Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels

Amanda Gorman - Der Flügelschlag eines Engels - Astrolibrium

Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels

Es war ein kalter, grauer und glanzloser Tag, an dem der neu gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, seinen Amtseid sprach. Es war Mittwoch, der 20. Januar 2021, an dem sich ein neues Amerika präsentierten wollte, um der Welt zu zeigen, dass die Amtszeit von Donald Trump nun auch formal beendet war. Wenige Tage nach der Erstürmung des Capitols durch enttäuschte Anhänger, und aufgewiegelt durch den umstrittenen Populisten, sollte dieser Tag deutliche Signale der Normalität im Umgang mit Menschen aller Hautfarben, jeder Religion und Herkunft aussenden, damit der Ruck des Neubeginns weltweit spürbar sein würde. Hoffnungen begleiteten den Tag und selten zuvor waren so viele Augen auf den neuen Präsidenten gerichtet. Selten im politischen Washington jedoch war die Szenerie einer Inauguration derart gespenstisch, weil die weltweite Corona-Pandemie statt Hunderttausender Zuschauer nur einen Wald aus schweigenden Fahnen als stumme Zeugen zuließ. 

Es war eine angespannte Atmosphäre, die alles dämpfte, was hier auf den entehrten Stufen des Repräsentantenhauses gesprochen wurde. Selbst die Rede von Joe Biden wollte nicht richtig zünden, selbst das demonstrative Fernbleiben des Vorgängers trug nicht zur Entspannung bei. Es fühlte sich trotz der erhofften Befreiung nicht an, wie der Befreiungsschlag, den diese geschundene Demokratie so dringend benötigte. Es fühlte sich nicht an, wie die Naht, die eine zerrissenen Nation zusammenführen, vereinen und verbinden konnte. Wo blieb das Signal an die Welt? Wo war der Paukenschlag? Hatten die „Make Amerika Great Again„-Ambitionen so viel zerstört? War die Unsicherheit so groß, dass selbst die neue Regierung sich noch nicht frei bewegen wollte. Ein Land in Fesseln. Dieses Gefühl drängte sich mir auf. Ich war sprachlos. Bis. Ja, bis eine junge Frau zuerst das Podium mit ihrer Präsenz und dann die Welt mit ihren Worten eroberte. 

Amanda Gorman - Der Flügelschlag eines Engels - Astrolibrium

Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels

Amanda Gorman.

Ich denke, niemand, der diesen Moment miterlebt hat, wird dieses Mädchen jemals vergessen können. Niemand, der auch nur ein leises Gefühl für historische Momente in sich trägt, wird leugnen können, dass hier etwas wahrhaftig Großes geschah. Die junge Dichterin Amanda Gorman erhob die Stimme und beschwor alle Geister, die wir schon verloren geglaubt hatten. „The Hill We Climb“ lautet der Titel des Gedichts, das sie mit Herz, Stimme, Mimik und Gestik vortrug. Ein Gedicht, das an Poetry Slam erinnerte, in sich sehr festlich, getragen und doch keine Spur pathetisch war. Auch, wenn man nicht fließend Englisch sprach, erschloss sich der Inhalt auf der Emotionsebene. Ein Gedicht, der leisen Zwischentöne, der Wortspiele und der grenzenlosen Hoffnung. Eine Frau, die sich den Strömungen des Zeitgeistes entgegenstellte und mit ihrer Zerbrechlichkeit eine Wand gegen Nationalismus, Unterdrückung und Hass vor dem Capitol errichtete. Nach der Amtseinführung von Präsident Biden war klar, wer hier die lebenswichtigen Akzente gesetzt hatte und es war auch klar, dass dieses Gedicht lange nachhallen würde.

Was dann jedoch geschah, war erschreckend für mich. Als es darum ging, den Text in die Welt zu tragen, die Zeilen zu übersetzen, sie nachhaltig auch jenen zugänglich zu machen, die keine Englisch-Native-Speaker waren, entbrannte ein Streit darüber, wer in aller Welt berufen sein könnte, und dürfte, diese Übersetzung zu wagen. Was? Ich war entsetzt. Es ging hier nicht um die Deutungshoheit der Zeilen. Es ging nur noch darum, dass weltweit jeder Übersetzer, jede Übersetzerin ein bestimmtes Profil erfüllen müsste, um sich des Gedichtes würdig zu erweisen. Es ging nicht darum, wer es am besten zu können versprach. Darf ein weißer Mann, dessen Leben nicht durch Ausgrenzung und Rassismus eingegrenzt wurde, es wagen, diesen Text zu übertragen? Ach bitte. Diese Frage ist ebenso obsolet, wie der Gedanke, ob ich es denn wagen dürfte, das Gedicht auf meinem Blog zu rezensieren. In dieser Diskussion ging der Inhalt dessen verloren, was uns Amanda Gorman so euphorisch zugerufen hatte. Wer die Zukunft bewältigen will, muss zuerst die Differenzen beseitigen. 

