans. Den Leuten von Jeet und den DAU die ihnen zahlenmäßig deutlich überlegen sind. Es läuft auf das letzte Gefecht um die Wasservorräte hinaus. Die Dau im offenen Gelände flexibel und schlagkräftig. Jeets Clan in einer isolierten Stadt. Eingeschlossen und vom Feind belagert.

Kevin Brooks nimmt Fahrt auf und macht aus seiner dystopischen Ausgangslage einen spannungsgeladenen Action-Mix der im Setting an Mad Max erinnert. Dabei verbindet er die Außenseiterstellung des Hundskindes auf eindrucksvolle Weise mit den zentralen Handlungselementen des Romans. Hier finden wir mehr als bloße Action. Es ist das Anderssein das dominiert. Aus dem Underdog wird ein Kämpfer für die Zukunft seiner Leute. Gut dass Jeet nicht alleine ist. Er ist nicht das einzige Hundskind seines Clans. Chola Se das Hundsmädchen und er fühlen sich voneinander angezogen. Eine Beziehung die in den Augen des Clans nicht sein darf. Das ist gegen das Gesetz. Und doch lässt sich gegen die Faszination die beide Dogchilds aufeinander ausüben nichts machen. Sie ist übermächtig.

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Deathland Dogs von Kevin Brooks

Als Chola Se entführt und Jeet ins feindliche Lager geschickt wird um zu stehlen was die letzte Schlacht entscheiden kann entscheidet er sich nicht nur den gefährlichen Auftrag auszuführen sondern auch seine Freundin zu befreien. Kevin Brooks lässt Jeet zwischen allen Fronten ins Verderben laufen. Und doch lässt er ihn nicht allein. Hier ist es ein unsichtbares Band zu den Deathland Dogs und die Beziehung zur Hundsmutter das dieser Geschichte eine Dimension verleiht die uns extrem in ihren Bann zieht. Zwei Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Zwei Hundskinder. Traumatisiert und von ihrer Sonderstellung gezeichnet. Gefährten mit besonderen Begabungen. Und ein Verräter in den eigenen Reihen der seine Spuren so gut verwischt dass man ihm kaum auf die Schliche kommt. Und ein Rudel Deathland Dogs das draußen auf den verloren geglaubten Sohn wartet. Handlungselemente die eine explosive Mischung versprechen und ein Autor der jedes Versprechen hält. 

Ein waffenstarrendes apokalyptisches Szenario. Eine Mischung aus blutrünstigem Machtkampf zweier Clans und dem urwüchsigen Überlebenstrieb von Wildhunden. Ein actiongeladenes Gefecht auf mehreren Ebenen. Hier fließt Blut. Hier rollen Köpfe. Hier wird Auge um Auge abgerechnet. Gut und Böse verschmelzen in explosivstem Setting. Einzig den Hunden und den Hundskindern kann man vielleicht Gefolgschaft schwören. Den Menschen zu vertrauen fällt schwer. Und diejenigen denen man folgen würde sind die ersten Opfer des Schlachtens. Ein Pageturner dem ein extrem guter Plan zugrunde liegt. Eine Story die in all ihren Facetten so vielschichtig und greifbar ist dass man sich freiwillig mit Chola Se und Jeet jeder menschlichen Übermacht entgegenwerfen würde. Und eine Geschichte in der Raum bleibt für emotionale Momente.

Deathland Dogs von Kevin Brooks_astrolibrium

Deathland Dogs von Kevin Brooks

„Wir sind Hunde sagte sie einfach. Hunde paaren sich fürs Leben. Das heißt wir sind jetzt eins – verstehst du? Wir leben zusammen kämpfen zusammen sterben zusammen.“

Ich liebe Dystopien. Ich liebe utopisch aus der Gegenwart abgeleitete Geschichten in einer literarischen Qualität die mich zum Nachdenken bringt. Was bei „Deathland Dogs“ augenscheinlich nur nach Action riecht hat einen inhaltlichen Beigeschmack der lange anhält. Ausgrenzung. Benachteiligung. Anderssein. Integration durch Zwang. Gesetze und Regeln zum Wohle einer Gemeinschaft und zu Lasten derer die außerhalb stehen. Hundskinder sind im Zweifelsfall unnütze Esser. Eine absolut unnötige Beanspruchung begrenzter Ressourcen. Unwertes Leben. Elementarer Bestandteil aller Ideologien die ihren Reichtum auf Kosten von Underdogs erwirtschaften. Spätestens hier schlägt der Roman eine wichtige Brücke zu politischen Diktaturen in denen die beschriebenen und gelebten Automatismen zum Massenmord führten.

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Deathland Dogs von Kevin Brooks

Darüber hinaus ist diese Dystopie eine Liebeserklärung an die Wildhunde in den Deathlands. Sie stehen als sozialer tierischer Gegenentwurf den menschlichen Clans gegenüber. Urwüchsig und brutal. Und doch nur tötend wenn es sein muss. Hassend wenn es dem Arterhalt dient und treu bis in den Tod. Wenn ich die Wahl hätte ich wäre im Freien unterwegs. An der Seite der Hunde. Inmitten des Rudels. Ob Jeet und Chola Se sich diesen Traum erfüllen können beantwortet „Deathland Dogs“ ohne eine Frage offen zu lassen. Ich hatte das Vergnügen Kevin Brooks und den Übersetzer des Buchs anlässlich der Jubiläumslesung zum 60. Geburtstag des Autors in München zu treffen. Natürlich war ich nicht allein vor Ort in der Internationalen Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg zu München. Steffi von „Nur Lesen ist schöner“ wollte mich den Hunden nicht alleine zum Fraß vorwerfen. Nicht unser erster gemeinsamer Lesungsbesuch. Es wird viel zu erzählen geben.

