Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Wie einfach sind sie doch manchmal, die großen kleinen Geschichten, die unser Lesen verändern. Wie schmal und zart kommen sie oft daher. Mathematisch betrachtet, recht einfache Formeln. „Eins plus Eins = Zwei“- Geschichten. Leicht aufzulösen und mit nur einer Wahrheit hinterlegt. Schwarzweiß-Erzählungen die in ihrer Interpretation wenig Spielraum lassen. Zehn Leser kommen zu gleichen Einsichten. Wie einfach ist es doch manchmal.

Wie kompliziert es jedoch sein kann, beweisen wieder ganz andere Erzählungen. Sie scheinen wenig berechenbar zu sein, verschachteln sich in ihren vielen Wahrheiten und präsentieren ein Nuancenspiel der Farben, das eine leichte Unterscheidung in Schwarz und Weiß nicht gestattet. Zehn Leser gelangen zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen. Diskussionen entzünden sich am Leuchtfeuer dieser literarischen Ungleichungen und die Interpretationen beginnen über die Ufer des Denkbaren zu treten.

Und doch sind es genau diese Geschichten, die uns nachhaltig beschäftigen, uns aus dem Leben reißen und zum aktiven Lesen verführen. So unberechenbar, wie das Leben selbst. Nicht vorhersehbar und keiner Kalkulation unterworfen. Lesen ist nichts für Formelmenschen. Phantasie gehört nicht in den Taschenrechner, sondern ins Herz. Und wenn am Ende einer Geschichte eine Frage bleibt, dann hat sie es geschafft, aus dem Buch heraus ins wahre Leben zu treten und ihren Anker in der Seele des Lesers zu werfen.

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Wenn ich heute den Jugendroman „Anna und der Schwalbenmann“ von Gavriel Savit in den Mittelpunkt stelle, dann sitze ich weit entfernt von den Rechenschiebern der Interpretation. Dann verabschiede ich mich bereits im Vorfeld dieser Rezension von der Behauptung, die Deutungshoheit über diese Geschichte zu besitzen. Deshalb rufe ich alle Menschen, die Anna schon erlesen haben auf, mir ihre Sicht auf den Roman zu vermitteln. Auf Augenhöhe und ungefiltert. Hier geht es nur um das große Gefühl des Lesens, um die eigenen Bilder, die losgetreten werden und die  individuelle Wahrheit, die man für sich selbst empfunden hat.

Dabei ähnelt die Ausgangssituation einer mathematischen Gleichung. Nur, dass die Zahlen für sich betrachtet in Kombination mit einigen Variablen eine menschliche Katastrophe ergeben. Der situative Kontext des Romans ist so schwarz-weiß, wie es nur eben geht. Egal, wie man die Zahlen in dieser Formel auch umstellt, egal, wie man sie aufzulösen versucht. Es gibt Faktoren, die in dieser Konstellation dazu führen, dass wir am Ende nicht im positiven Bereich unserer Kalkulationen angelangen. Alles riecht nach Tod. Unausweichlich.

Wir schreiben das Jahr 1939. Anna ist gerade einmal 7 Jahre alt. Soviel zu den reinen Zahlen. Die unabänderlichen Faktoren der Gleichung lauten: Anna ist Jüdin. Wir befinden uns in Polen, genau gesagt in Krakau und die düster wirkende Gleichung wird durch Veränderung einiger Terme zur vorhersehbaren Größe. Man subtrahiere von der bereits mutterlosen Welt der kleinen Anna den Vater, und addiere zum völlig harmlosen Land Polen unzählige ideologisch normierte Soldaten aus Nazi-Deutschland. Und dann lasse man das 7-jährige Mädchen ganz allein in den Straßen von Krakau. Völlig allein und ahnungslos, was mit ihrem Vater geschah.

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Und schon sitzen wir überfordert vor dem Ausgangsmaterial dieser Ungleichung. Zahlen und Werte verschwimmen und man möchte das Ergebnis nicht wahrhaben. An irgendeiner Stelle muss man doch was drehen können, um das Schicksal zu besiegen. Irgendwo muss es doch möglich sein, dieser vorbestimmten Formel etwas entgegen zu setzen. Es kann doch nicht sein, das die tödliche Kalkulation dieser Menschenhasser immer aufgeht, und dass Anna als kleinster gemeinsamer Nenner der Geschichte aus der Formel gelöscht wird. Wie so viele vor ihr und wie noch viel mehr Menschen nach ihr. So fühlen sich Schüler angesichts einer Todesformel.

Gavriel Savit hat nicht vor, uns rechnen zu lassen. Er verweigert sein Schreiben der Kalkulation. Er weiß um die Unberechenbarkeit des Lebens, die Schicksalhaftigkeit von Begegnungen und schreibt uns mit Anna und der Schwalbenmann eine Aufgabe ins Lebensheft der Ungleichungen, an der wir noch lange zu knabbern haben. Er hebt die Regeln des Kalkulierbaren mit seiner Fantasie auf. Er ergänzt diese Formel um einen Faktor, der diese Geschichte ins Rollen bringt. Er gibt uns eine „Unbekannte“ an die Hand, die den weiteren Verlauf des klar berechneten Vernichtungsweges der Nazis auf den Kopf stellt und ad absurdum führt.

Gavriel Savit stellt unserer Anna den Schwalbenmann an die Seite. Savit hebt die unendliche Schwerkraft der Geschichte auf und lässt das Mädchen, für das sich jeder Leser bereits persönlich in der Luft zerreißen würde, nicht alleine. Ein Mädchen, dessen Innenleben vor uns liegt wie auf der Waagschale der Menschlichkeit. Verletzlich, seinen Vater vermissend und absolut hilflos angesichts des drohenden Unheils. Ein Mädchen, das bisher vom Geheimnis seiner Sprache zehrte. Ein Geheimnis, das ihr vom Vater in allen Klangfarben beigebracht wurde. Von einem Vater, der als Intellektueller jüdischer Pole bereits auf dem Weg in ein Konzentrationslager ist. Deportiert. Sprachlos.

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Und genau in dem Moment, in dem uns Anna zu entgleiten droht, in dem die ganze Welt für sie auf den Kopf gestellt wird, begegnet sie dem Schwalbenmann. Einem groß gewachsenen, etwas schlaksigen Mann, dessen Interesse sie auf sich zieht. Ein Mann, der genau zu fühlen scheint, was ihr geschah und der erste Mensch, der sie in allen denkbaren Sprachen fragt, „Geht es Dir gut?“ Eine Frage, die Anna angesichts ihrer Verzweiflung zum Weinen bringt. Ein Weinen, das der Mann durch eine kleine Geste versiegen lässt. Durch einen Zauber, der in Anna das tiefe Gefühl von Urvertrauen und Geborgenheit weckt. Auf einen kleinen Pfiff von ihm hin schwebt eine Schwalbe heran, lässt sich auf seiner Hand nieder, schaut das kleine Mädchen an und entlockt ihm ein erstes Lächeln.