Amanda Gorman - Der Flügelschlag eines Engels - Astrolibrium

Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels

Also lassen wir doch mal die Kirche im Dorf und schauen uns die zweisprachige Ausgabe des Gedichtes vom Hoffmann und Campe Verlag an.

Da hat uns die charismatische Dichterin Amanda Gorman am Tag der Inauguration von Präsident Joe Biden berührt, bewegt, aufgerüttelt, zu Tränen gerührt und geflasht. Ihr Gedicht „The Hill We Climb“ hat Eruptionswellen losgetreten, die bis zu uns spürbar waren. Eine andere Welle war unbeabsichtigt. Wer darf dieses Gedicht übersetzen? Ein Streit der vieles überlagerte. Lasst das Capitol auf seinem Hügel. Das Übersetzerinnen-Team Uda Strätling, Hadija Haruna-Oelker und Kübra Gümüşai hat mehr als nur den Versuch gewagt, sich dieser Herausforderung zu stellen und sie zu meistern. Wer sich jemals mit einer Übersetzung eines Gedichtes aus einer anderen Sprache ins Deutsche beschäftigt hat, weiß wie schwierig es ist, ein solches Unterfangen zu bewältigen, ohne von der Kritik an die Wand genagelt zu werden. Versucht es doch einfach selbst mal mit den Poetry-Slams von Julia Engelmann. Was will ein Übersetzer erreichen? Will man sich zur Konkurrenz eines Künstlers erheben und auf der Bühne gar noch besser sein als das Original? Nein. Das ist nicht die Intention. Es geht um die Annäherung an einen Text. Es geht um ein besseres oder gar erstes Verständnis des Textes, um Zugang und das Einreißen sprachlicher Barrieren. Das ist dem Team der Übersetzerinnen gelungen. Ich verstehe ihre Übertragung des Gedichtes als Annäherung, nicht als Versuch, selbst damit die Bühnen der Welt zu erobern. Die Ehrfurcht vor dem Original lässt kaum einen anderen Schluss zu.:

Amanda Gorman zu übersetzen ist, als würde man den Flügelschlag eines Engels mit dem einer Taube synchronisieren. Man hört ihn vielleicht und fühlt sogar, wie der Aufwind entsteht, aber es fehlt die Magie des Unbegreiflichen, die diese Flugbewegung zu einem ikonischen Ereignis werden lässt. (Aber hört doch selbst zu…)

Und nun betritt das kleine dünne schwarze Mädchen, die Nachfahrin von Sklaven, Tochter einer alleinerziehenden Mutter, die Träumerin und sprachgewaltige Künstlerin, die nicht nur eine Nation bewegte, eine neue Bühne und lässt ihrem Gedicht ein Buch folgen, an dem man nicht vorbeikommt. CHANGE. Eine Hymne für alle Kinder“, so lautet der Titel eines Bilderbuches, zu dem Amanda Gorman den Text und Loren Long die farbenfrohen Illustrationen beigesteuert haben. Versetzen wir uns noch einen ganz kleinen Moment auf die Stufen des Capitols und denken an die junge Dichterin, die dort stand und dem Establishment der alten weißen Männer den Marsch blies. Dann gehen wir einen Schritt weiter und träumen davon, diese Botschaft von Gleichheit und Mut zur Veränderung wäre für Kinder greifbar. Seid Ihr noch bei mir? Denn jetzt sind wir genau da angekommen, wo uns die junge Künstlerin haben wollte. Jetzt können wir im Klang ihres Gedichts und im Wissen um ihre Hoffnungen mit unseren Kindern ein Bilderbuch öffnen, dessen Botschaft nicht einfacher klingen kann. Change. Jeder kann die Welt verändern. Egal, woher man kommt, wie alt man ist, wie reich die Eltern sind und wo man aufgewachsen ist. Man muss es nur tun.