Der Lesungsbericht schließt sich bald an. Blogübergreifend. Es sind wichtige und unbequeme Fragen die beantwortet wurden. Fragen ob das Ausmaß an Gewalt in den Romanen von Kevin Brooks eigentlich für jugendliche Leser geeignet scheint. Fragen nach der Notwendigkeit von Gewalt aber eben auch Fragen nach der Moralvorstellung die hier vermittelt wird. Über die geniale Übersetzung wird zu sprechen sein. Aber auch darüber wie oft man in den „Deathlands“ schießen kann wenn man eine Pistole mit 15 Schuss Munition findet. Eine überraschende Frage. Zugegeben. Aber ich habe gezählt.

Deathland Dogs von Kevin Brooks_astrolibrium

Deathland Dogs von Kevin Brooks

Steffi und ich werden über den Abend berichten. Und ich werde die Kommata die in dieser Rezension eingespart wurden im Lesungsbericht verwenden. Eine Investition in die Zukunft. Bis bald an genau dieser Stelle und bei Steffi. Danke fürs Lesen.

Deathland Dogs“ / Kevin Brooks / dtv / 538 Seiten / 18,95 Euro / Deutsch von Uwe-Michael Gutzschhahn

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Deathland Dogs von Kevin Brooks

„Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg - AstroLibrium

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg – AstroLibrium

Wie fühlt man sich so als fünftes Rad am Wagen? Die Fachsprache bezeichnet es als Ersatzrad. Etwas im eigentlichen Sinne Überflüssiges, zumindest so lange, bis man im Notfall darauf zurückgreifen kann. Erst dann bemerkt man, wie lebenswichtig es sein kann, ein Rad in Reserve zu haben. Wie man sich als Mensch fühlt, in eine solche Rolle gedrängt zu werden, hat vielleicht jeder für sich in seinem Leben erlebt. Es ist kein allzu schönes Gefühl im Leben eines anderen Menschen nur dann wichtig zu sein, wenn Not am Mann (oder an der Frau) ist.

Johanna kennt dieses Gefühl nur zu gut. Eigentlich hätte sie alles, um im Leben von Boris die Hauptrolle zu spielen. Sie verstehen sich gut, können sich stundenlang und in aller Tiefe unterhalten. Gefühle sind auch vorhanden und doch hakt es zwischen ihnen. Es ist die Summe der verpassten Gelegenheiten, die aus Johannas Wunschtraum von Liebe eine nicht aufzulösende Ungleichung macht. Es sind die wenigen Zentimeter, die sie von einem ersten Kuss trennen, es sind die nicht genutzten Chancen, die Wahrheit gesagt zu haben. Und es ist die Unbekannte in der Ungleichung, die das Leben schwer macht. Ana-Clara.

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Johanna entscheidet sich für einen Weg, der für sie die schlimmste aller Alternativen darstellt und zumindest ein wenig Nähe zu Boris garantiert. Sie fügt sich in die Rolle als Reserverad. Sie ist immer dabei, nicht wichtig genug für eine Hauptrolle, ungeliebt und im Stillstand, während Boris und Ana-Clara auf Hochtouren umeinander kreisen. Immer in der Hoffnung, Boris möge doch irgendwann erkennen, wer wirklich zu ihm passt, wer sein Leben in Schwung hält und was er Johanna bedeutet. Keine schöne Position, das eigene Sehnen im Kofferraum der Beziehungskiste anderer Menschen zu verbringen.

Wer an dieser Stelle der Meinung ist, es handele sich hier um eine archetypische Coming-of-Age-Geschichte, den kann ich beruhigen, denn es ist in Teilen wahrlich so. Wer jedoch denkt, es hier mit einer schablonenhaft erzählten Story einer unglücklichen Jugend vor sich hin pubertierender Teenager zu tun zu haben, der sieht sich getäuscht, wenn er sich mit dem Schriftsteller und der eigentlichen Geschichte hinter den Kulissen auseinandersetzt. „Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg ist in jeglicher Sicht ein Roman über Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Hoffnung. Dieser Roman ist ein aufrichtiger und wundervoll zu lesender Entwicklungsroman dreier Menschen, die in unterschiedlichen Konstellationen an- und aufeinanderprallen.

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Und doch verbirgt sich hinter der Leichtigkeit des Schreibens eine Bildhaftigkeit, in der man lesend wie in einem der Kinofilme von Jan Schomburg versinken kann. Es ist kein Drehbuch, das er hier geschrieben hat. Die Montagetechnik der Szenen und einige Überblendungen weisen aber deutliche Spuren eines kreativen Menschen auf, der eine Geschichte anders erzählen kann, weil er sie vor seinem geistigen Auge sieht. Und hier geht Jan Schomburg einen Weg der in sich gewöhnungsbedürftig ist, weil man sich ihm ausliefern muss.

