Der Grolltroll – Alarmstufe BLAU

Der Grolltroll - Alarmstufe BLAU - Astrolibrium

Der Grolltroll – Alarmstufe BLAU

Alarmstufe BLAU

Das ist zum AUS-DER-HAUT-FAHREN. Da schreibst du eine wichtige Rezension und willst nur ganz kurz auf Speichern drücken. Und dann – das. Ich dreh´ durch. Ich flippe aus. Systemabsturz, Ganz kurz kein Internet. Speichern abgebrochen. Keine Spur vom wundervollen Text. Alles hin. Weg ins Nirwana. Verschwunden im Walhall der umsonst verfassten Satzgeflechte. Ich platz` gleich weg. Die Maus muss zuerst dran glauben. In einer fließenden Bewegung verabschiedet sie sich mit Schwung Richtung Wohnzimmer und mutiert zur Fledermaus. Nur Fliegen ist schöner. Ein erster Fluch hallt durch meine kleine literarische Sternwarte und der rechte Fuß nimmt das heftige Stakkato einer echt heftigen Stampfattacke auf. Ich brauche erstmal einen Kaffee, um den ganzen Frust zu verdauen. Innerlich vor Wut bebend begebe ich mich auf neutralen Boden, wo niemand etwas von meinem Blogger-Armageddon ahnt.

Die Kaffeemaschine schaut mich ganz harmlos an, bevor sie eine Fehlermeldung anzeigt, die mir klar zu verstehen gibt, dass nur der Ingenieurs-Service des Herstellers in der Lage sein wird, den Schaden in den nächsten 14 Tagen zu beheben. Der Orkan, der in mir tobt, entwickelt sich zum überregionalen Krisengebiet. Als meine Frau in aller Seelenruhe und bestens gelaunt fragt, ob ich Probleme habe (wobei sie genüsslich am wohl letzten Kaffee aus der Schrottmaschine nippt), implodiert mein Sicherungskasten. Müsste sie doch gemerkt haben. Sollte mich jetzt nicht ansprechen. Ich koche innerlich und bin so unkalkulierbar, wie ein Vulkan, der seit Hunderten von Jahren nur ganz leise vor sich hin geköchelt hat. Die Eruptionen jedoch spüre nur ich. Ich schmolle. Gänzlich unverstanden vom Rest der Welt. Das Gesicht zur Faust geballt, die Stirn gekräuselt, in mich hineinbrummend verschwinde ich zurück an den Computer (der so tut, als sei nie etwas passiert).

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Das ist wieder so ein Tag, an dem alles schiefläuft. Was dann passiert, bringt mich völlig aus dem „Ich-geh-gleich-in-die Luft-Konzept“. Da steht sie fröhlich neben mir und lacht mich an, legt ein großformatiges Bilderbuch auf meinen Schreibtisch und sagt nur „Ihr seid euch so herrlich ähnlich, wenn es mal wieder nicht so läuft, wie es soll!“ Meine Tochter, die angehende Erzieherin, die sich in der letzten Zeit mehr als intensiv mit dem Thema Medienrelevanz und Medienauswahl für Kindergärten beschäftigt, hat also echt vor, ihren alten Herrn zu therapieren. Und womit? Mit einem Bilderbuch! Geht ja gar nicht, denke ich mir und muss doch innerlich schmunzeln, als ich sehe, welches Buch sie mir da hingelegt hat. Der Kerl auf dem Cover ist zwar blau und hat ein wenig längere Eckzähne als ich, beim Blick in den Spiegel jedoch würde ich feststellen, dass wir uns gerade jetzt wirklich gleichen, wie ein geplatztes Ei dem anderen.

Der Grolltroll“ liegt vor mir und schon der erste vorsichtige Blick ins Buch lässt mich auflachen. Echt jetzt. Als hätte man meine letzten aufbrausenden Minuten skizziert und in diese Geschichte hineingezaubert. Dem blauen Monster will auch nichts gelingen, es hat einen echt gebrauchten Tag erwischt, was uns ungemein verbindet. Seine Reaktion ähnelt der meinen. Wut und Groll bahnen sich ihren Weg und treffen zuerst diejenigen, die gar nichts mit seinen Problemen zu tun haben. Logisch, dass alle Reißaus nehmen und den Grolltroll seinem tristen Schicksal überlassen. Er hat sie vergrault. Ja, denke ich mir. Das ist ein grandioses Buch für Kindergartenkinder. Sie verstehen schnell das Zusammenspiel zwischen Misserfolg und innerem Ärger. Sie erkennen sich selbst und müssen sich eingestehen, dass sie nur deshalb allein auf weiter Flur sind, weil der Groll in ihnen die anderen Kinder abschreckt und vertreibt.