So können wir The Hill We Climb und Change als literarisches Tandem sehen,  auf dem sich Groß und Klein gemeinsam in eine Welt ohne Vorurteile lesen. Im selben Tempo, in die richtige Richtung und im gemeinsamen Takt.

Dieses Buchtandem funktioniert, weil der Erwachsene am Lenker sitzt, das Gedicht vom Capitol als emotionales Navigationssystem in sich trägt und sich nun anschickt, mit dem eigenen Nachwuchs in die Zukunft zu fahren. Change, die Veränderung wiegt dabei nicht viel. Das Buchtandem nimmt an Fahrt auf und wer beiden Geschichten hilft sich zu entwickeln, wird später einmal feststellen, dass man die Rollen tauschen kann. Denn sehr bald werden unsere Kinder das Lenkrad übernehmen und dann kommt es darauf an, welchem inneren Kompass, welchem Navigationssystem sie folgen. Ich hätte mir auch für das Bilderbuch eine zweisprachige Ausgabe gewünscht, da ich die Originalfassung sehr liebe. Man findet den englischen Text im Internet. Versucht es einfach mal, ihn parallel zu lesen. Er ist magisch. Naja und spätestens, wenn eure Kinder mal wieder ein Fußballspiel sehen, vor dessen Beginn die Spieler niederknien, um ein Zeichen gegen Rassismus in die Welt zu schicken, dann greift zum Bilderbuch. Hier findet Amanda Gorman die richtigen Worte für eine große Geste.

„Ich summe mit Hunderten Herzen
und jeder von uns reicht eine Hand.
Ich nutze meinen Verstand, meine Stärken,
beuge ein Knie für den Widerstand.“

Oder in der Originalfassung:

„I hum with a hundret hearts,
Each of us lifting a hand.
I use my strengths and my smarts
Take an knee to make a stand.“ 

Wer auch hier die Übersetzerinnen-Diskussion führen möchte, dem lege ich nahe, sich meine Gedanken zur Intention des Übersetzens erneut zu Gemüte zu führen. Die beiden Übersetzerinnen von „CHANGE„, Joy Denalane (Musikerin und Soul-Sängerin) und Daniela Seel (Lyrikerin und Übersetzerin) haben eine kindgerechte Anverwandlung des Originals geschrieben, die dem gemeinsamen Verändern unserer Welt Tür und Tor öffnen kann. 

Und nun heißt es „Den Hügel hinauf„, „The Hill We Climb“ und „Change„…
Danke Amanda Gorman für die inspirierenden Flügelschläge.

Amanda Gorman - Der Flügelschlag eines Engels - Astrolibrium

Amanda Gorman – Der Flügelschlag eines Engels

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope [2]

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Hail to the Chief, der offizielle Präsidialsalut für den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, wird am 20. Januar erstmals für den 46. Präsidenten Joe Biden über dem Capitol in Washington zu hören sein. Nach unsäglichen Vorfällen rund ums Allerheiligste der US-Demokratie, am Ende der von Skandalen überschatteten Wahlen und zum Abschluss der Amtszeit eines der größten Populisten unserer Zeit, betritt ein Player die Bühne der Großen dieser Welt, der kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Er war acht Jahre lang der Vizepräsident, oder „Running Mate“, von Barack Obama. Ihm hatte sein „Chief“ Kompetenzen eingeräumt, die für dieses Amt des Vize ungewöhnlich waren. Niemand schien zum Ende der zweiten Amtszeit Obamas besser geeignet, sein Nachfolger werden zu können. Doch dieses Ende ging Hand in Hand mit einem Ende, das den Berufspolitiker Joe Biden aus der Bahn warf. Sein Sohn Beau Biden starb im Mai 2015 an den Folgen eines Hirntumors. Keine Energie für einen Wahlkampf. Keine Kraft, die Familie einer solchen Nominierungs-Belastung auszusetzen. Doch jetzt ist er am Ziel. Wer ist dieser Joe Biden, auf dem so viele Hoffnungen ruhen?