Chronologisches Erzählen? Fehlanzeige! Schomburg zwingt die Leser seines Buchs im positiven Sinne zu einer intuitiven Adaption der Geschichte. Er löst den Verstand des Lesers von Zeitvorstellungen und blendet Situationen ein, die im Film als Rückblick und Ausblick vielleicht farblich vom Gesamtwerk abgehoben wären. Schomburg schreibt sie in einem Fluss. Auf Johannas Erinnerung an einen bestimmten Abend folgt der Dialog, der sich nur dort zugetragen haben kann. Und wenn wir diesen Dialog verlassen, fühlen wir uns ganz spontan wieder in den Erzählraum Schomburgs ein und können uns nach vorne bewegen.

Schomburgs Roman liest sich so intuitiv, wie wir unsere Smartphones bedienen. Man benötigt keine Bedienungsanleitung, kein Handbuch zum Buch. Lesend folgt man einer unsichtbar angelegten Fährte und kommt doch ganz individuell ans Ziel. Basis für dieses Lesevergnügen ist das Vertrauen in den Schriftsteller. Jan Schomburg zahlt es auf jeder Seite zurück.

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Er fährt hier keinen wirren Zickzackkurs durch seine Geschichte. Er folgt vielmehr dem unausgesprochenen Wunsch bibliophiler Menschen, nicht kapitelweise in die tiefe Vergangenheit der beschriebenen Menschen einzutauchen, sondern sequenziell und in wohldosierten Flashbacks zu erfahren, was geschah und welche Auswirkungen es jetzt auf die Situation hat, in der man sich gerade befindet. Dieses intuitive Lesen ist eine der prägendsten Leseerfahrungen, die ich in letzter Zeit machen durfte.

Handlungsfäden verschwinden, tauchen auf, verweben sich neu und gewinnen an Bedeutung, weil man sie in sich wandelnden Kontexten anders interpretieren kann. Ein Schulausflug nach Barcelona, das scheinbar menschenunwürdige Verhalten eines ihrer Mitschüler, die Suche nach den Gründen hierfür, der Versuch einer Bestrafung und die vielen Augenblicke von Zweisamkeit unter dem Damoklesschwert der allgegenwärtigen Ana-Clara vermischen sich zu anscheinend eher losen Elementen einer Geschichte, die aus einer jeweils anderen Perspektive unglaubliche Zusammenhänge offenbaren.

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Boris auf der Suche nach Antworten auf die Fragen des Lebens verirrt und ausbricht. Sein Verschwinden ist der Weckruf für Johanna. Gemeinsam mit Boris` Eltern und der ewigen Konkurrentin beginnt die Suche nach der Liebe ihres Lebens. Und wieder nur als fünftes Rad am Wagen. Auch jetzt an der Seite der eigentlichen Freundin, die gar nicht so verzweifelt scheint, wie es vielleicht sein sollte. Island ist das gemeinsame Ziel und doch nur eine Etappe. Angst beherrscht die Gefühlswelt von Johanna, denn der letzte Brief von Boris schmeckte nach Abschied vom Leben.

„Irgendwie sehe ich kein Licht mehr und höre keine Geräusche…“

Dabei sind es genau „Das Licht und die Geräusche“ die das Leben so lebenswert machen und einen Menschen davon abhalten sollten, Selbstmord zu begehen. Das hat Johanna Boris anvertraut und die magischen Worte tragen den gesamten Roman und ganz intuitiv werden wir Zeugen einer auf den ersten Blick verstörenden Situation in der die Verzweiflung zweier Suchender ein Ventil findet. Ein emotionaler Vulkanausbruch in dem sich Ana-Clara und Johanna hemmungslos verlieren. Jan Schomburg überrascht und verstört zugleich, weil „Das Licht und die Geräusche“ in seiner Geschichte heller und lauter sind, als man es erwarten konnte.

„Das Licht und die Geräusche“ macht uns literarisch HELLHÖRIG…

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Das Licht und die Geräusche von Jan Schomburg

Versinken wir jetzt in geräuschloser Lichtlosigkeit? Keinesfalls. Es wird noch heller und lauter. Am 4. April ist Jan Schomburg im Literaturhaus München zu Gast. Er stellt dort sein Buch im Rahmen einer Lesung vor. Der perfekte Anlass, sich mit Mikrofon und Kamera dorthin zu begeben und von diesem besonderen Abend zu berichten. Ich freue mich schon jetzt, dies wieder mit meiner kongenialen Blogger-Partnerin Stephanie von Nur Lesen ist schönergemeinsam zum Herzensprojekt machen zu dürfen.

