Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Die Tage des Rauchs von Ellis Avery - Astrolibrium

Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Es gibt Tage von solch historischer Relevanz, dass sie die Geschichte der Welt und das eigene Leben in ein DAVOR und DANACH aufteilen. Es gibt Tage, die sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit einbrennen und dem individuellen Erinnern kaum eigenen Spielraum lassen. Es gibt Tage, von denen man auch noch Jahrzehnte später genau weiß, wo und wie man sie verbracht hat. Ein solcher Tag war ein kühler Dienstag vor genau zwanzig Jahren. Man schrieb den 11. September 2001. Es war der Tag, der unter dem Namen “Nine Eleven” in die Geschichte eingegangen ist. Dieser tieftraurige Tag muss nicht erklärt werden, die Ereignisse bedürfen keiner Zusammenfassung mehr. Der grausame Tod Tausender von Menschen, deren Schicksal auf grausame Art und Weise miteinander verschmolzen wurde, steht heute für einen irreversiblen Wandel der Geschichte, als Auslöser für Krieg und das Ende im individuellen Sicherheitsempfinden.

Die Literatur hat sich den Anschlägen des 11.9. nur sehr zaghaft genähert. Ersten Ansätzen, die Terrorakte journalistisch aufzuarbeiten, folgten Jahre später vereinzelte Romane, die fiktive Einzelschicksale aus der kollektiven Erinnerung herauslösten, um in der geschützten Distanz eine Annäherung an das Unaussprechliche zu wagen. Zumeist blieben diese Romane bemüht und oberflächlich, weil der Schrecken zur Kulisse wurde und sich alle Lesenden als Augenzeugen empfanden, die dem geschilderten Szenario viel präzisere eigene Erinnerungen hinzufügen konnten. Eine ausweglose Situation für Autoren und Autorinnen, die keine Bilder erschaffen konnten, die man zuvor noch nicht wahrgenommen hatte. Jeder Roman wirkte wie ein Déjà-vu. Jede Geschichte steuerte plötzlich auf ein Ende zu, das so vorhersehbar war, wie der Untergang der Titanic. Nur waren das die Anschläge des 11. September 2001 keinesfalls, wie wir heute wissen.

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Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Heute, zwanzig Jahre nach Nine Eleven, hat sich der Blickwinkel erneut verschoben. Wieder sehen wir Menschen, die vom Himmel fallen. Diesmal nicht von Hochhäusern in New York, sondern von US-Transportmaschinen über Kabul. Der Krieg, den man führte, um eine Wiederholung des Terrorismus zu verhindern, ist krachend gescheitert. Kaum zwanzig Jahre danach steht der Westen wieder ratlos einem Phänomen gegenüber, in dessen Inneres man kaum vorstoßen kann. Und schon greift sie wieder um sich. Diese kollektive Sprachlosigkeit, in der nur noch Raum für Worthülsen und Allgemeinplätze in der Beschreibung des globalen Versagens bleibt. Der Konjunktiv greift um sich und die Opfer sprechen keine Sprache mehr, die man verstehen könnte. Eigentlich wollte ich ja heute auf die Ereignisse von vor genau zwanzig Jahren zurückblicken. Eigentlich wollte ich nur ein Buch lesen, das zum Jahrestag der einstürzenden beiden Türme des World Trade Centers erschien. Aus diesem „Eigentlich“ wurden schlaflose Nächte, Rückblicke auf die Bücher, die ich gelesen hatte, Filme und Dokumentationen, die ich sah und das Rückfühlen in meine Gefühle, die ich niemals vergessen habe…

Ich wollte Ellis Avery in ihre literarischen Beobachtungen folgen, die sich in ihr als Reaktion auf den erlebten Schrecken in New York Bahn gebrochen hatten. Sie schrieb an einem Coming-of-Age-Roman. Sie war sprachgewaltig und inspiriert. Sie wohnte in Manhattan und sie genoss ihren Blick auf die Zwillingstürme des WTC. Was an diesem Tag geschah, veränderte auch ihr Leben. Es war ein Weltuntergang, den sie aus ihrem geschützten Arbeitszimmer heraus beobachten konnte und doch war der Autorin sofort klar, dass es fortan keine Biotope oder Refugien mehr geben wird, weil die brennenden Türme mehr verändern würden, als die globale Politik. Ihre Reaktion auf das Gesehene und Erlebte ist kein Augenzeugenbericht. Es ist ein Stimmungsbild und ein Zeitzeugnis für den Anschlag auf New York, der sich für uns auf ein Datum fokussiert. Dabei waren es nicht nur vierundzwanzig Stunden, die das Leben veränderten. Es waren:

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Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Die Tage des Rauchs. 11. – 21. September 2001“ von Ellis Avery

Ellis Avery beschreibt uns diese Tage nicht. Sie erklärt uns nicht, was sie fühlte. Es ist wie der Blick in ihr tiefes Innerstes, den sie uns gewährt. Es fühlt sich an, als dürften wir mit ihren Augen sehen, mit ihrem Herzen fühlen und mit ihren Worten denken. Ellis beantwortet unsere Fragen, die wir seit zwanzig Jahren nicht stellen wollen. Oder, die wir uns nicht zu stellen trauen. Was war am Tag davor? Wie fühlte sich der Alltag an in einer Metropole, die uns mit ihrer pulsierenden Wucht in ihren Bann zog. Was nahm sie wahr? Wie? Wann realisierte sie es und was geschah in den Tagen nachdem wir schon lange abgeschaltet hatten? Die Überschriften ihrer Kapitel gleichen einem Gedicht auf den Untergang einer ganz eigenen Welt.

8., 9., 10., 11. September
Normalzeit

11. September
Auf den ersten Blick
Sehen kann, sehen konnte
Was ich vom Fenster aus sah

Sommer 1996
Es war einmal

So arbeitet sie sich vor und zurück. In und durch sechzehn Kapitel voller Wehmut im Herzen und Hoffnung im Sinn. Sie macht uns zu Teilhabern ihres Lebens, ihrer Verluste und Ängste. Sie zeigt und ihr Davor und Danach. Sie lässt uns intensiv nachfühlen, wie sie gefühlt hat und was sie nicht mehr fühlen konnte. Es ist die literarische Tiefe, die sie in uns nach oben holt, um das Unsagbare verständlich und greifbar zu machen. Dabei zeigt sie sich nicht gelähmt oder erlegt. Sie bleibt vital. Erschreckend vital und viral, da sie nichts mehr mehr bewegt, als ihre Mitmenschen davon zu überzeugen, jetzt nicht in blindem Hass zurückzuschlagen und das Leid weltweit zu potenzieren. Sie ahnte wohl schon, was bald passieren sollte. Es sind ihre Worte, die uns an die Hand nehmen und Verluste spürbar werden lassen. Es sind ihre Gesten, die so viel Größe besitzen. Nicht zuletzt sind es ihre Übersprungshandlungen, die uns so gut verstehen lassen, was sie an diesem Tag verlor.

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Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Wir sind an ihrer Seite, als sie…

  • Ansichtskarten der Türme kauft, weil die Souvenirs jetzt echte Andenken sind,
  • erstmals weiße Atemmasken in den Straßen sieht. (Heute so normal)…,
  • flammende Appelle zur Toleranz und gegen Hass vernimmt,
  • erste wüste Beschimpfungen der muslimischen Mitbürger miterlebt,
  • realisiert, dass Panik immer ein selbstbezogenes Gefühl ist,
  • fühlt, dass Überleben ein Glücksgefühl auslöst, das peinlich sein kann,
  • daran verzweifelt, dass die Zeit nicht stehenbleibt, sondern einfach verrinnt,
  • ihre Stadt mit einem Friedhof vergleicht, dessen Grabsteine Vermisstenbilder sind,
  • mit ihrer Frau erste Botschaften verfasst, die schon bald überall sichtbar werden:

„Die halten uns auch für Monster. Lasst uns ihnen das Gegenteil beweisen.“

„Wir müssen lernen, die Weiterlebenden mit der gleichen besonderen Aufmerksamkeit zu zählen, mit der wir die Toten beziffern.“

Ellis Avery erzeugt in mir unglaubliche Gefühle. Ich wünschte mir, bei ihr zu sein. Genau an diesem Tag, genau an diesem Ort und in genau jenen Straßen, in denen sie nun patrouilliert. Fern von jedem Voyeurismus. Fern von jeglicher Neugier. Einfach nur, weil ich in der Gefolgschaft einer Autorin wäre, die der Sprachlosigkeit dieser Stunden ein ganzes Buch entgegenzusetzen hat – vielleicht sogar ihr ganzes Sein…