Anna und der Schwalbenmann„. Eine Begegnung, die nicht nur das Leben des Mädchens verändert. Eine Begegnung, die sein Überleben sichert. Ein Mann, dessen Herkunft und Identität im Verborgenen bleiben, übernimmt Verantwortung für Anna und macht sie zur Begleiterin seiner Flucht. Die Regeln, die er Anna nun unmissverständlich vermittelt sind knallhart. Rettungsregeln, die für Kinder in Gefahr die einzige Wahrheit darstellen. Sie legt ihren Namen ab, bleibt fortan unsichtbar und vertraut der Führung des wohl einzigen Menschen, der ihr jetzt den Weg zum Überleben zeigen kann. Der Schwalbenmann wird zum Flussbett, Anna wird zum Fluss.

Wir selbst werden zu ihren Wegbegleitern, lernen die Härte und Kompromisslosigkeit des Schwalbenmannes kennen, sehen sein Ziel und vertrauen ihm blind. Wir begegnen anderen Menschen auf ihren Fluchten, anderen Sichtweisen und werden Zeugen ihres Scheiterns. Wir realisieren die Wahrheiten des Schwalbenmannes und können ihn doch gleichzeitig nicht fassen. Ebenso wenig, wie Anna ihn jemals fassen kann. Aber muss man Wunder begreifen? Muss man sie kalkulieren und berechnen?

Kann der Schwalbenmann nicht einfach seine Wirkung entfalten, so wie uns einst der Tod persönlich von einer gewissen Liesel Meminger erzählte? Die Bücherdiebin hatte einen mächtigen Gefährten, der sie beobachtete und in Ruhe ließ. Bis Markus Zusak seine Geschichte und letztlich auch die von Liesel zu einem Ende brachte, das uns alle bewegte. Gavriel Savit hat dem „Tod“ der Bücherdiebin den aktiv handelnden Schwalbenmann Annas entgegengesetzt. Die Lektionen des Schwalbenmannes sind zeitlos. Lebensrettend.

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann – Mit einem Klick zum audible Hörbuch

Nach dem Lesen folgte das Hören. Laura Maire verleiht Anna das Staunen der Welt in einer von Angst geprägten Zeit. Ihre zarte Stimme hallt so lange nach. Ihre kraftvolle Stimme erzeugt eine Gänsehaut und vielleicht war es genau diese Laura Maire, die mir Anna so richtig ans Herz schmiegte und durch die ganz eigene Modulation der Stimme zeigte, was ich abseits des geschriebenen Wortes vielleicht noch emotionaler verstehen kann. Laura Maire gelingt in dieser Hörbuchfassung ein Gefühlswunder. Das einfache Wort „Warum“ wird durch Laura Maire zur Fragen aller Fragen mit der Stimme aller Stimmen und im Herzen aller Herzen. Annas Frage.

Ich besitze nicht die Deutungshoheit für diesen Roman. Das große Mysterium des Schwalbenmannes gleicht für mich der tiefen Denkwelt von Antoine de Saint Exupéry. Vielleicht ist der Schwalbenmann der Kleine Prinz für Menschen in Not. Für Kinder in Not. Haben wir jemals gefragt, wer der Kleine Prinz ist? Fragen wir also auch nicht nach dem Schwalbenmann und suchen nicht nach Fakten. Nehmen wir ihn als Geschenk der Hoffnung für alle dunklen Zeiten auf der Welt. Ein Licht in dunkler Nacht, nur dass seine Regeln keine Weisheiten sind, sondern harte Wahrheiten im brutalen Kampf gegen Unmenschlichkeit.

Jugendliche werden Anna verstehen. Sie werden den Schwalbenmann bewundern und einige Menschen auf ihrem gemeinsamen Weg lieben lernen. Niemand wird am Ende dieses Romans eine Antwort präsentieren können. 10 Leser werden 10 Gefühle in sich tragen. Interpretationen, Sichtweisen, Erkenntnisse und Ideen suchen nach ihren Entsprechungen bei anderen Lesern. Fragen sind wertvoller als Antworten. Fragen sind Wegweiser. Nur wer nicht mehr fragt, wird sterben und untergehen.

Vielleicht ist mein „Warum?“ am Ende der Geschichte die größte Liebeserklärung an dieses grandiose Buch. Warum gibt es heute so viele Annas auf den Straßen? Können wir nicht Schwalbenmänner sein? Ein Flussbett mit dem Namen Hoffnung.

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

Anna und der Schwalbenmann von Gavriel Savit

„Menschen sind die größte Hoffnung des Menschen zu überleben.“
Der Schwalbenmann.

PS: Bei Irve liest findet man eine Anleitung gegen das Sezieren dieses Romans…

„Flügel aus Papier“ – Eine Zeitreise mit Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Vor 70 Jahren öffneten sich die Pforten der Konzentrationslager und die Alliierten befreiten die letzten Opfer des Holocaust aus den Fängen ihrer Nazi-Peiniger. Das volle Ausmaß des Grauens zeigte sich der ganzen Welt und atemlos betrachtete man die ersten Bilder, die von der Befreiung der vielen Todeslager gezeigt wurden. Auch vieles andere wurde schnell klarer. Hier also befanden sich die Menschen, die wenige Jahre zuvor aus der Gesellschaft verschwanden. Zuerst in die überfüllten Ghettos der großen Städte, dann mit unzähligen Zügen weiter. Hier endete der Weg der Deportierten.

Zumindest die wenigen Überlebenden konnten nun Auskunft darüber geben, welche grausamen Leidenswege sie an dieses endgültige Ziel der sogenannten Endlösung in einem Genozid geführt hatten. Der Junge auf der Holzkiste, Leon Leyson, hat das Leben im Krakauer Ghetto in bewegenden und eindringlichen Worten beschrieben. Er konnte seine Geschichte nur erzählen, weil er von Oskar Schindler vor der Deportation nach Auschwitz gerettet wurde.

„Es gab einmal keinen Krieg. Man konnte einmal aus der Stadt hinausfahren aufs Land, in den Wald, an den Fluss oder sogar ans Meer. Angeblich, ich kann mich kaum noch daran erinnern.“

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski – Das Warschauer Ghetto von Peggy Steike

Wenn man über den Holocaust schreibt, muss man über Ghettos schreiben. Wenn man jungen Lesern die Entrechtung und Erniedrigung der verfolgten Menschen nahe bringen möchte, dann sollte man ihnen die Tore eines solchen Ghettos öffnen, um zu zeigen was es bedeutet, alles zu verlieren. Privatsphäre, das gewohnte Leben und jedes Recht, das für uns so selbstverständlich ist. Hier war die Würde des Menschen nicht unantastbar. Genau das Gegenteil war der Fall: Sie wurde offen zu Grabe getragen.