Und die Liste unserer Team-Reportagen ist schon recht ansehnlich. Sie reicht von Heidi Rehn, Alex Capus, Lily King bis zu Hannah Rothschild. Aber schaut selbst. Steffi hat sie mit feinem Auge zusammengefasst. HIER…

Jan Schomburg – Das Interview

Nach dem Lesen ist vor dem Interview

Ein geheimes Treffen in der Lobby des Hotels Cortina in München. Ein Interview mit Jan Schomburg im Ambiente eines stimmungsvollen Cafés und die abendliche Lesung im Literaturhaus München stellen den Schwerpunkt der Radioreportage für Literatur Radio Bayern dar. Folgen Sie uns zu einem Abend voller Licht und Geräusche, hören Sie uns zu und lesen Sie Steffis Artikel, der diesem PodCast das Krönchen aufsetzt.

Lesen Sie gut… Hier
Hören Sie gut… Hier

AstroLibrium – Nur Lesen ist schöner & Jan Schomburg

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„Die Launenhaftigkeit der Liebe“ von Hannah Rothschild

"Die Launenhaftigkeit der Liebe" von Hannah Rothschild - AstroLibrium

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Stellt euch einfach mal vor, ihr würdet den Pariser Louvre besuchen, um euch das berühmteste Porträt der Kunstgeschichte anzuschauen. Stellt euch dann vor, ihr würdet vor Leonardo da Vincis Mona Lisa stehen, ehrfurchtsvoll verharren und das wertvollste Gemälde der Welt bewundern. Und dann stellt euch vor, es würde einfach so mit euch sprechen. Allerdings nicht als Mona Lisa, sondern als lebendiges und eigenständiges Kunstwerk mit eigener Identität. Was hätte euch dieser Kunstschatz wohl zu erzählen?

Es wäre eine neue Welt der Wahrnehmung, die sich auf diese Weise öffnen würde und wir könnten aus erster Hand erfahren, was die Kunstgeschichte nur rekonstruieren oder mutmaßen kann. Ein solcher Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachter klingt so irrwitzig, dass man ihn ins Reich der Fantasie verbannt. Und genau dort sind wir richtig, denn in unserer Fantasie ist alles möglich und wenn wir es zulassen, unseren Verstand für den Funkenflug des Irrationalen zu öffnen, dann sind wir bereit für:

Die Launenhaftigkeit der Liebe“ von Hannah Rothschild.

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Denn hier werden wir als Leser von der Autorin genau in die oben skizzierte Lage versetzt und dürfen in ihrem Roman über die Irrwege des internationalen Kunstmarktes einem der wertvollsten Gemälde der Welt zuhören. Es spricht zu uns. Zumindest in den Passagen des Romans, in denen das Bild das Gefühl hat, uns etwas mitteilen zu wollen oder uns sein Leid zu klagen. Genau dafür besteht nämlich auch jeder Grund, da unser Gemälde zu den großen verschollenen Werken der Kunstgeschichte gehört. Verstaubt und unbeachtet fristet es sein tristes Dasein in einem heruntergekommen Trödelladen.

Nur zu verständlich, dass es nicht bester Laune ist. Unser Gemälde, meine ich.

„Ich bin durchaus kein Snob, aber alles hat seine Grenzen. Ich habe keine Lust, mich mit Nachttöpfen und falschen Perlenketten herumzuschlagen. Non! Ich bin Luxus gewohnt, raschelnden Taft,… flackernde Kerzen, den Glanz von Mahagoni, den zarten Duft von Rosenwasser und Bienenwachs, das Knirschen von Kies und das Raunen von Höflingen. Kein armseliges Kämmerlein unter nackten Birnen, kein grünliches Licht, das sich durch schmutzverkrustete Scheiben quält!“

Was für ein bedauerlicher Zustand! Aber Rettung naht. Allerdings nicht in der Form, die sich unser Gemälde erhofft hatte. Die 30-jährige Köchin Annie McDee entdeckt das Bild bei der Suche nach einem preiswerten Geburtstagsgeschenk für ihren Freund. Der Handel kommt auf kuriose Weise zustande und der originale Watteau mit dem Namen „Die Launenhaftigkeit der Liebe“ wechselt für ein paar Pfund den Besitzer. Wenn die junge Frau geahnt hätte, was sie da in Händen hält, sie hätte sich wohl gut überlegt, ob sie das Gemälde erworben hätte.

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Annie gerät in den Strudel des internationalen Kunstmarktes. Ihr Leben verändert sich in dem Moment, als man erkennt, was sie da erworben hat und aus der Frau, die sich kochend über Wasser hält, vor kulinarischer Kreativität zu platzen scheint und den Mann fürs Leben verzweifelt sucht, wird eine Gejagte. Hannah Rothschild schöpft aus dem Vollen, wenn sie ihre Leser nun in den Mahlstrom der künstlichen Welt der großen Kunst treiben lässt. Sie kennt diese Welt wie kaum eine andere, ist Kuratorin und mehr als renommiert, wenn es um Kunstexpertise geht.

Allerdings schrieb sie keinen Expertenroman. Die Launenhaftigkeit der Liebe“ ist ein traumwandlerisch sicher zubereitetes Potpourri aus allen Zutaten, die man benötigt, um höchsten Lesegenuss zu empfinden. Wir stoßen auf alle denkbaren Exzentriker, die mit unterschiedlichen Motivationen auf der Suche nach den großen Kunstschätzen der Welt sind. Liebhaber und Investoren, Freaks und Exilanten, Galleristen und Neureiche. Ein bunter Reigen versnobter und getriebener Sammler und Händler nimmt die Fährte des unschätzbar wertvollen Gemäldes auf, das ein großes Geheimnis verbirgt. Einzig Annie McDee ist der zutiefst menschliche und sympathische Pol in diesem Roman. Und doch ist es „Die Launenhaftigkeit der Liebe“, die ihr das Leben in jeder Beziehung schwer macht.

