Dunkler als der Nordwind,
schimmernd wie ein Fluss
stiller als der Schneefall,
süßer als ein Kuss,
der dich niemals findet…
Herzlos, wie der Winter,
marmorschön und kalt,
lustig, wie der Frühling,
tausend Jahre alt…
Weder gut noch böse,
weder Kind noch Mann,
raubt er alle Herzen,
das ist Peter Pan…
Ich kann diese Zeilen hier endlos niederschreiben, ich kann sie mir nachts aufsagen und in einer Endlosschleife rezitieren. Ich werde nicht mehr müde, sie immer wieder im Herzen zu fühlen und sie mir mit Gänsehaut in Erinnerung zu rufen. Und doch kann ich schreibend nicht erklären, wie diese Strophen auf mich wirkten, als ich sie erstmals im Hörspiel „Peter Pan“ aus dem Hause Der Audio Verlag, gesungen von Svenja Wasser in ihrer Rolle der Mrs. Darling hörte. Ich werde nie beschreiben können, warum ich aus dem Nichts heraus Tränen der Rührung verspürte, warum ich von der reinen Schönheit des Vortrags so ergriffen war, und was diese Peter-Pan-Inszenierung des WDR mit mir angestellt hat.
„Erwachsen werden ist so eine barbarische Angelegenheit…
Voller Unannehmlichkeiten.“
Ich habe mir seit meiner Jugend das Gefühl nicht mehr nehmen lassen, einer der verlorenen Jungs auf Nimmerland zu sein. Ich habe die fantastische Geschichte von J.M. Barrie nie ganz verlassen und weigere mich beharrlich, im Herzen erwachsen zu werden. Ich bin auch heute noch auf der Suche nach neuen Spuren von Peter Pan, die mich in die Zeit zurückversetzen, in der ich davon träumte mit ihm gegen Captain Hook zu kämpfen und Wendy nach Nimmerland zu entführen. Ich schrieb ausführlich darüber und hüte die prachtvolle Ausgabe vom MinaLima aus dem Hause Coppenrath Verlag, meinen größten Leseschatz, wie meinen Augapfel. Und eines habe ich tief verinnerlicht:
„Sag nie auf Wiedersehen, weil auf Wiedersehen bedeutet, wegzugehen –
und wegzugehen, bedeutet zu vergessen.“
Ich bin nie weggegangen. Und gerade heute bin ich angesichts des Hörspiels aus der Feder von Karlheinz Koinegg mehr als dankbar dafür. Unter der brillanten Regie von Angeli Backhausen entstand eine Inszenierung die James Matthew Barrie zur Ehre gereicht. Es ist fulminant, was wir hier erhören dürfen. Vierzehn Sprecher und Statisten, ein großes Orchester, Soundeffekte wie im großen Kino und eine Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Hier fliegt man zu Klängen von Big Ben über London, taucht zu sphärischen Klängen in die Inselwelt Nimmerlands ein und entert zu Kanonendonner das Schiff der Piraten. Wie ein großer Film wirkt das Hörspiel auf mich. Die Bilder dazu entstehen im Herzen.
„Durch das Fenster im Salon sah er Mrs. Darling sitzen.
Eine wunderhübsche Lady, die an ihrem abgeschabten Hausklavier von ihm zu träumen schien. Das zeigte ihm ihr Mund, in dessen Winkel jener Kuss versteckt war, den kein Mensch bekommt.“
Sollte ich je genau erklären müssen, was dieses Hörspiel mir bedeutet, dann wäre ich verleitet zu sagen, dass ich einen letzten Wunsch im Leben habe. Lasst es mich nur noch einmal hören, bevor ich die Augen schließe. Wenn es das Letzte ist, was mir hier auf Erden zu Ohren kommt, dann kann ich glücklich nach Nimmerland ziehen. Wenn es das Letzte ist, was sich in meinem Herzen festsetzt, dann gehe ich mit einem Ohrwurm auf meine letzte Reise. Mehr will ich nicht. Ich mag nur dieses Staunen schon heute mit Euch teilen. Genießt dieses Hörspiel mit großartiger Besetzung. Stimmen, die Wunder bewirken. Michael Kessler als Captain Hook allein ist schon ein Genuss. Genießt eine Inszenierung, die ebenso lange dauert, wie ein guter Film. 1 Stunde und 22 Minuten, in denen Peter Pan unsterblich wird. Ein Erlebnis für die ganze Familie.
„Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und ein bisschen Feenstaub!“
Und nein. Ich gehe immer noch nicht. Ich bleibe bei Peter und den wilden Jungs. Ich weiß, dass mein Flöckchen auch hier irgendwo ist, weil er immer neugierig auf die Insel der ewigen Jugend war. Ihr könnt Euch selbst davon überzeugen. Und schon nächstes Jahr folgt dann als weitere Hommage an dieses wunderbare Jugendbuch der Disney-Realfilm „Peter Pan“. Das sollte man nicht verpassen. Solange höre ich mir das neue Hörspiel immer wieder an. Diese Doppel-CD darf nirgendwo fehlen, wo Feenstaub das Leben verändern kann. Tinker Bell bleibt an meiner Seite und achtet auf mich. Ich mag endlich wissen, ob ich irgendwann den Kuss finde, den ein Mensch nie bekommt.
Vielleicht erzählt mir Andreas Fröhlich auch diese Geschichte. Gänsehauthören…