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Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Auch heute noch lassen sich die Opfer nicht beziffern. Es sind zu viele. Weltweit. Auch heute noch sterben Menschen an den Folgen der Anschläge. Sie sind Opfer von Kriegen, erliegen den gesundheitlichen Spätfolgen der Rettungsarbeiten im Asbest der Turmruinen oder, oder. Der Opfer wird gedacht, während neue Opfer gebracht werden. Es sind die Jahrestage, die uns wieder erinnern. Und doch ist es auch so, dass wir uns ganz bewusst in diese Tage fallen lassen, um zu fühlen, wie lebendig wir sind. Wie gut es uns doch geht. Nichts ist von Dauer. Pathos ist fatal, wenn es um Trauer geht. Alles Dinge, die wir wissen und die wir doch verdrängen. Ich hätte mich jedenfalls gerne mit Ellis Avery über dieses Buch unterhalten. Darüber, wie ihr Leben aussieht, was heute ihr Schreiben ausmacht und, und, und… Ich zitiere einen Satz aus ihrem Buch, der in mir nachhallt und nicht untergehen wird. Sie beschreibt eindringlich ihr Gefühl, als ihr bewusst wird, wie sehr die Umwelt vergiftet wurde. Nicht nur die Menschen…

Ich hoffe, lange genug zu leben, um noch Krebs von dem Asbest zu bekommen.

Ellis Avery starb am 15. Februar 2019 an den Folgen einer Krebserkrankung. Das Nachwort im Buch aus der Feder ihrer Ehefrau Sharon Marcus setzt ihr ein Denkmal.

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Die Tage des Rauchs von Ellis Avery

Die auf den Artikelbildern abgelichteten Bücher „Und auf einmal diese Stille“ und „This is New York – A Democracy of Photographs“ gehören zu meinen bisher noch nicht vorgestellten Büchern zum 11. September 2001. Ich hoffe, auch für sie Worte zu finden. Hier finden Sie weitere Artikel über Bücher zum Thema Nine Eleven in der kleinen literarischen Sternwarte.

„Bobby“ von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

„Er betrachtet sein Spiegelbild. Er sieht einen alten Mann. Einen alten Mann, der seinem Vater nicht gefolgt ist. Einen alten Mann, dessen Söhne ihm gefolgt sind: einer in ein anderes Leben, einer in die Kneipen, einer in die Flammen.“

Es ist dieser Blick in den Spiegel, der ein ganzes Buch charakterisiert. Der Blick eines Vaters, der in sich, für sich und mit sich allein zu verarbeiten versucht, was auch im Rückblick auf die Geschichte einer ganzen Familie nicht zu verarbeiten ist. Es sind diese bohrenden und ewig nagenden Wenns, die das Hirn zermartern. Es ist das ganz persönliche schlechte Gewissen, an einem bestimmten Tag eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Als Vater versagt zu haben.

„Gail erwacht mit durchstochenem Herzen, diesen wie jeden Tag.“

Es ist dieser Stich ins Herz, der eine trauernde Mutter ewig begleitet. Tag für Tag. Eine Wunde, die sich nicht schließen mag. Eine Narbe, die weithin sichtbar bleibt und ein tiefer Schmerz, der einfach nicht versiegen will. Es ist das Gefühl, dass etwas fehlt im Leben. Ein Gefühl, das sich an jedem Tag von neuem einstellt, wenn sie das Zimmer ihres Sohnes betritt. Nichts hat sie hier verändert. Alles ist so geblieben, wie er es einst zurückgelassen hat. Nicht nur die Basketball-Pokale ihres Sohnes sind noch an Ort und Stelle. Alles ist so, als wäre nichts passiert und er käme gleich wieder nach Hause.