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild - Eine Lesung - Fotos: Steffi Sack

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild – Eine Lesung – Fotos: Steffi Sack

Seid ihr neugierig? Möchtet ihr mehr erfahren? Kein Problem. Wir haben Hannah Rothschild im Literaturhaus München getroffen und nicht nur sie interviewt. Stephanie Sack (Nur Lesen ist schöner – Eine Ode an das Lesen) und ich sind oft gemeinsam unterwegs, wenn es darum geht, von Lesungen zu berichten. So auch diesmal und wir haben nicht nur die Autorin, ihre Lektorin und die unglaublich tolle Vorlesestimme des Abends befragt, auch wir selbst plaudern bei einem Spaziergang durch unser festlich geschmücktes Vorweihnachts-München über den Roman und seine Bedeutung für uns.

Literatur Radio Bayern macht es möglich, dass ihr uns nun begleiten könnt. Herzlich willkommen zum Bummeln, Lauschen und Miterleben eines besonderen Abends mit:

Hannah Rothschild – Schriftstellerin
Karin Kirchhof – Lektorin
Ulrike Kriener – Schauspielerin, „Die Stimme“ des Abends und
Steffi & Raily

Hier geht es mit nur einem Klick zur Radio-Reportage.

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild - Astrolibrium

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild – Hier geht´s zum PodCast

Bei Steffi findet ihr einen atmosphärischen Lesungsbericht und tolle Fotos eines unvergesslichen Abends. Und da wir euch etwas mitgebracht haben, lohnt der genaue Blick auf beide Blogs ganz besonders, denn Hannah Rothschild hat zwei ihrer Bücher für euch signiert. .

Hier das Filetstück des Starterpakets...Signiert.

Hier findet ihr den Weg zu meinem signierten Exemplar – Advent, Advent…

„Das Leben ist gut“ – Alex Capus live in München

Das Leben ist gut von Alex Capus

Das Leben ist gut von Alex Capus

Können Sie sich einen Ofen vorstellen, hinter dem sich potenzielle Leser solange verstecken, bis sie von einem neuen Buch aus ihrer Deckung gelockt werden? Ja, ich denke schon, da Sie als Leser selbst immer wieder darauf warten, voller Neugier hinter ihrem persönlichen Ofen hervorgelockt zu werden. Bleiben Sie ruhig in Deckung und verschließen Sie die Augen. Ich versuche einfach, Sie vorzulocken, obwohl der Roman, den ich heute vorstelle sich auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so anfühlt, als wäre er der perfekte Lockvogel Ihres Lesens.

Das Leben ist gut“. Alleine schon der Titel passt so gar nicht in unsere kritische Zeit, in der man sich lieber dem kollektiven Meckern und Zaudern hingibt. Und wer hat schon Interesse an den Innenansichten eines Menschen, der eine kleine Bar betreibt und sein Leben reflektiert? Ein Mikrokosmos aus vollen und leeren Flaschen, Gespräche unter dem Einfluss alkoholischer Getränke und die weitgehend von Männern dominierte Welt auf und unter den Barhockern der kleinen Kneipe in unserer Straße.

Klar. Sie sind noch hinter ihrem Ofen und schütteln den Kopf. Das Leben ist nicht gut und ein Barbesitzer in einer beschaulichen Kleinstadt hat sicher außer dem Klatsch und Tratsch seiner Stammgäste nicht sonderlich viel in die Waagschale zu werfen, das einen Roman wert wäre. Verstehe ich ja. Kein Problem, obwohl wir ja alle wissen, dass es meistens Taxifahrer und Kneipenwirte sind, die als Seismographen der allgemeinen Stimmungslage mehr zu berichten haben, als Menschen anderer Berufsgruppen. Ist so. Glauben Sie mir einfach.

Das Leben ist gut von Alex Capus

Das Leben ist gut von Alex Capus

„Das Leben ist gut.“ Sowas kann man ja auch nur von sich geben, wenn man von der Zeit entrückt scheint und konfliktfrei durch das Szenario seiner kleinen Bar schwebt. So hängt dieser im Hanser Verlag erschienene Roman fast im literarischen Niemandsland fest und könnte mit einem gekühlten Gin Tonic runtergespült werden. Das lockt Sie noch nicht hinter dem Ofen vor. Klar. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wenn Sie von einem Roman Spannung, große gesellschaftspolitische Relevanz oder explosive Atmosphäre erwarten, dann ist Ihr Ofen der beste Platz, den Sie sich aussuchen konnten.

Wenn Sie allerdings bereit sind zu einem Spiel, dann sollten Sie mal vorgucken und sich den Namen Alex Capus ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Das Lesen seiner Romane war schon immer gut. Besucher seiner Lesungen sind seit Jahren mehr als begeistert von seiner mitreißenden Art, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Ja, das kann er. Und berücksichtigt man ein kleines Detail in seiner Vita, dann kann es sein, dass man nun hellhörig und neugierig wird. Alex Capus besitzt eine kleine Bar.