Ein Buch, das Joe Biden selbst schrieb, mag uns dem Mann näherbringen, der sich auf die Fahne geschrieben hatte, eines Tages der Erste Mann im Staat zu werden. Das Weiße Haus sollte sein Hauptwohnsitz werden. Vom Untermieter zum alleinigen Mieter, das war der eigentlich vorgezeichnete Weg, den Joe Biden stets im Visier hatte, als er seinen Hut in den Ring warf, um im hohen Alter von 78 Jahren Präsident zu werden. In der Geschichte der USA der älteste je gewählte Erste Mann im Staat. Er schrieb seine Geschichte auf, als er auf jene Zeit als Vize zurückblicken konnte. Er schrieb sie nicht in Vorbereitung auf diese Wahl, oder als Statement gegen den gewählten Präsidenten, der sich nun aus der Hauptstadt wegstehlen muss. Joe schrieb eine Retrospektive, die einen intensiven Blick in sein Innenleben zulässt. „Versprich es mir – Über Hoffnung am Rande des Abgrunds„. Ich habe sein Buch in mein Projekt „Bricks Books and Hope“ aufgenommen, weil meine Hoffnungen auf eine Stärkung der Demokratie nicht nur in den USA, sondern auch in unserem Land, so eng mit seinem Namen verbunden sind.

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Versprich es mir kann durchaus als Mantra von Joe Biden verstanden werden. Es sind die Worte seines verstorbenen Sohnes, der sich selbst große Hoffnungen auf das höchste Amt im Staate machen durfte. Der erfolgreiche Staatsanwalt Beau Biden sollte eigentlich für das Amt des Gouverneurs von Maryland kandidieren, und dann…? Ja dann wäre wohl alles möglich gewesen. Ein Tumor verhinderte diesen Aufstieg, den der eigene Vater als „Wahlkampfhelfer“ sicher perfekt unterstützt hätte. Und so blieben nur noch diese Worte des Sohnes an seinen Vater, nicht aufzugeben und es selbst zu versuchen. Ein Motivationsschub, der nicht zu stoppen war. Ein Energieschub, dessen Schubkraft wir am 20. Januar sicherlich erkennen können. Joe Biden wird nicht alleine auf den Stufen des Capitols vereidigt werden. Das wird er in seiner Inaugurationsrede nicht unter den Tisch der Geschichte fallen lassen. Soviel ist jetzt schon sicher.

Ja, zugegeben, das klingt jetzt sehr pathetisch. Das klingt eher wie ein Slogan, den man gerne im Wahlkampf bemüht, um ein Narrativ der Bestimmung zu erzeugen. Wem das so vorkommt, der sollte dieses Buch lesen. Es ist ein privates Buch eines Vaters in einer Situation, die nicht auf einen erneuten Wahlkampf hindeutet. Es ist das Buch, in dem er seiner Familie den meisten Raum gewährt. Natürlich spielt auch seine Amtszeit als Vizepräsident eine große Rolle, natürlich schreibt er über das besondere Verhältnis zu Barack Obama und über die Befugnisse, die ihm in seiner Rolle eingeräumt wurden. Insgesamt jedoch gewährt dieses Buch einen Blick hinter die Kulissen der Politik. Der Kampf für politische Werte fußt immer auf dem Wertesystem, das man in der eigenen Familie vorlebt. Hier liegt eine der wesentlichen Stärken eines Mannes, der authentisch und ehrlich wirkt. Ein Mann, der einen untadeligen Ruf genießt und dem man vertrauen darf. Diese Erkenntnis beziehe ich nicht nur aus diesem Buch, sie basiert auf Worten, die Barack Obama in einer Autobiografie „Ein verheißenes Land“ über Joe Biden ins Feld führt.

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Hier steht der Mensch Joe Biden im Mittelpunkt, sein Charakter und ein Charisma mit dem er Menschen verbinden kann. Eckpunkte der Persönlichkeit sind wohl seine erlittenen Verluste. Die erste Ehefrau und seine Tochter starben bei einem Unfall, der erfolgreiche Politiker musste sich als alleinerziehender Vater um seine beiden Söhne Hunter und Beau kümmern und parallel dazu versuchen, auf dem politischen Parkett nicht unsichtbar zu werden. Und später dann verlor er eben auch noch einen seiner Söhne an einen bösartigen Tumor. Wenn Joe Biden zu Menschen spricht, die selbst Verluste erlitten haben, dann ist es nicht nur seine Empathie, die überzeugt. Es sind seine Verluste, die ihn den Menschen näherbringen. Dieses Buch erzählt eben diese Geschichte. Wie weitermachen, wenn man an die unsichtbare Grenze stößt? Wie in kritischen beruflichen Situationen nicht die Familie aus den Augen zu verlieren? Wie seiner Pflicht gerecht werden? Joe Biden und seine Weggefährten finden Antworten.