Und wenn man über Ghettos schreibt, dann kann man versuchen, diese Eindrücke aus Kinderaugen zu vermitteln. Sicherlich ein mehr als schwieriger Weg, vielleicht sogar eine Gratwanderung, aber einer der vielleicht ganz wichtigen Versuche im Schreiben Gegen das Vergessen. Der polnische Autor Marcin Szczygielski lebt und arbeitet in Warschau. Ebenso wie Krakau, eine der großen polnischen Städte, die im Holocaust eine besondere und tragische Rolle spielten. Das wohl größte Ghetto für die jüdische Bevölkerung wurde dort errichtet und von der Stadt mit Mauern, Brücken und gut bewachten Toren abgetrennt.

Flügel aus Papier heißt sein viel beachteter Roman über einen achtjährigen Jungen im Warschauer Ghetto, der gerade im Sauerländer Verlag erschienen ist, und in seiner Konstruktion einen völlig neuen Erzählraum erschließt. Und diesen Erzählraum betritt er nicht alleine, sondern in Begleitung des legendären Autors H.G. Wells, dem Schöpfer der „Zeitmaschine“. Sie denken, das sei gewagt… Vielleicht, aber hier kann man ganz klar sagen: „Wer nicht wagt, …“

„Mit dieser Maschine gedenke ich die Zeit zu erforschen“, sagte der Zeitreisende und hielt die Lampe hoch.

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Wie sieht diese abgeschlossene Welt für den achtjährigen Rafal aus? Wie lebt man mit einem kleinen Jungen innerhalb der Mauern eines Ghettos und was lässt man an ihn heran? Besonders, wenn seine Eltern im Ausland sind und nur der Großvater alles in seiner Macht stehende unternehmen kann, seinem Enkel nicht allen Schrecken des Ghettos zu offenbaren? Er hüllt Rafal in einen Kokon ein, erklärt ihm die Dinge so, dass keine zusätzlichen Ängste entstehen und versucht einfach alle Eingriffe in das normale Leben so hinzunehmen, dass Rafal nicht am Leben zu zweifeln beginnt.

Eine wichtige Rolle nimmt die Bibliothek des Ghettos ein, in der sich Rafal Bücher ausleihen kann. In Zeiten des nagenden Hungers und des alltäglichen Kampfes ums Überleben schafft es der Großvater mit Straßenmusik, ein paar Kopeken zu verdienen, die Rafal das Lesen ermöglichen. Lesen in solchen Zeiten. Lesen in Jahren, in denen schwache Menschen auf offener Straße sterben. Ein Fluchtpunkt aus der Realität des Ghettos, den Rafals Großvater hier möglich macht.

Das Ghetto verändert sich täglich. Tausende neue Deportierte kommen an, während die Nazis die Mauern enger ziehen. Die Zustände dramatisieren sich von Stunde zu Stunde. Es gibt keinen sicheren Ort mehr und man muss ständig damit rechnen, eine neue Bleibe in diesem tödlichen Kreislauf zu finden. Als die Bibliothekarin Rafal ein dünnes aber sehr spannendes Buch empfiehlt, betrachtet er die Abbildungen auf dem Einband und erkennt, wie wichtig das Buch für ihn sein kann. „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells. Ein Buch, das sein Leben verändert.

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Rafal liest und erkennt, erkennt und liest und er beginnt zu träumen. Wie es wohl wäre, durch die Zeit reisen zu können, ob man etwas verändern könnte und wohin er reisen würde, wenn er es selbst könnte. Zukunft oder Vergangenheit? In den Monstern des Romans, den Morlocken, sieht Rafal die SS-Soldaten, in den Eloi erkennt er das Schicksal seines eigenen Volkes. Seine Augen öffnen sich mit H.G. Wells und seinem Zeitreisenden. Jenem namenlosen Engländer, der in diesem zeitlosen Roman auf ewig verschollen ist.

Als die Nazis beginnen das Ghetto aufzulösen und die Juden zu deportieren, gelingt es dem Großvater, seinen Enkel aus dem Ghetto zu schmuggeln. Die Flucht führt ihn in den verlassenen Warschauer Zoo, in dem er nicht nur weiteren Kindern begegnet, die dem Schrecken entkommen sind. Er macht auch eine unglaubliche Entdeckung, die ihm vorkommt, als sei sie nicht von dieser Welt.

Er steht plötzlich vor der Zeitmaschine. Jenem legendären Wunderwerk aus dem Roman von H.G. Wells. Und sie funktioniert.

„Die Maschine ist vielleicht zwei Meter hoch und erinnert an einen goldenen Käfig. Ein Gestell aus Metall, Ebenholz, Elfenbein und durchscheinendem Quarz“

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Genau an dieser Stelle bringt Szczygielski seine Leser aus der Fassung, aber nicht nur das. Er lockt sie aus der Reserve und öffnet einer dramatischen Erzählung aus den dunklen Tiefen menschlicher Abgründe ein Portal, das Hoffnung heißt. Das Stilmittel der fiktionalen Verdichtung zweier Romanstoffe ist nur tragfähig, wenn ein Autor, gerade bei diesem sensiblen Thema ganz genau weiß, wofür er es einsetzt. „Die Zeitmaschine“ entspringt nicht nur dem gedanklichen Freiraum des Autors. Er fabuliert nicht, sondern lässt die große Kraft der Literatur auf uns wirken. Flügel aus Papier können nur zum Fliegen verleiten, wenn man sich der Dimensionen seines Romans bewusst ist.

„Flügel aus Papier“ wachsen Rafal, weil er keinen anderen Ausweg mehr weiß. Die Rettung in letzter Sekunde ist gerade in ihrer fantastischen Dimension kaum zu fassen, aber sie zeigt, wozu der menschliche Geist fähig ist. Der Baum der Erkenntnis ist oftmals ein schwer erreichbares Geäst, das in unerreichbarer Höhe die schönsten Früchte entstehen lässt. Marcin Szczygielski lässt seinen Protagonisten nur ganz kurz davon kosten und eigene Entscheidungen treffen. Man sollte sich nicht entgehen lassen selbst zu erlesen, wie Rafal handelt.

Und keinesfalls sollten wir es versäumen, die große Botschaft des polnischen Autors zu verinnerlichen. Er findet seinen Weg mitten in unsere Herzen, indem er seine eigene Philosophie zum Phänomen Zeitreise offenbart. Hier gilt es, nicht weiter vorzugreifen. Hier gilt es nicht zu viel zu verraten. Hier gilt es, selbst zu lesen und dem Staunen Raum zu geben. Und dieses Staunen wird mit einer Nachhaltigkeit einsetzen, die man lesend selten so klar vor Augen geführt bekommt. Reist ihr mit?