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Fabelhaft gezeichnet. So liebevoll grollend hat man zuvor noch kein Monster gesehen. Ich bin fasziniert, was Autorin Barbara van den Speulhof, Illustrator Stephan Pricken und das Kreativteam/Kreativ-Duo Stephanie Maria Gerharz und Dr. Michael Gerharz unter ihrem Label aprilkind erschaffen haben. Wenn das nicht kindgerecht ist, weiß ich auch nicht weiter. Nur, so wie ich meine Tochter kenne, hat sie mir dieses Buch nicht in die Hände gegeben, damit ich darüber nachdenke, wie toll es für Kinder ist. Nein. Hier konfrontiert sie mich mit mir selbst und zeigt mir auf unglaublich sympathische Art und Weise, wie zeit- und alterslos dieses Bilderbuch ist. Ich muss sie gar nicht rufen, da sie die ganze Zeit in der Tür stand und mich lächelnd beobachtet hat. „Bei Dir macht es ja genauso schnell klick, wie bei den Kindern“, sagt sie nur und setzt sich neben mich.

Dann zieht sie ein Plüschtier hinter ihrem Rücken hervor, das mich umhaut. Es ist der Grolltroll, wie er im Buche steht und nicht nur das. Er trägt das mürrische Gesicht zur Schau, das ihn so unverwechselbar macht. Mit nur einem kleinen Griff jedoch lässt sich die „Grollschnute“ nach unten ziehen und das zornige Monster verwandelt sich in einen kleinen sympathischen Freund, der zum gemeinsamen Kuscheln einlädt. „Bei Dir funktioniert das ja auch“, sagt sie mir ins Gesicht und wir müssen herzhaft lachen. Ich merke gerade, was für eine tolle zukünftige Erzieherin hier neben mir sitzt. Ich merke aber auch, dass die Themengebiete Medienauswahl und Medienrelevanz ganz eng mit meiner Blog-Leidenschaft verbunden sind. Empfehlungen gilt es hier wie dort zu finden. Angebote müssen mit Leben gefüllt werden und Empathie ist der Schlüssel zu allem.

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Inzwischen ist mir egal, an welchem Text ich vorhin noch schrieb. Diesen Worten nachzutrauern ist einfach falsch. Sie kommen wieder. Sie sind irgendwo im Kopf und in meiner Literaturseele verankert. Viel wichtiger ist es jedoch, genau jetzt diesen Artikel gemeinsam zu schreiben. Blogger und künftige Erzieherin in einem Boot. Den Grolltroll auf dem Schoß und eine Bilderbuchempfehlung im Gepäck, für die wir beide die Hände ins Feuer legen. Auch bei euch herrscht sicherlich ab und zu Alarmstufe BLAU und ihr steht kurz davor, in den eigenen vier Wänden zur UN-Friedenstruppe zu mutieren, um die Konflikte in den Griff zu bekommen. Dabei kommt mir der Gedanke, dass die Jungs und Mädels mit diesen besonderen Missionen nicht umsonst Blauhelme tragen. Ob im Hintergrund der Grolltroll die Blaupause für diese Deeskalationstruppen war? Könnte schon sein. Jedenfalls könnt ihr euch mit schon vier Büchern zur Ruhe bringen, wenn das Chaos im Krisenherd Kinderzimmer tobt. Der Grolltroll, Der Grolltroll grollt heut nicht!?, Der Grolltroll will Erster sein und jetzt auch zum friedlichen Weihnachtsfest frisch auf Buchmarkt: Der Grolltroll. Schöne Bescherung.

Das könnte es zumindest sein. Es ist ja Heiligabend und im kleinen Baumhaus sieht alles sehr festlich aus. An alles hat der Grolltroll gedacht, um mit seinen Freunden ein frohes Weihnachtsfest zu feiern. Das einzige Problem könnte eine latente Veranlagung des blauen Trolls zum Grollen sein. Da muss man schon auf der Hut sein, sonst fährt er aus der Haut. Aber alles scheint gut zu gehen. Von einer Schneeballschlacht, über das Backen bis zum gemeinsamen Aufräumen. Jeder hat sich im Griff, auch wenn manches nicht auf Anhieb gelingt. Doch ausgerechnet bei der Bescherung bricht sich das Grollen seine Bahn. Scheinbar grundlos scheinen alle plötzlich sehr enttäuscht zu sein. Ob man das Weihnachtsfest noch retten kann? Auch dieses Grolltroll-Buch erklärt uns, warum so mancher Zornesausbruch oft absolut unvermeidlich ist und wie man sich erfolgreich zur Wehr setzen kann. Wer also unter dem Tannenbaum befürchtet, die lieben Kleinen könnten außer Rand und Band geraten, sollte sich „Die schöne Bescherung“ ins Haus holen. Dann klappt`s auch mit dem friedlichen Weihnachtsfest. (Sogar bei den Großen.)

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