Es ist eine Geschichte der familiären Rituale, die für Zusammenhalt sorgen. Es sind gemeinsam verbrachte Feiertage, die für Auszeiten sorgen. Und es ist die Geschichte der Erkrankung seines Sohnes, die vor den Augen der Welt verborgen wurde. Es sind bewegende Bilder von Inkognito-Besuchen in Kliniken, von verzweifelten Versuchen in neuen Therapien neue Chancen zu entdecken. Und es ist die Geschichte einer Trauer, die nicht lähmt, sondern fokussiert. Hier liegen die Stärken dieses Buches. Hier sieht man Fingerzeige für die künftige Präsidentschaft. Hier sieht man, wie Kamala Harris als Vizepräsidentin mit Befugnissen ausgestattet wird. Joe Biden folgt hier dem Vorbild Barack Obamas. Biden ist kein populistischer Machtmensch, der nur sich im Zentrum sieht. Ein wichtiges Erbe. Hoffnung keimt auf…

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - AstroLibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Und dann sind es, bei aller Bewunderung für das Buch, einfache Bilder, in denen Joe Biden falsch liegt, die stören. Wenn er, wie mit all seinen Enkeln, die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau besucht, Max Mannheimer begegnet und betont, dass jeder gewusst haben musste, was einst hier geschah, dann ist das lobenswert. Jedoch seiner jungen Enkelin die Häuser in der Nachbarschaft zu zeigen und zu sagen:

Sie wohnten so nah, dass sie das verbrannte Menschenfleisch
buchstäblich gerochen haben mussten!“

das zeugt dann doch eher von Unwissenheit. Wo heute Häuser stehen, waren einst Felder. Das Lager lag weit außerhalb der kleinen Stadt. Das machte auch die Flucht so schwer. Hier sollte man für sein Buch besser recherchieren. Besonders, weil das Werk internationale Aufmerksamkeit finden würde und man ja selbst beharrlich gegen einfach gestrickte Bilder der politischen Konkurrenz antritt. Es sind auch die Privilegien, die den neuen Präsidenten seit Jahrzehnten durchs Leben begleiten, die manchmal ein wenig sauer aufstoßen. Mit aller Vorsicht formuliert, ist der Verlust seines Sohnes Beau als dramatisch zu bezeichnen. Die Möglichkeiten, die Therapie und Diagnostik auf gleich zwei Kliniken zu verteilen, mit Regierungsmaschinen zu Krankenbesuchen zu fliegen und die besten Ärzte des Landes zu konsultieren, unterscheiden sich dramatisch von den Möglichkeiten der Menschen in seinem Land. Das sollte man nicht verdrängen.

Hier war der intensive Austausch während des Lesens mit Monika von „MonerlS bunte Welt“ sehr hilfreich, da er uns beide davor bewahrt hat, allzu unkritisch durch dieses Buch zu wandern. Ihre Rezension greift neben der Begeisterung für die neuen Zeiten in Washington ebenso kritische Passagen des autobiografischen Buches auf.

Trotz dieser Kritikpunkte überwiegt das Positive in diesem Buch. Es lässt hoffen, dass im Weißen Haus ein anderer Ton herrschen wird. Dass Ausgrenzung, Fakenews und Rassismus nicht mehr zum Programm gehören werden. Dass Frauenrechte gelebt und nicht negiert werden. Dass wir auf einen verlässlichen Partner blicken können, der eher verbindet, als spaltet. Ich bin ein Demokratie-Romantiker. Ich hoffe darauf, dass sich das politische Klima normalisiert. Und ich gehe an dieser Stelle eine Wette ein. In drei Jahren geht die Amtszeit von Joe Biden auf die Zielgerade. Eine Wiederwahl wird aufgrund seines Alters dann nicht mehr in Frage kommen. Und so denke ich, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Weißen Haus zurückzieht und seine Vize zur ersten US-amerikanischen Präsidentin machen wird. Kamala Harris wird dann als amtierende Präsidentin in den nächsten Wahlkampf gehen. Ein wahres Horrorszenario für Populisten und jene, die es gerne werden wollen…

Ich beobachte aufmerksam. Nicht nur für Amerika, auch für unsere Demokratie.