„Bobby“

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

„Ich bin ein Miststück, Bobby? Zigaretten schaden der Gesundheit? Leck mich, Bobby. Ich bin noch am Leben, und du bist mausetot, Bobby. In brennende Häuser laufen, das schadet der Gesundheit, Bobby. Fuck. Zigaretten sind super.“

Es ist diese selbstzerstörerische Wut einer Ehefrau, die sich an den letzten großen Krach mit ihrem Mann erinnert. An den Streit. An die Vorwürfe. An ihre Uneinsichtigkeit. Und alles nur wegen ein paar Zigaretten. Er hatte es gut mit ihr gemeint und sie hatte ihn provoziert. Gereizt und ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen. Seine Worte hatten sie verletzt. „Du bist ein Miststück!“ Aber eigentlich hatte er es gut gemeint. Er konnte es nicht ertragen ihr dabei zuzusehen, wie sie das pure Gift inhalierte. Und dann dieser letzte Streit. Fünf Monate später war er tot.

„Bobby“ 

Dies sind nur drei Momentaufnahmen von Menschen, die Zurückblieben. Trauern, verarbeiten, vermissen, zerbrechen und trotzdem leben. So muss man wohl die letzten Jahre überschreiben, die sie durch einen gemeinsamen Verlust miteinander verbinden. Jahre, die ihre Spuren hinterlassen haben, während von demjenigen, der hier betrauert wird, keine einzige Spur zurückgeblieben ist. Mehr als neun Jahre sind vergangen, seit Bobby Amendolas in den Türmen des World Trade Centers ums Leben kam. Es war der 11. September 2001, und Bobby war einer der 343 Feuerwehrmänner, die bei den Anschlägen des Nine Eleven am Ground Zero zu tragischen Helden wurde.

„Bobby“

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

Eddie Joyce erzählt in seinem Roman „Bobby“, erschienen bei DVA, nicht nur von diesen drei Menschen. Joyce greift weiter und gestaltet einen Erzählraum, in dem sich die vergangenen neun Jahre seit dem Kollaps der Zwillingstürme zu einem kollektiv zu durchlebenden „Danach“ verdichten. Es sind nicht nur die Eltern, aus deren Sicht das jetzige Leben betrachtet wird. Es sind ebenso Bobbys Brüder, die Schwiegereltern und natürlich seine Witwe, die in ihren persönlichen Trümmern Zuflucht gesucht haben. Und als wäre dies noch nicht genug, sind es auch die vaterlos aufwachsenden Kinder, deren Welt sich mit einem Schlag für immer veränderte.

Eddie Joyce erzählt hier nur vordergründig vom Umgang mit Verlust. Er verleiht diesem Thema eine besondere Dimension, indem er sehr weit in die Vergangenheit von Familien blickt, um ihre emotionalen Bindungen, kulturellen Hintergründe und sozialen Prägungen spürbar zu machen und auf diese Art und Weise zu erklären, welchen Riss der Tod eines geliebten Menschen im tektonischen Gefüge der Kontinentalplatten von Familien verursachen kann. Seine daraus abgeleiteten Katastrophen und Verwerfungen in der Zukunft werden nachvollziehbar und sind dabei so authentisch, dass man sich selbst als Angehöriger fühlt, dessen erster Gedanke am frühen Morgen lautet:

„Das muss ich Bobby erzählen.“

Die Welt von Bobbys Eltern ist die komplexe Welt ehemaliger Einwanderer. Durch ihre Hochzeit verbanden sich zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Irische und italienische Stammbäume sind dafür verantwortlich, dass die Amendolas alles in sich vereinen, was man unter Leidenschaft, Familiensinn und Emotionalität zu verstehen hat. Eine explosive Mischung aus Tradition und Hingebung zieht sich durch die Geschichten der Familien, die durch diese Ehe zu einer Familie werden. Und nun ist neun Jahre nach den Anschlägen in New York kein Stein mehr auf dem anderen.

Erst recht nicht für ihre Schwiegertochter Tina. Bobbys Witwe.

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

Als Tina kurz vor dem neunten Geburtstag von Bobby jun. zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes einen zarten Schritt in ein neues Leben wagt und Gefühle für einen neuen Mann in ihrem Leben zulässt, droht die ohnehin schon aus der Balance geratene Familie erneut aus der Bahn geworfen zu werden. Sie sieht sich mit Fragen konfrontiert, die jeden Tag ihres Lebens als Witwe bestimmt haben. Darf man einen toten Helden betrügen? Darf man ein normales Leben führen, wenn der Ehemann in den Türmen des World Trade Centers das eigene Leben für alle geopfert hat.