Genau hier beginnt ein Spiel, das er mit sich und seinen Lesern spielt. Schreibt er über sein eigenes Leben? Ist er selbst diesmal der Held seines eigenen Romans und ist „Das Leben ist gut“ das bisher autobiografischste Buch seines Lebens? Nein! Alles nur erfunden. Reine Fiktion. Das sagt er selbst. Mehr als deutlich und wiederholt. Ich war zu Gast in einer kleinen Münchener Bar, aus der seine LovelyBooks-Livestreamlesung in die Bücherwelt übertragen wurde und wurde Zeuge seiner beharrlichen „Das ist alles fiktional – Statements“.

Das Leben ist gut von Alex Capus

Das Leben ist gut von Alex Capus

Natürlich gibt er zu, dass es gewisse Parallelen zu jenem Max gibt, dessen Leben so gut ist, dass man einfach darüber schreiben muss. Natürlich gibt Capus zu, dass diese Parallelen sehr augenscheinlich sind. Und trotzdem besteht er darauf, dass er nie über sich oder die Gäste seiner Bar schreiben würde. Schweigepflicht gegenüber den Menschen auf der anderen Seite des Tresens ist oberstes Gebot für ihn. Insofern darf man also keinesfalls erwarten, dass die Anekdoten, Begebenheiten und Geschichten in seinem Buch real sein könnten.

Und doch wird den Zuhörern und Lesern schnell klar, dass sein neues Buch gerne als fiktional bezeichnet werden darf, es sich aber doch um ein autobiografisches Spiel mit hohem Ich-Schutzfaktor handelt. Die Grenzen verlaufen fließend und genau hier liegt die Faszination dieses Buches begraben. Es wird die Welt nicht verändern. Es sind die scheinbar kleinen Begebenheiten, die Charakterzeichnung des Barbesitzers und die emotionalen Abschweifungen, die diesen Roman lesenswert machen. Und nicht zuletzt ist es die fiktionale Annäherung an einen faszinierenden Schriftsteller, die hier den ganz besonderen Reiz ausmacht.

Genau so laviert und parliert sich Alex Capus durch seine Lesung. Man möge nur nicht glauben, dass er über sich selbst geschrieben habe. Dieses Mantra leitet fast jede Sequenz aus dem Buch ein. Dann schließt er es, lächelt und erzählt von sich selbst, seinem Alltag in der Bar, den Abläufen und den leicht verschrobenen Stammgästen, die er so liebt. Aus dem Grenzgänger des Fiktionalen wird in diesen Situationen wieder der Besitzer der Bar, wie wir sie im Buch kennengelernt haben. Capus führt seine eigenen Abgrenzungen ad absurdum. Wohl wissend, was er seinen Lesern damit antut.

Das Leben ist gut von Alex Capus

Das Leben ist gut von Alex Capus

Capus begegnet sich selbst. Frontalcrash mit seinem Alter Ego. Das Spiel eines Meisters der Fabulierkunst. Wer bin ich? Erkennt ihr mich im Buch? Glaubt ihr, dass ihr mir begegnet? Fragen, die über einem Buch stehen und es so liebenswert machen. Da ist Max, der die kurze Abwesenheit seiner Frau kaum verkraften kann und ihr mit einem einfachen Vergleich verdeutlicht, wie aufgeschmissen sie ohne ihn wohl sein wird. Ein Mann, der augenscheinlich die Rolle seiner Frau anders interpretiert, als dies moderne Frauenbilder suggerieren.

„Jemand wird für dich die Glühbirnen auswechseln müssen. Wer soll das tun, wenn ich nicht da bin?“

Da ist ein Barbesitzer, der mit der Erziehung der Söhne überfordert scheint und sein Heil in der Flucht hinter den Tresen seines Lebens sucht. Da ist Max, der wütend auf seine Frau das Haus verlässt, seinen Aggressionen freien Lauf lässt, sich vornimmt den Streit später eskalieren zu lassen und dann doch nur zu einem „Du dumme Kuh“ kommt, das von seiner Tina geflissentlich überhört wird. Da sind die Menschen in seiner Bar, die dem lauf der Welt nicht vertrauen, vor Erdbeben und Manipulation der Obrigkeit Angst haben und wie Strandgut in der Bar landen. Menschen, für die Max ein Anker zu sein scheint.

„Das Leben ist gut“ liest sich in einem Zug und gewinnt durch die Dimension dieses ganz bewussten Identitäts-Spiels, das Alex Capus mit seinen Lesern spielt. Sie können sich die Lesung jederzeit ansehen. Sie zeigt viel und verrät doch nichts. Insbesondere lässt uns der Autor im Dunkeln, wann er hier von wem erzählt und über wen er schreibt. Und doch wird man das Gefühl nicht los, dass man dem Menschen Capus nie näher war als in diesen Kapiteln. Ja, es ist wohl fiktional. Ja, Selbstschutz verhindert vieles. Aber „Das Leben ist gut“ lässt sehr viel zu, weil Alex Capus mit einem sympathischen Augenzwinkern gestattet, dass man sich auf sein Spiel einlässt.