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Genau deshalb, eben aufgrund der Signalwirkung für demokratische Werte und Prozesse, geht das Buch von Joe Biden nicht allein ins Rennen. Es wird flankiert von aktuellen Büchern über den Zustand einer Nation, die seit Jahrzehnten verlässlich an unserer Seite steht. Demokratie ist kein nationales Wertesystem. Darum gilt es mit aller Kraft einzutreten. Die Bücher meines Projekts sind:

Briefe an Obama – Das Porträt einer Nation
– Barack Obama – Ein verheißenes Land
Dave Eggers – Der größte Kapitän aller Zeiten – Eine Realsatire
Ruth Bader Ginsburg – 300 Statements der Supreme-Court-Richterin
– Joe Biden – Versprich es mir – Über die Hoffnung am Rande des Abgrunds
– Joe Biden – Ein Porträt von Evan Osnos

und aus unserer Sicht:

Demokratie – Eine deutsche Affäre von Hedwig Richter
Gegenwartsbewältigung von Max Czollek

Die mit Links unterlegten Titel habe ich bereits gelesen und gehört. Hier sehe ich die Ausgangspunkte meines Projekts, hier habe ich ausführlich beschrieben, was mich antreibt und worauf ich in der Zukunft hoffe. Diese Bücher sind die Pfeiler, die ich mit den Neuerscheinungen dieser Tage untermauern, abstützen und neu errichten möchte.

Genau an dieser Stelle wird es weitergehen… Mit Barack Obama!

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope [1]

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

Ich möchte dieses neue Jahr mit einem ersten Artikel zu meinem Projekt „Bricks Books and Hope“ beginnen, das ich vor ein paar Wochen auf meinen Social-Media-Kanälen begonnen habe. Es geht um Demokratie. Es geht um Gleichberechtigung und richtet sich gegen alle populistischen Strömungen, die uns gerade begegnen. Ich habe mir die Vereinigten Staaten von Amerika als Referenz für mein Projekt ausgesucht, weil gerade dort die Folgen von toxischem Machtmissbrauch, Rassismus, Ausgrenzung und Benachteiligung sozialer Schichten besonders deutlich werden. Im Wahlkampf um das höchste Amt des Staates wurde alles sichtbar, was den Verlust in demokratische Werte charakterisiert. Und genau zu diesem Zeitpunkt erscheinen Bücher, die helfen können, das Vertrauen in eine neue Zeit wieder aufzubauen. Ich wage den Versuch, dies nicht nur mit diesen Büchern, sondern auch symbolisch mit Lego-Sets untermauern, die gut in dieses Bild der bröckelnden Säulen der Demokratie passen.

Die Literatur zu diesem  Projekt macht gerade Schlagzeilen. Die Autobiografie des ersten schwarzen Präsidenten in der Geschichte der USA, Barack Obama, entwickelt sich in diesen Tagen zum Bestseller. Bücher über den neu gewählten Präsidenten Joe Biden, der am 20. Januar sein Amt antreten wird, stoßen auf großes Interesse, und im Gefolge dieser Publikationen, die das Vor und Nach einem populistischen Präsidenten skizzieren, finden sich Werke, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Warum ich mich in Amerika aufhalte, um neues Vertrauen in unsere Demokratie aufzubauen? Weil ich sehe, dass unsere inländischen Populisten und Hetzer genau dort die Blaupause ihrer Politik der Verweigerung, des Schürens von Hass und der Selbstdarstellung vermuten, und sich wie Abziehbilder eines polarisierenden und egozentrischen Machtmenschen präsentieren.

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

Dies sind die wesentlichen literarischen Eckpfeiler meines Projekts:

Briefe an Obama – Das Porträt einer Nation
– Barack Obama – Ein verheißenes Land
Dave Eggers – Der größte Kapitän aller Zeiten – Eine Realsatire
– Ruth Bader Ginsburg – 300 Statements der Supreme-Court-Richterin
Joe Biden – Versprich es mir – Über die Hoffnung am Rande des Abgrunds
– Joe Biden – Ein Porträt von Evan Osnos

Die mit Links unterlegten Titel habe ich bereits gelesen und gehört. Hier sehe ich die Ausgangspunkte meines Projekts, hier habe ich ausführlich beschrieben, was mich antreibt und worauf ich in der Zukunft hoffe. Diese Bücher sind die Pfeiler, die ich mit den Neuerscheinungen dieser Tage untermauern, abstützen und neu errichten möchte. Und hier kommen eben auch Legosteine ins Spiel, weil eine Demokratie Symbole und Metaphern benötigt, um verstanden und wertgeschätzt zu werden. Da der noch im Amt befindliche Vormieter diese Symbole ziemlich runtergewirtschaftet und ihren Wert fast ruiniert hat, reiße ich sie ein und baue sie flankiert von den oben aufgeführten Büchern wieder auf. Das Weiße Haus und die Freiheitsstatue in New York liegen in tausenden Teilen vor mir und warten darauf, mit neuem demokratischem Leben gefüllt zu werden.