Darf man ihm den Sohn wegnehmen, den er nie gesehen hat? Und darf man einfach so einen neuen Mann mitbringen, wenn man gemeinsam den Geburtstag des Jungen feiert, der nach seinem toten Vater benannt wurde? Wie reagieren die Brüder Bobbys, welche Risse entstehen in den Herzen seiner Eltern und was passiert mit den eigenen Gefühlen? Kann man mit schlechtem Gewissen lieben, oder muss man sich als Witwe eines verstorbenen New Yorker Firefighters bis ans Ende seiner Tage damit abfinden, dass mit seinem auch das eigene Leben endete?

Eddie Joyce erzählt eine bewegende Familiengeschichte. Er lässt uns in die Herzen und in die Psyche von Hinterbliebenen blicken, deren Leben anders verlaufen wäre. Er bringt uns Menschen nahe, die uns so sehr berühren, dass man das komplette Bild nur zusammensetzen kann, weil man selbst durch die wechselnden Perspektiven einen tiefen Einblick in den Schmerz, Selbstvorwurf und verlorene Träume erhält. Bobby steht über allem. Er ist in jedem Leben das seinen Tod überdauert hat präsent. Die Tatsache, dass er als Held gefeiert wird, macht es seinen Angehörigen nicht leichter, ihren Weg zu finden, ohne dabei die Erinnerung an Bobby zu verraten.

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

Ich denke, wir alle haben in unserem Leben einen Tag erlebt, der uns vorkam, wie ein Anschlag auf alles, wofür wir stehen. Wir alle mussten mit Verlusten umgehen, die in jeder Hinsicht einschneidend waren. Man neigt in solchen Situationen oft dazu, die eigene Trauer über die der anderen Menschen zu stellen. Man versinkt sehr leicht in Selbstvorwürfen und Depression. Man denkt, das Leben geht nicht weiter. Wenn man dann einen Roman zu diesem Thema liest, hat man häufig das Gefühl, dass er zu kurz greift, zu oberflächlich bleibt und den einzelnen Charakteren nicht gerecht wird.

Eddie Joyce beweist mit „Bobby“, dass es anders geht. Er erweitert das Spektrum des Verlustes um die Dimension eines Helden, dessen Andenken nicht beschmutzt werden darf, den man nicht betrügen darf und der ewig unvergessen bleiben muss. Tief unter der Oberfläche aus Trauer und Leid verborgen brodeln die Vulkane derer, die ihr Leben noch vor sich haben. Erwarten Sie nicht, dass Sie an der Seite von Bobby den Tag der Anschläge erleben. Erwarten Sie keine Schilderung des Nine Eleven. Gehen Sie nicht davon aus, hier einen Roman über diese Anschläge zu lesen.

Wappnen Sie sich eher dafür, schon nach wenigen Seiten zur Familie zu gehören. Eddie Joyce schreibt im Wissen um das kollektive Gedächtnis an einen Tag, der sich auch in unsere Herzen eingebrannt hat. Er schreibt auf der Grundlage unseres Wissens um den hohen Stellenwert der New Yorker Firefighter. Er schreibt uns eine Geschichte ins Herz, die sich noch heute in vielen Familien abspielt. Ein großer Roman, der keine Spurenelemente von Pathos enthält. Ein hoffnungsvoller Roman über ein „Danach“, das man sich hart erkämpfen muss und eine Liebeserklärung an diejenigen, die auf ihre ganz individuelle Weise nicht vergessen wollen und können.

Bobby von Eddie Joyce

Bobby von Eddie Joyce

Mein besonderer Dank gilt Lili und Klaus Hamann, die mir für diesen Artikel Fotos aus New York zur Verfügung stellten, die 2011 dort entstanden sind. Sie ermöglichten mir tiefe Einblicke in das Leben in und außerhalb von Feuerwachen. Sie vermittelten mir ein Bild davon, wie gut dieser Roman ist. Ich sehe viele Bobbys auf diesen Bildern.

Die Bücherkette auf AstroLibrium bringt Sie mit nur einem Klick zu den Büchern, die mit “Bobby” von Eddie Joyce in Verbindung stehen.

Bobby - Eddie Joyce - Die Bücherkette

Bobby – Eddie Joyce – Die Bücherkette