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Flügel aus Papier von Marcin Szczygielski

Buchhändlern sei ans Herz gelegt, einen kleinen Vorrat des Klassikers von H.G. Wells bereit zu halten, wenn man „Flügel aus Papier“ im Sortiment hat. Der tiefe Wunsch, in die „Zeitmaschine“ zu steigen und durch alle Ebenen des Denkbaren zu reisen, entsteht in einem logischen Automatismus. Zwei Bücher – eine Verbindung – Eine Botschaft.

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Sonnenschein von Daša Drndić [Gegen das Vergessen]

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Ihre Geschichte ist eine kleine Geschichte, eine der unzähligen Geschichten von Begegnungen, von erhaltenen Spuren zwischenmenschlicher Kontakte, sie weiß das, doch solange sich nicht alle Geschichten der Welt zu einer gigantischen kosmischen Patchwork-Decke verbinden, die die Erde umhüllt, damit die Erde schlafen kann, wird die Geschichte, dieses Ungeheuer aus der Wirklichkeit, weiterhin die Nähte auftrennen, schnippeln, reißen, Fetzen des Universums klauen und sie in ein eigenes Leichentuch nähen.“

Sonnenschein“ von Daša Drndić ist so eine kleine Geschichte. Eine dieser unzähligen kleinen Geschichten, die für den Verlauf der Weltgeschichte keinerlei Bedeutung zu haben scheinen. Und doch verbirgt sich hinter diesem kleinen Quadrat der universellen Patchwork-Decke mehr als nur eine Geschichte. Ohne sie zu kennen verlieren wir den Kontakt zu den Fäden, die sie mit dem Rest der Weltgeschichte verbinden. Und die losen Enden dieser Fäden sind die losen Synapsen im kollektiven Gedächtnis der folgenden Generationen, die eine Verbindung vom individuellen Leid auf die unvorstellbare Dimension der Verbrechen des Holocaust nicht mehr zulassen.

Die kroatische Autorin Daša Drndić geht hier gemeinsam mit dem Verlag Hoffmann und Campe einen besonderen Weg, um dem kollektiven Vergessen entgegenzutreten und den Lesern in einer sehr beeindruckenden Mischung aus fiktiv-realem Dokumentar-Roman eine dieser kleinen Geschichten zu erzählen, die dann so plötzlich ausufert, als hätte man jeden Faden der Patchwork-Decke in Schwingungen versetzt. Dieser Weg besteht aus zwei wesentlichen Elementen. Der teilweise fiktiven Handlung, die mit vielen dokumentarischen Einschüben immer wieder auf den Boden der Realität gezogen wird und dem Buch selbst.

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

Die Rolle des Buches ist keine unerhebliche in diesem komplexen Projekt. Es fühlt sich an, als habe man ein geheimes Buch aus einem verborgenen Archiv der damaligen nationalsozialistischen Machthaber in den Händen. Es ist wie für die Ewigkeit gemacht. Extrem stabil verarbeitet, höchst wertvoll und nostalgisch im Buchschnitt. Die ungleichen Seitenlängen des sehr hochwertigen Papiers in Verbindung mit seiner unverwüstlichen Bindung lassen in jedem Kapitel, bei jedem Wort und jeder einzelnen Illustration das Gefühl entstehen, man habe ein authentisches Zeitzeugnis in Händen. Die aus dem Wort „Sonnenschein“ wachsende SS-Rune und die Spuren von Abnutzung verstärken dieses haptisch-optische Echtheitsgefühl.

Die Anordnung der Fotos und Dokumente gleicht eher einer Ermittlungsakte und manche Kapitel und Einschübe erinnern im Schriftsatz sehr an Vernehmungsprotokolle. Das gesamte Innere wirkt unharmonisch, wie von einem akribischen Sachbearbeiter in jahrelanger aber zeitlich nicht chronologischer Reihenfolge mit neuen Erkenntnissen angereichert. Es finden sich Lebensläufe, Stammbäume und ein Mittelteil, den ich so in meinem Leseleben noch nie erlebt habe.

Unter der Überschrift „Hinter jedem Namen verbirgt sich eine Geschichte“ sind auf siebzig Seiten ungefähr 9000 Namen von jüdischen Menschen verzeichnet, die in den Jahren 1943 und 1945 aus Italien deportiert oder dort ermordet wurden. Spätestens an diesem Punkt erzielt das Buch schon als solches eine unbeschreibliche Wirkung. Man ist nicht in der Lage, die Liste nur zu überfliegen, erkennt ganze Familienzweige und realisiert, dass dies alles kleine Geschichten sind, die zur großen Patchwork-Decke des Holocaust in Italien gehören. 9000 Menschen. 9000 Geschichten und doch nur ein kleiner Teil der Patchwork-Decke, die das Totenbett der Opfer des Nationalsozialismus bedeckt.

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

Dieses Buch ist als Buch gewagt. Es ist mutig und es ist außergewöhnlich und dabei ist es doch als Kunstwerk so wichtig, da es eine Geschichte beinhaltet, die in einer anderen bibliophilen Darreichungsform an der erforderlichen Authentizität verlieren könnte. Diese Geschichte ist nicht von dieser Welt. Sie ist nicht aus unserer Zeit. Sie ist unfassbar und unbegreiflich zugleich. Sie ist oftmals schwer zu lesen, schwer zu verdauen, schwer zu verstehen und es ist schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen.

Die Geschichte entzieht sich jeder stilistischen Einordnung, sie ist ohne Rhythmus, folgt keiner chronologischen Abfolge. Sie ist fragmentarisch, setzt sich manchmal aus Fetzen und Schnappschüssen zusammen, doch immer dann, wenn sie zu entgleiten droht, wartet Daša Drndić genau auf der richtigen Seite des drohenden Verlusts und reicht ihrem Leser die nächsten Fäden der großen Decke in die Hand. Es sind jeweils pulsierende und teilweise glühende Fäden. Man nimmt die Fährte auf, spürt den Freiraum der eigenen Gedanken, die von der Autorin jederzeit vehement und beharrlich eingefordert werden. Aktiveres Lesen habe ich noch niemals in dieser Dimension erlebt.