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

Dieses Projekt ist auch für mein eigenes Land relevant. Auch hier verlieren Bürger das Vertrauen in unsere Demokratie. Sie laufen Populisten in die Arme, die mit einfach gestrickten Wahrheiten und Sündenböcken locken, Fake-News kultivieren und in einer Gesellschaft Hass auf Menschen schüren, die anderer Herkunft und Religion sind. Hier zeigt sich, dass diese Populisten über keinerlei Rezeptur zur Bewältigung existenzieller Krisen verfügen. Ihr konsequentes NEIN beginnt gerade in der Bedeutungslosigkeit zu verpuffen. Das Einreißen dieser Lügengebäude ist eines der Ziele dieses Projekts und ich werde natürlich auch Bücher integrieren, die den Zustand meiner Heimat darstellen. Auch hier kommt ein Lego-Set zum Einsatz. Vielleicht gelingt es mir, uns allen und den Menschen in anderen Ländern, die Landkarte der Demokratie zu falten und die Werte, die auf dem Spiel stehen näher zusammenrücken zu lassen, um sie zu stärken und zu stützen. Vielleicht mögt ihr mitbauen, mitlesen, mitdiskutieren und Teil meiner Hoffnung werden, die mich in ein Jahr trägt, das in keiner Beziehung ein leichtes Jahr wird. Ich werde den Reichstag in Berlin, das Weiße Haus und die Freiheitsstatue vereinen.

Beginnen möchte ich heute mit einer besonderen Frau, die den Wertevorrat einer freiheitlichen Grundordnung auf der Grundlage der These, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, so sehr verkörpert wie kaum eine andere Frau, die im Fokus einer Öffentlichkeit stand, die gerade im Begriff war, von diesen Werten abzurücken. Es war eine Richterin am höchsten Gericht der Vereinigten Staaten, dem Supreme Court, die während ihrer gesamten Amtszeit für die Gleichberechtigung aller Bürger ihres Landes eintrat. Ruth Bader Ginsburg. Wer kennt sie nicht, die kleine Dame mit der Hornbrille und dem etwas strengen Blick, die sich selbst nie in den Vordergrund drängte und zum Symbol des Widerstands gegen das menschenverachtende Verhalten des Präsidenten wurde, der nur darauf wartete, sie endlich sterben zu sehen. Wer kennt nicht die Bilder der weit über achtzigjährigen Richterin, die täglich im Fitnessstudio für ihre Gesundheit kämpfte, weil sie wusste, dass sich die Zusammensetzung des obersten Gerichtshofes nach ihrem Tod zugunsten der konservativen Republikaner verschieben würde. Es war diese Frau, die verbissen darum kämpfte, Donald Trumps Amtszeit zu überleben, um einem neuen (hoffentlich demokratischen) Präsidenten die Möglichkeit zu geben, ihre Nachfolge in ihrem Sinne dauerhaft weltoffen zu regeln. Es sollte ihr nicht gelingen.

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

1993 wurde Ruth Bader Ginsburg vom damaligen Präsidenten Bill Clinton in das höchste Richteramt berufen. Gemäß der Verfassung der USA erfolgt eine Berufung an den Supreme Court auf Lebenszeit und gehört somit zu den Entscheidungen, mit der längsten Wirkkraft eines amtierenden Präsidenten. Das oberste rechtsprechende Staatsorgan besteht aus neun RichterInnen und bestimmt mit seinen Grundsatzurteilen die verfassungsgemäße Richtlinie des ganzen Landes, wie kaum ein zweites Gremium. Für die Regierung kann ein solches oberstes Gericht ein Stolperstein sein, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse zum gegnerischen Lager verschieben. Und genau das war Ruth Bader Ginsburg für Donald Trump. Ein Stolperstein, der ihm aus seiner Sicht ins eigene Nest gelegt wurde und der durch eine erzkonservative Richterin zu ersetzen war. Einziges Problem. Die alte Dame Ginsburg weigerte sich einfach, zu sterben.