Das Leben ist gut von Alex Capus - LovelyBooks in Aktion

Das Leben ist gut von Alex Capus – LovelyBooks in Aktion

Er hat die Regeln aufgestellt. Wir sollten uns darauf einlassen. Auch Delphine de Vigan hat in ihrem Roman Nach einer wahren Geschichte ein vergleichbares Spiel in die Welt gesetzt. Rein fiktional und doch unglaublich bewegend. Wenn man sich nicht nur für die Bücher der Autoren interessiert, die uns seit Jahren begleiten, sondern auch für die Menschen hinter den Schreibmaschinen, dann sind es solche Bücher, die mehr offenbaren als man es zuerst vermutet. Selbstschutz hin. Selbstschutz her. Hier schlägt die Eitelkeit der Schriftsteller ihnen vielleicht selbst ein Schnippchen und sie wollen uns mehr zeigen, als ihnen eigentlich lieb ist.

Alles ist erfunden. Sei`s drum. Akzeptiert. Ich bin froh, einem Barbesitzer begegnet zu sein, der dem Wunsch der Söhne nach einem Hund nur deshalb nicht nachgibt, weil er schon jetzt fühlt, wie sehr ihn der Verlust dieses Tieres in einigen Jahren mitnehmen würde. Ich bin so froh, einem Schriftsteller begegnet zu sein, für den ein ausgestopfter Stierschädel mehr als nur Dekoration für die heimische Bar ist, sondern sich fast schon wie ein Running-Gag der Deko-Geschichte durch sein Leben mäandert.

Das Leben ist gut“ muss man nicht gelesen haben! Keine Frage. Dieses Buch ist nicht dazu angelegt, Leben zu retten und philosophische Grundhaltungen zu verändern. Man kann dieses Buch lesen, wenn man die leicht verschrobene Liebeserklärung eines Mannes wertschätzen kann, der nach außen vielleicht machohafter wirkt, als es wirklich ist. Man kann es lesen, weil es unterhält und Lust auf einen Barbesuch macht. Man darf es lesen, wenn man sich auf ein besonderes Spiel einlässt. Ein Spiel namens Capus.

Das Leben ist gut von Alex Capus - Ein erfüllter Wunsch

Das Leben ist gut von Alex Capus – Ein erfüllter Wunsch

Sollte es mir nicht gelungen sein, Sie hinter dem bibliophilen Ofen hervorzulocken, so besuchen Sie doch einfach Stephanie Sack und ihren Blog Nur Lesen ist schöner – Eine Ode an das Lesen. Wir hatten das Vergnügen, Alex Capus gemeinsam in einer wundervollen Münchener Bar zu treffen. Ihren atmosphärischen Bericht finden Sie hier.

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„Euphoria“ – Zwei Blogs und ein euphorischer Abend

Euphoria - Lily King - Premiere im Literaturhaus München

Euphoria – Lily King – Premiere im Literaturhaus München (Quelle:  münchen.de)

Euphoria“. Drei europäische Ethnologen im Papua-Neuguinea der 1930er Jahre, die riesige Faszination für die Naturvölker in der bisher unberührten Landschaft, die magische Anziehungskraft der Riten und Gebräuche dieser Menschen und die Suche nach den eigenen Lebenszielen machen aus dem Roman von Lily King eine grandiose Mixtur aus Wissenschaft und emotionaler Tragödie. Abseits aller Normen verschmelzen Nell Stone, ihr Ehemann Fenwick und ihr Kollege Bankson zu einer Dreiecksbeziehung der besonderen Art.

Die Anlehnung der Romanhandlung an einen so wichtigen Teil der Lebensgeschichte von Margaret Mead macht hier einen ganz besonderen Reiz aus, da man durch eigene Recherchen die Gemeinsamkeiten mit „Euphoria“ aufspüren kann, bevor man dann auf einen neuen und unerwarteten Weg geleitet wird. Fiktion und Realität in einer perfekten Symbiose im Stile großer Erzählungen. In meiner Rezension habe ich bereits in den höchsten Tönen geschwärmt und doch brannten sich mir einige Fragen in die Seele, die ich der US-amerikanischen Autorin gerne stellen wollte.

Die Gelegenheit dazu ergab sich am Vorabend der Veröffentlichung von „Euphoria“ bei der Premierenveranstaltung des C.H. Beck Verlages im Literaturhaus München. Gemeinsam mit Bloggerin Stephanie Sack vom Literaturblog Nur Lesen ist schöner – eine Ode an das Lesen genoss ich einen euphorischen Abend, interviewte Lily King für Literatur Radio Bayern und konnte einige Impressionen von der Lesung aufnehmen.

Mit einem Klick zum Radio-Special und dem Interview mit Lily King

Mit einem Klick zum Radio-Special und dem Interview mit Lily King

Heute ist es soweit. Zwei Blogs Hand in Hand mit einem euphorischen Doppelschlag. Während man sich hier den RadioPodcast in aller Ruhe anhören, die Rezension fürs Ohr, gemeinsam eingelesen mit Kristina Puck, genießen und Lily King fast live erleben kann, ermöglicht Stephanie gleichzeitig einen tiefen Einblick in einen Abend, der uns beide nach Papua-Neuguinea brachte.