Das Verstehen reift von Seite zu Seite und gleichzeitig wächst der innere Widerstand zu glauben, was damals im von Nazis besetzten Italien und in vielen anderen Ländern möglich war. Und wenn man dann kopfschüttelnd vor den Seiten, Zeilen, Worten und Fetzen dieser Geschichte sitzt und sich selbst sagt: NEIN.. Das kann doch nicht sein, genau dann öffnet die Autorin den Vorhang und konfrontiert den zweifelnden Leser mit den Tätern. Auge in Auge lesen wir die Vernehmungsprotokolle des Grauens. Und wenn wir dann extrem schluckend versucht sind, das Buch einmal kurz aus der Hand zu legen, öffnet sich der Vorhang zu den Überlebenden. Ihnen müssen wir zuhören. Ob wir wollen oder nicht und so treiben wir uns selbst durch eine Geschichte, die in sich in weiten Teilen erfunden ist. Begegnen Menschen und Begebenheiten, die es so nicht gegeben hat. ABER

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

Aber genau das ist der einzige greifbare Rettungsanker für den Leser. Diese Fiktionalisierung rettet uns davor, diese kleine Geschichte von Haya Tedeschi als absolut zu betrachten und in der ausschließlichen Fixierung auf dieses Einzelschicksal die übergeordnete Dimension von „Sonnenschein“ aus unseren Augen zu verlieren. Haya steht hier als Suchende und Leidende stellvertretend für alle kleinen Geschichten. In ihr findet sich das Leid, der Verlust, das Hoffen, Sehnen und Bangen wieder. Der staunende Unglaube, die Ernüchterung, das Verstehen und das Verweigern. Haya wird zum fiktiven menschlichen Synonym für all das Leid eines Individuums. Ein zeitloses Leid, da es die Zeit überdauert.

Seit 62 Jahren wartet sie auf ihren Sohn. Seit genau 62 Jahren durchforstet sie Archive, Dokumente, folgt allen denkbaren Spuren, nur um das Kind wiederzufinden, das im von Nazis besetzten Gorizia aus dem Kinderwagen entführt wurde. Ihre kurze Affäre mit einem der Besatzer, dem SS-Offizier Kurt Franz, war für sie mit Illusionen und Gefühlen verbunden. Dass sie als Jüdin einem arischen Herrenmenschen ein Kind schenkt ist ein nationalsozialistisches Sakrileg. Und es wird korrigiert. Eine Entführung beendet alles.

Im Gegensatz zu ihrer Familie überlebt die junge Jüdin den Zweiten Weltkrieg, nur um in der Folge über viele Jahrzehnte noch viele Tode zu erleiden. Sie findet alles über Kinder heraus, die in der damaligen Besatzungszeit als Bastarde von Nazis gezeugt wurden. Sie enträtselt den italienischen Holocaust, recherchiert sich mit viel Mühe an die brutalen Täter heran, sie realisiert, was Euthanasie im Wortsinn bedeutete. Sie findet Vernehmungsprotokolle der Beteiligten an der Aktion T4 zur Vernichtung von unwertem Leben. Sie nähert sich dem Projekt Lebensborn an, in dem der arischen Rasse genetisch reiner Nachwuchs durch Zucht beschert werden sollte. Sie erfährt auch, was mit den jüdischen Kindern geschah, die von der katholischen Kirche gerettet wurden. Sie wurden ihren verzweifelten Eltern nie zurückgegeben, da sie ja nun getauft und katholisch waren. Ihre Seelen sollten nicht mehr verloren werden. Unglaublich. Aber wahr.

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić – Zeichnungen der T4 – Opfer von Peggy Steike

Sie recherchiert sich durch den Schrecken der Konzentrationslager, in denen die T4-Täter ihre perfiden Talente in der Beseitigung unwerten Lebens im großen Stil weiterführen konnten. Doch sie vermag es nicht, ihrem verlorenen Sohn näher zu kommen. Zu verflochten sind die Wege, zu viel wurde vernichtet. Und doch weiß sie, dass – wenn er noch lebt – er eines von zigtausend Kindern ohne jede Vergangenheit ist. Ohne Identität und ohne Wurzeln. Gefangen in einem manipulierten körperlich geistigen Käfig.

Wir durchforsten all diese Mosaiksteine mit ihr gemeinsam. Uns stockt der Atem in Treblinka. Wir verzweifeln mit ihr angesichts der Zeugenaussagen von Tätern und Opfern. Tränen der Verzweiflung und ungläubige Starre werden zu unseren Begleitern. Und doch richten wir uns immer wieder am aufrechten Kampf einer suchenden Mutter auf, die alles verloren geben kann. Sich selbst, ihre Familie, ja sogar ihr ganzes Land. Nur nicht das Kind, das sie nur kurze Zeit an ihre Brust schmiegen durfte.

Hoffnungslos ist Sonnenschein nicht. Es wirft seinen Schlagschatten bis in unsere Zeit. Das Buch erklärt in aller subjektiver Deutlichkeit, warum nicht vergessen werden darf. Weil eben nicht abgeschlossen wurde. Weil die Wunden noch offen sind und weil es auch heute noch Menschen gibt, die nicht den leisesten Hauch von ihrer eigenen Geschichte haben. Das merken wir mit der größten Gänsehaut unseres Lesens, wenn wir im Buch plötzlich einem erwachsenen Mann begegnen, der sehr spät in seinem Leben erkennen musste, dass er nicht derjenige ist, der er immer zu sein glaubte. Und genau dieser Mann macht sich von seiner Seite aus auf die Suche nach seiner Mutter. Einer Frau, die nun sehr alt sein muss und aus Italien stammen soll. Aus Gorizia…

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

„Sonnenschein“ von Daša Drndić

Ich kann dieses Buch ans Herz legen. Aber es sollte ein stabiles Herz sein, das weiß, worauf es sich einlässt. In der drastischen Schilderung der Realität des Holocaust bleibt kein moralischer Stein auf dem anderen. Alle bekannten Grundfesten unserer Gefühle werden eingerissen. Es ist eines der wichtigsten Bücher Gegen das Vergessen“, das ich jemals lesen durfte. Aber ich habe nicht gut geschlafen in unserer gemeinsamen Zeit.

Sonnenschein wird Teil meines gemeinsamen Projektes „Gegen das Vergessen“ mit Peggy Steike. Sie versucht gerade auf ihre ganz besondere Art und Weise den unschuldigen Opfern der T4-Aktion wieder ein Gesicht zu geben. Als Rekonstruktion von Originaldokumenten, weil hier weitgehend im Geheimen gemordet werden konnte. Im absolut Verborgenen. Es war der große Testlauf für den Völkermord.

Sonnenschein“ bringt Licht ins Dunkel. Und es ist dabei der wohl blendendste Suchscheinwerfer der Geschichte in Buchform.