Sie sprach Recht. Widersprach vehement, wenn sie Abstimmungen mit den anderen RichterInnen verlor. Sie formulierte Meilenstein-Urteile und verfasste die Sichtweise der Minderheit im Falle einer Niederlage. Und selbst hieraus wurde gültiges Recht, weil man an den stichhaltigen Begründungen dieser grandiosen Verfassungsrichterin nicht mehr vorbeikam. Ihre Worte hatten Wucht. Ihr: ICH WIDERSPRECHE wurde zur Parole der Gleichberechtigung aller. Gleiche Bezahlung für Frauen im Beruf, Ungleichbehandlung von Frauen in der Berufswahl und viele weitere richtungsweisende Entscheidungen im Kampf gegen Ausgrenzung, Benachteiligung und Ungerechtigkeit tragen ihren Namen. Eine Frauenrechtlerin würde ich sie trotzdem nicht nennen. Sie widersprach selbst:

Der Begriff Frauenrechte ist etwas problematisch. Es geht um Menschenrechte. Es geht um das Recht aller Menschen auf den gleichen Schutz durch das Gesetz.

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

Dass sie genau in diesem Bereich ihre größten Erfolge erzielte, zeigt nur deutlich, dass Frauen in dieser Gesellschaft nicht gleichbehandelt wurden. Ruth Bader Ginsburg wurde zur Ikone der Emanzipation und gleichzeitig ein dauerhafter Dorn im Auge des mächtigen Patriarchats in einem Land, in dem die Gleichberechtigung nicht immer der Hauptgedanke einer gesellschaftlich fairen Partizipation an allen Prozessen war. Wer sich für ihre Statements interessiert, der sollte zu einem Buch greifen, in dem man ihr humanistisch geprägtes Vermächtnis unverfälscht würdigt. Ruth Bader Ginsburg – 300 Statements der berühmten Supreme-Court-Richterin“ (btb) lässt sie zu Wort kommen. Ihre Statements sind selbsterklärende leuchtende Fackeln der Gerechtigkeit. Sie sind keine leeren Slogans, dienen nicht der Selbstdarstellung und sollten von allen Menschen mit gesundem Gerechtigkeitsempfinden gewürdigt werden. Ihre Worte sind nicht national begrenzt relevant. Sie entsprechen dem Wertevorrat, den wir uns selbst im Grundgesetz auf die Fahne geschrieben haben. Hier gehen Demokratien Hand in Hand. Im Sinne der Formulierung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ wäre die oberste Richterin der USA auch eine Lichtgestalt in unserem Land gewesen.

Ihr widme ich den Sockel der Freiheitsstatue dieses Projekts. Sie gehört sicherlich zu den tragenden Säulen einer Demokratie. Ihre Urteile haben Bestand. Sie verlor ihren Kampf gegen den Krebs am 18.September 2020. Donald Trump ließ kaum eine Stunde vergehen, bis er bekräftigte, so schnell wie möglich eine konservative Richterin an ihrer Stelle zu benennen. Am aufgebahrten Sarg von Ruth Bader Ginsburg wurde er von der wütenden Menschenmenge ausgebuht. Er verlor die Wahl. Er weigerte sich beharrlich, die Niederlage zu akzeptieren und kultiviert das Fake-Narrativ einer gestohlenen Wahl. Den letzten Willen der legendären Richterin bezeichnete er als Lüge.

„Mein inbrünstigster Wunsch ist, dass ich nicht ersetzt werde, bis ein neuer Präsident im Amt ist.“

Ich baue auf Ruth Bader Ginsburg. Bricks, Books and Hope baut auf ihre Worte und wird ihr Vermächtnis im Lauf dieses Projektes noch oft zitieren. Ich verneige mich. Hier geht es bald weiter. Darauf könnt ihr bauen. 

Ruth Bader Ginsburg - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Ruth Bader Ginsburg – Bricks Books and Hope

Pünktlich zur Amtseinführung: Das Joe-Biden-Special

Joe Biden - Versprich es mir - Bricks Books and Hope - Astrolibrium

Joe Biden – Versprich es mir – Bricks Books and Hope