Besucht uns auf beiden Blogs und lasst Euch überraschen. Blog-Hopping mal ganz anders und natürlich haben wir eine große Überraschung für unsere Leser im Gepäck. Jeweils ein signiertes Exemplar von „Euphoria“ wartet auf Euch und somit habt Ihr die Qual der Wahl, welche unserer Fragen Ihr beantworten möchtet, oder ob Ihr sogar die Chance verdoppeln wollt indem Ihr beide Artikel kommentiert.

Für Euch signiert - Euphoria von Lily King

Für Euch signiert – Euphoria von Lily King

Der Weg zu einem signierten Exemplar bei AstroLibrium ist ganz leicht. Verratet mir in einem Kommentar bis zum Sonntag, den 26.7. um 19:00 Uhr, wie für Euch ganz persönlich „Lese-Euphorie“ aussieht, wie sie sich anfühlt und wie man bemerkt, dass Ihr gerade in einem Traumbuch gelandet seid. Und nun geht´s los. Herzlich willkommen bei Raily und Stephanie. Hinterlasst Eure Spuren, damit „Euphoria“ den Weg zu Euch findet. Und hier geht es zu Stephanies Artikel

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Das Interview mit Lily King in freier Übersetzung der Radio-Fassung:

Liliy King. Herzlich willkommen in Deutschland. Welche Eindrücke konnten Sie bisher gewinnen??

Es ist ein außergewöhnliches Land voller Bücherliebe. Ich fühle mich hier willkommen und spüre einfach, dass mein Leben einen Sinn hat. Ich habe den ganzen Tag in meinem Verlag C.H. Beck verbracht und es war einfach grandios.

Dabei haben Sie nicht die typischen „Obama-Bilder“ von Bayern in Lederhosen im Kopf?

(lacht) Diese Bilder habe ich schon im Alter von 10 oder 11 Jahren verdrängt und durch andere ersetzt.

Ihr Buch handelt von Emotion und Wissenschaft. Was brachte Sie auf die Idee, über Margaret Mead zu schreiben, und es dann am Ende des Buches doch nicht zu tun?

Im Schwerpunkt hat mich das Gefühl interessiert. Die Beziehung zwischen den Drei im Dschungel von Papua Neuguinea 1932 war so interessant für mich. Ich habe über die Isolation dort nachgedacht und über alles was in diesem Rahmen passieren kann. In einer Biographie über Margaret Mead las ich von dieser sehr kurzen Episode. Eigentlich war es nur ein kleines Kapitel, aber an dessen Ende dachte ich einfach nur „Ich muss mehr darüber erfahren. Das ist eine große Geschichte, die erzählt werden muss!“ Ich begann mit meiner Recherche und da ich mich vorher noch nicht mit Anthropologie beschäftigt hatte, musste ich mich richtig einarbeiten.

Aber es ist einfach so. Das Gefühl war zuerst da, dann kam die Wissenschaft dazu und schließlich faszinierte mich die Kombination aus beidem.

Ich hatte den Eindruck, dass Sie ein anderes Ende für dieses kurze Kapitel aus dem Leben von Margaret Mead schreiben wollten, oder täuscht mich das?

Eigentlich wollte ich wirklich ihre Geschichte erzählen, aber in dem Moment, als ich damit begann, entwickelte sie sich in zwei unterschiedliche Richtungen. Und letztlich musste ich meinem Instinkt als Romanautorin folgen und alles, was ich zu Beginn der Handlung aufgebaut hatte musste zu einem ganz bestimmten Ende führen. Es passierte nicht in der Realität, aber es fühlte sich innerhalb der ganzen Geschichte so wahr an.

Können Sie sich vorstellen, dass ich das Leben von Margaret Mead ein wenig mit dem von Tania Blixen in „Jenseits von Afrika“ vergleiche? Zwei starke Frauen, die in einem neuen Kulturkreis leben und dort eine völlig neue Rolle als Frau einnehmen. Ist dieser Vergleich angebracht?

Oh definitiv. Ich dachte sehr viel an Karen Blixen, wie wir sie nennen. Ich dachte sehr oft an „Out of Africa“ und ich habe den Film gesehen. Es ist eines der Bücher, das ich als wirklich vergleichbar betrachte – und davon gibt es wirklich nicht viele. Barbara Kingsolvers „Giftholzbibel“ gehört sicherlich auch noch dazu.

Das hat mich berührt, weil das spürbar ist. Wie gefällt Ihnen das deutsche Cover? Es unterscheidet sich sehr vom original, das den Teil eines Baums in Nell Stones Haus darstellt.

Ich liebe es. Verraten sie es nicht meinem Verleger aber ich mag es sogar lieber als das Original. Es ist einfach wunderschön. Man schenkte mir heute eine Stofftasche mit aufgedrucktem Cover und ich bin wirklich begeistert.

Wir sind wirklich euphorisiert von Ihrem Buch. Herzlichen Dank für das Interview für Literatur Radio Bayern und nun viel Vergnügen mit Ihren Zuhörern bei der Lesung.

Euphorisch im Euphoria-Interview - Lily King

Euphorisch im Euphoria-Interview – Lily King