Du kannst Teil unseres Projektes „Gegen das Vergessen“ werden. Ein Exemplar von „Sonnenschein“ möchte ich gerne an einen interessierten Leser weitergeben. Peggy und ich haben uns dem Ziel verschrieben, dem Erinnern ein Gesicht zu geben und den Opfern des Holocaust durch unsere Arbeit ein wenig Würde zurückgeben zu können. Dafür musst Du nur bereit sein, uns ein wenig zu helfen. Auf der Liste der 9000 Deportierten und Ermordeten hat sich mir der Name Jenni Dienstfertig ins Gedächtnis gebrannt. Ich möchte mehr über sie erfahren. Wenn Du helfen möchtest, mehr über sie herauszufinden, dann kommentiere bitte diesen Artikel. Danke fürs Lesen…

Ronja stellt sich der Herausforderung "Gegen das Vergessen"

Ronja stellt sich der Herausforderung „Gegen das Vergessen“

Update zum Artikel:

Ronja Grage wird sich auf die Suche nach Jenni Dienstfertig machenWir sind schon alle sehr gespannt, was sie nach den ersten unglaublichen Informationen noch herausfindet.

Der Lesebericht und die Recherche-Ergebnisse von Ronja wurden nun auf ihrem Blog Bücherstöberecke veröffentlicht. Hierbei ist es besonders bewegend zu sehen, dass nicht nur „Sonnenschein“ seinen Schlagschatten auf die Artikel dort geworfen hat, sondern über die eigentliche Bitte hinaus, etwas über Jenni Dienstfertig herauszufinden ein ganzes Projekt entstanden ist… Hinter jedem Namen eine Geschichte.

Zur Rezension „Sonnenschein“ von Ronja Grage
Zu den Recherche-Ergebnissen „Jenni Dienstfertig“
Zur Projektseite „Hinter jedem Namen eine Geschichte“
Sonnenschein – „Bruno Farber“

Belladonna von Daša Drndić

Am 5. Juni 2018 starb Daša Drndić. Sie hinterließ nicht nur ihren „Sonnenschein“, sondern mit ihrem letzten Werk „Belladonna“ ein literarisches Vermächtnis, das sie auf einzigartige Art und Weise mit „Sonnenschein“ verbunden hat. Traurig.

Belladonna von Daša Drndić

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Der Junge auf der Holzkiste – Leon Leyson und Schindlers Liste

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Ein kleines Mädchen in einem Schwarzweißfilm. Ein kleines Mädchen, das ganz allein und verlassen durch eine Stadt irrt, während Soldaten Menschen vor sich her treiben und wahllos erschießen. Ein kleines Mädchen, das man nur deshalb nie wieder aus den Augen verliert, weil es einen roten Mantel trägt. Der einzige Farbfleck im ganzen Film. Wer kennt diese bewegende Aufnahme aus dem Film „Schindlers Liste“ nicht? Eine Szene, die dem Holocaust eine ganz persönliche Dimension verleiht.

Die Individualisierung des Erinnerns. Keine Filmsequenz über den Holocaust steht meinem Schreiben und Denken Gegen das Vergessen näher. Keine Filmszene wühlt mehr auf und erlaubt doch den tiefen Blick auf die unglaubliche Größenordnung der Shoa. Dieses kleine Mädchen tritt aus der Masse heraus und fesselt unseren Blick. Das Grauen wird greifbar und der rote Mantel zum Symbol für den gesamten Holocaust. Aufkommende Beschützerinstinkte lassen uns verzweifeln angesichts der Hilflosigkeit des Kindes.

Leon Leyson verteilt in diesem Buch über sein eigenes Leben viele rote Mäntel. Er verleiht seiner Familie und ganz besonders seinen verlorenen Brüdern, den Menschen in ihrem Umfeld und ihrem Retter Gesicht und Identität. Er individualisiert und schärft den Blick auf das große Ganze. Schindlers Liste ist dabei viel mehr als nur ein Wendepunkt seines Lebens. Die Liste selbst rettet ihn, der Film lässt ihn die Sprache wiederfinden.

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

„Schindlers Liste“ von Steven Spielberg – ein Meilenstein in der Aufarbeitung der Verbrechen der Nazi-Machthaber. Und gleichzeitig auch Auslöser einer besonderen Welle, die ohne die Verfilmung dieser wahren Geschichte Oskar Schindlers niemals losgetreten worden wäre. Jenem Oskar Schindler, der selbst Nationalsozialist war und im besetzten Polen durch Mut und Erfindungsreichtum mehr als 1200 jüdischen Zwangsarbeitern das Leben retten konnte, die ihm von den Machthabern zur Verfügung gestellt wurden.

Wer ein Leben rettet, der rettet ein ganzes Volk. So lautete die Inschrift in dem Ring, den die überlebenden „Schindler-Juden“ ihrem Retter schenkten. Einer von ihnen hatte die Jahre der Verfolgung, der Todesangst und des Hungers ganz tief in sich verborgen. Seine Familie wollte er nicht mit den Verlusten seines Lebens überschatten. Wie so viele andere Überlebende schwieg er, bis ein Reporter im Rahmen einer Recherche seinen Namen auf einer Liste fand. Ein Reporter, der den Film gesehen hatte und sich dann auf die Spur der letzten Zeitzeugen machte.

Dieser Reporter riss den Mann aus dem Schweigen, der für alle nur „Der Junge auf der Holzkiste“ war. Leon Leyson, das Kind mit der Nummer 289 auf Schindlers Liste. Der Junge, der damals noch Leb Lejzon hieß.

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Leb Lejzon hätte am 15.09.1939 so gerne seinen zehnten Geburtstag gefeiert. Er lebte jedoch zur falschen Zeit am falschen Ort, gehörte aus Sicht der neuen Machthaber einer falschen Religion an und fiel einem System des Grauens in die Hände. Leb Lejzon war Jude, lebte mit seiner Familie im polnischen Krakau und musste hilflos mit ansehen, wie die Nazis einmarschierten. Das ganze Leben veränderte sich von der einen auf die andere Minute. Denn mit den Nazis betrat der Holocaust das Land.

In seinem bewegenden Lebensbericht nimmt uns Leon Leyson mit auf seine ganz persönliche Zeitreise in ein Leben, das er verdrängt hatte und von dem er nie wieder reden wollte. Er erzählt von seinen Verlusten und Ängsten, lässt uns teilhaben an der Geschichte seiner Familie und öffnet sich den Menschen, denen seine Geschichte am Herzen liegt. An seiner Seite erleben wir die Veränderungen des Alltags der jüdischen Bevölkerung in Krakau, spüren, wie sich die Krallen der Nazi-Ideologie immer tiefer ins Fleisch der Opfer graben und begeben uns mit ihm auf den schwersten Weg, den man sich nur vorstellen kann.

Sie werden im Ghetto Krakau vor den Augen der Welt verborgen. 

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Ein Ghetto, das den zusammengepferchten Juden schonungslos vermittelt, wohin der Weg letztendlich führen wird. Umgeben von einer drei Meter hohen Mauer in Form jüdischer Grabsteine suggeriert sie den eingeschlossenen Juden, sich schon auf einem Friedhof zu befinden. Sofort beginnen willkürliche Ermordungen, Erniedrigungen und zermürbende Zwangsarbeit. Der Tod der Menschen im Ghetto ist Programm. Auch der junge Leb hat die ersten persönlichen Verluste zu beklagen. Zwei seiner Brüder verlieren ihr Leben.

Einziger Hoffnungsschimmer scheint ein deutscher Unternehmer zu sein, der mit den Nazis kooperiert um eine Fabrik betreiben zu können. Oskar Schindler ist selbst Nazi, feiert rauschende Feste mit den Machthabern und nutzt jüdischen Zwangsarbeiter aus. So zumindest der erste Eindruck. Dass er in Wirklichkeit versucht, die Menschen, die auf seiner Arbeiterliste stehen zu retten, ihre Familien zusammenzuhalten und die Deportation nach Auschwitz zu verhindern, erschließt sich nur langsam. Aber Leb Lejzon erkennt das schnell und greift nach dem Strohhalm Schindler.

Wer nur ein Leben rettet, der rettet ein ganzes Volk.

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson

Ein Junge, der auf einer Holzkiste stehen muss, um eine Maschine zu bedienen, kann nur sehr schwer als unverzichtbarer Facharbeiter verkauft werden. Oskar Schindler gelingt dies. Mehr als 1200 jüdische Arbeiter kann er unter Einsatz seines Lebens retten. Mehr als 1200 Völker hat er gerettet und die Nachkommen dieser Menschen haben es ihm nie vergessen. Er liegt heute als einziger Angehöriger der Nazi-Partei auf dem Berg Zion bestattet und sein Grab hat sich zum Denkmal entwickelt.

Der Lebensbericht von Leon Leyson, der die Veröffentlichung dieses Buches nicht mehr erlebte, ist eines der wichtigsten Zeitdokumente eines Holocaust-Überlebenden. Es ist aus der unverfälschten naiv-kindlichen Sicht geschrieben, reflektiert jedoch den Schrecken des Holocausts in all seiner Tragweite. Es ist die bewegende Geschichte einer kleinen Familie, die schwer gezeichnet vom Verlust zweier Söhne den Weg in die Zukunft antreten durfte. Und es ist eine Geschichte die nicht mit der Befreiung endet.

Leon Leyson erzählt mehr. Er lässt uns teilhaben an seiner unglaublichen Wut. Einer Wut, die sich in ihm ausbreitet, als er feststellen muss, was es heißt in einem freien Land zu leben und Zeuge von Diskriminierung zu werden. Er konnte nicht fassen, dass es in amerikanischen Bussen Plätze gab, die nur weißen Menschen vorbehalten waren. Frei sein hatte er sich anders vorgestellt…

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson - Bücher gegen das Vergessen

Der Junge auf der Holzkiste von Leon Leyson – Bücher gegen das Vergessen

Es ist nicht nur meine Mission, die wahren Fixsterne am Bücherhimmel zu entdecken, sondern auch, sie mit euch zu teilen. Als Bibliothekar gegen das Vergessen werde ich immer wieder versuchen, von mir zum Thema Holocaust vorgestellte Bücher an euch euch weiterzugeben. Ihr könnt „Der Junge auf der Holzkiste“ sehr gerne in eurem Bücherregal begrüßen. Hinterlasst einfach einen Kommentar zu euren Gefühlen zum Mädchen mit dem roten Mantel im Film Schindlers Liste. Ich wähle dann den nächsten Leser des Buchs von Leon Leyson aus.

Dem Buch wird ein besonderes Lesezeichen beiliegen, um euch daran zu erinnern, dass man Ornamente lieben, sie aber auch missbrauchen kann. Die perfide Ghettomauer von Krakau darf nie wieder entstehen auf dieser Welt…

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„Kindheit“ von Peggy Parnass – Mehr als eine wahre Geschichte

Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete - Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Die Geschichte mancher Bücher muss man eigentlich mehrfach erzählen. Auf der einen Seite natürlich, um ihren wichtigen Inhalt zu würdigen und diesen in den eigenen Lesehorizont einzuordnen, andererseits aber auch, um dem Buch als solches gerecht zu werden, wenn es sich dabei um ein außerordentlich wertvolles Gesamtkunstwerk handelt. Und dann gilt es noch darüber zu berichten, in welch perfekter Symbiose Wort und Bild gemeinsam eine Dimension des Lesens und Betrachtens ermöglichen, die eine unheilvolle Welt für Kinderaugen öffnen kann.

Gegen das Vergessen“ der Opfer des Holocaust anzuschreiben ist unverändert wichtig. Dies ohne erhobenen Zeigefinger zu tun, ohne junge Leser abzuschrecken und sich dabei auf ihre Augenhöhe zu begeben, das ist das große Geheimnis, eine wahre Geschichte erzählen zu können. Wenn man Kinder und Jugendliche dabei ernst nimmt und ihnen selbst Erlebtes aus längst vergangener Zeit erzählt, dann erreicht man, dass sie aufmerksam zuhören, lesen, betrachten, fühlen und sich in die Perspektive des Erzählers hineinversetzen.

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete nimmt seine Leser ernst. Peggy Parnass versammelt junge Menschen um dieses Buch und erzählt ihre eigene Geschichte. Sie spricht dabei Menschen jeden Alters an, da es ihr sprachlich gelingt an die alte Tradition der mündlichen Überlieferung anzuknüpfen. Man hat nicht das Gefühl, ein Buch zu lesen, wenn man ihren Worten folgt. Man sieht sich ihr gegenüber sitzen und fühlt, wie intensiv die Reise in die Vergangenheit für sie sein muss.

Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete - Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Gleichzeitig betrachtet man die Illustrationen der Brasilianerin Tita do Rego Silva, die auf den ersten Blick so gar nicht zu einer Geschichte passen, die den Holocaust im Nazi-Deutschland zum zentralen Thema hat. Gelb- und Orangetöne dominieren die Bilder, die in einer ganz besonderen Technik das helle Licht dieses Buches erblickt haben. Holzschnitte hat die Künstlerin geschaffen und dabei ein Verfahren gewählt, das aus der Vergänglichkeit heraus eine bleibende Dimension entstehen lässt.

„Aber es gibt eine besondere Technik, die Tita für ihre Kunst verwendet, nämlich die Technik der „verlorenen Form“. Dabei wird eine Vorzeichnung spiegelverkehrt auf die Holzplatte übertragen und die Linien ins Holz geschnitten. Dann kann die erste Farbe – Gelb – gedruckt werden. Die Auflage muss nun gut überlegt sein, denn anschließend wird in der gleichen Platte weitergeschnitten und damit die nächste Farbe – Orange – gedruckt. So geht das weiter bis zur letzten Farbe, immer weiter.“

Von der ursprünglichen Holzplatte bleibt nichts übrig – nichts kann wiederholt oder korrigiert werden. Dabei entsteht ein weiteres Problem. Während die Druckmaschinen laufen, verschwindet die Form Ebene um Ebene und am Ende der geplanten Auflage lässt sich das Werk in dieser Art und Weise nicht mehr reproduzieren. Die Erschaffung dieses Buches hat einen sehr endgültigen Charakter. Und doch – die Spuren im Holz erzeugen aus einer verlorenen Form ein ewig bleibendes Abbild in mehreren Ebenen.

Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete - Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Ebenso wie die Form verloren geht und ein immerwährender Eindruck bleibt, ging die Kindheit von Peggy Parnass verloren. Die Nazis haben in ihrem Leben so viele Kerben hinterlassen, dass die Gefahr bestand, dass nichts von ihr bleibt. Dass sie nun ihre eigene Geschichte erzählt und Tita Farbe in die dunkelgrauen Erinnerungen bringt, zeigt mit aller Macht die Fähigkeit zweier besonderer Menschen, gemeinsam aus etwas Verlorenem ein Stück bleibende und lebendige Geschichte zu erschaffen.

Peggy Parnass erzählt ihre ganz eigene Geschichte. Es ist die Geschichte eines fünfjährigen Mädchens im Hamburg des Jahres 1939. Es ist die Geschichte eines Mädchens, dessen Kindheit in einem Kindertransport nach Schweden endet. Es ist die Geschichte eines Mädchens, dessen Eltern von Nazis in Treblinka ermordet wurden. Es ist die Geschichte einer selbstlosen Mutter, die ihre beiden Kinder in letzter Minute zum Bahnhof bringt und sich von ihren Liebsten trennt, um sie vor der Judenverfolgung im Dritten Reich zu retten.

Es ist die Geschichte eines Kindes, das sich bei allen familiären Problemen zuhause geborgen fühlte und dabei ihre Mutter abgöttisch verehrte. Die kleine Peggy bemerkt die Veränderungen, die das einfache Leben ihrer Familie immer mehr einschränken. Die Verhaftungen ihres Vaters Pudl, der in vielfacher Hinsicht ins Visier der Machthaber geriet. Pole, Jude und leidenschaftlicher Spieler. Eine in jeder Hinsicht damals tödliche Kombination. Das Verbot für Juden, Schwimmbäder zu besuchen. Die Häme, gemeine Schmähungen und Verletzungen der Nachbarn. Peggy bemerkte all dies sehr schnell.

Ihre Mutter Hertha Parnass versuchte alles von den Kindern fernzuhalten. Einen schützenden Kokon um sie herum zu weben, aber als sie einsehen musste, dass die Gefahr für Peggy und ihren vierjährigen Bruder Gady zu groß wurde, kam nur noch die Trennung in Frage. Ein Abschied für immer. Für die Kinder der Beginn einer Odyssee. Für die Mutter das unweigerliche Todesurteil im Nazi-Deutschland.

Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete - Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Das mag der Rahmen dieser Geschichte sein. Vielleicht ist er das sogar. Wenn man allerdings beginnt, die Zeilen von Peggy Parnass aufmerksam zu lesen, dann spricht dort ein fünfjähriges Mädchen zu uns, nicht die versierte Kolumnistin, Gerichtsreporterin und Dolmetscherin von heute. Nein. Es ist die kleine Peggy, die wir erlesen und erleben dürfen. Trotzig, naiv, liebevoll, anhänglich, verzweifelt, ängstlich, zornig und wild. Und dabei durch tausend Bänder mit der geliebten Mutter verbunden.

„Sie war klein. Mit wuschelig krausem, schwarzen Haar. Sehr viel Haar. Meistens ein Knoten, um erwachsener und ordentlicher auszusehen. Riesige graue Augen. `ne große Nase. Und jede Menge Mund. Sie hat eine ganz duftende Haut gehabt, weil sie sich immer wusch… Und obwohl sie so abgearbeitet war, hatte sie Hände wie Lilien.“

Hier gilt es, sich auf die Erzählung einer Frau einzulassen, die wie in unter Hypnose zu schreiben scheint. Eine Frau, die ihre Kindheitserinnerungen wiederbelebt und Leser jeden Alters berührt, weil sie so unverfälscht erscheinen, dass es sehr schmerzt. Peggy Parnass schreibt über Liebe, Eifersucht und Angst. Sie beschreibt aber auch die vielen unvergessenen Momente, die aus ihrer Familie eben ihre kleine Familie gemacht haben. Zerstört und ausgelöscht.

Kindheit - Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete - Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Diese Worte in Verbindung mit den Bildern von Tita auf sich wirken zu lassen ist eine der wohl intensivsten Lese-Erfahrungen, die ich in meinem bisherigen Lesen „Gegen das Vergessen“ erlebt habe. Die volle Wucht der Verlustangst und der Verzweiflung, die Hilflosigkeit eines Kindes und seiner Mutter werden so greifbar, wie die Anzeichen von Gefahr auf den Holzschnitten im Buch. Davidsterne tauchen auf, Verbote, Hakenkreuze und die pure Angst macht sich breit. Wir werden nicht nur zu Zeugen der schmerzhaften Trennung am Bahnhof, sondern erleben auch den Verlust der letzten Andenken an ihre Mutter. Die letzten Postkarten aus Treblinka werden ihr genommen. Wutlesen setzt ein!

Die Odyssee führte Peggy Parnass über zwölf Pflegefamilien in Schweden, die Trennung von ihrem Bruder und die Flucht zu einem Onkel in England. Dem einzigen weiteren Überlebenden der Familie. Das nun vorliegende Buch wurde 2013 zu den schönsten Büchern Deutschlands gewählt. Dem Fischer Verlag ist es zu verdanken, dass die vergriffene Erstauflage nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Wir können viel erlesen und betrachten. Wir werden berührt und beschämt werden durch die Gefühle eines kleinen Mädchens. Wir werden aber keinen Hass im Buch entdecken. Es ist auch eine Liebeserklärung an die Vergebung.

„Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete“ schließt eine wichtige Lücke in den Erzählungen über den Holocaust. Die kindliche Sichtweise wurde selten so direkt vermittelt. Und gleichzeitig ist dieses große Buch eine Liebeserklärung an die Eltern von Peggy und Gady. Eine vollendete Liebeserklärung, die an einer besonderen Stelle in Hamburg zu einem greifbaren und bewegenden Mahnmal wird. Dort wo es keine Gräber gibt, finden sich drei Stolpersteine.

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Kindheit – Wie unsere Mutter uns vor den Nazis rettete – Peggy Parnass

Zwei mit den Namen der Eltern und ein dritter mit der Inschrift: „Die Liebenden“. Sprachlos – ich…

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