Bücher, Eulen, Abenteuer – Die Frankfurter Buchmesse 2014

Frankfurter Buchmesse 2014 - Bücher, Eulen, Abenteuer

Frankfurter Buchmesse 2014 – Bücher, Eulen, Abenteuer

Eine Buchmesse ist eine Buchmesse, ist eine Buchmesse… Eigentlich muss man gar nicht mehr sagen, denn das lebendige Paradies für bibliophile Menschen ist und bleibt unbeschreiblich. Nach intensiver Vorbereitung und präzisen Terminabsprachen mit all meinen Verlagen und Büchermenschen steht man dann plötzlich auf dem Messegelände und realisiert ganz langsam, dass man wieder da ist. Mittendrin, statt nur dabei.

Meine Buchmesse ist und bleibt Gefühls- und Herzenssache. Sie füllt mich aus und treibt mich durch das Bücherjahr. Sie fasziniert und inspiriert mich. Sie verbindet mich neu mit Menschen, Projekten und Büchern. Andererseits öffnet sie im realen Kontakt auch wieder die Augen für die tatsächliche Qualität von virtuellen Beziehungen, sei es auf Facebook, Instagram oder Twitter. Ein Prüfstand eben… Sowohl literarisch, als auch persönlich. Ich liebe diese Herausforderung und Vielschichtigkeit.

Ich memoriere für mich, was die Frankfurter Buchmesse 2014 in mir ausgelöst, welche Gedankengänge sie losgetreten und welche Inspirationen sie freigesetzt hat. Ich schreibe dies allerdings nicht nur für mich, da ich festgestellt habe, wie sehr man den Impressionen aus Frankfurt auf meiner Facebookseite gefolgt ist. Demnach ist meine Messe auch eure Messe und ich versuche einfach mal, ein paar strukturierte Gedanken festzuhalten. Rückblick und Ausblick zugleich – und Standortbestimmung in vielerlei Hinsicht. Das ist und das war Frankfurt… Schlaglichter:

Frankfurter Buchmesse 2014 - AstroLibrium eult rum

Frankfurter Buchmesse 2014 – AstroLibrium eult rum

Euliges:

Mit zwanzig Eulen im Gepäck bin ich losgezogen. Die kleinen grünen Flatterbiester haben sich zum roten Faden meines persönlichen Lesensweges gemausert und in meinem Umfeld viele gute Freunde gefunden. Sie haben nun auch die Messe erobert, gute Zuhause gefunden und auch bei Verlagen ein wenig für Furore gesorgt.

Der „H“-Wurf von Mrs. Rail war zumindest für ein paar Tage in Frankfurt vereint, doch nun nach Abschluss der Messe sieht man die Bilder der Flattereulen in ihrer jeweils neuen Umgebung. Deutschlandweit hat es den Wurf verteilt und doch ist es so, dass wir uns immer wieder sehen werden. Vielleicht stehen die Eulchen ein wenig symbolisch für diese Verbundenheit und sorgen dafür, dass wir ab und zu an diesem unsichtbaren Band ziehen und in Verbindung bleiben.

Ich wünsche allen neuen „Eulenpflegern“ viel Spaß und Leseglück mit den kleinen Kerlchen. Die Namensgebung blieb traditionell und so ist der Anfangsbuchstabe „H“ von euch übernommen worden und inzwischen gibt es tatsächlich die ersten Jungs unter den Büchereulen. Huhugo, Heinrich und Horatio. Sie gesellen sich zu vielen Hedwigs, Heidis, Hetties und Hannas. Eine bunte Flügelschar. So bunt, wie die Schar der Menschen, die sie nun beherbergen dürfen.

Frankfurter Buchmesse 2014 - Herzensbücher für das neue Jahr

Frankfurter Buchmesse 2014 – Maulwurfstadt und Die Nachtwanderin

Herzensbücher 2015:

Natürlich ist jeder Weg auf der Buchmesse von der Suche nach neuen literarischen Schätzen bestimmt und die Freude ist groß, wenn man zuhause den Blick lesehungrig in die Zukunft richten kann. Unerwartete Neuerscheinungen bilden eine unglaublich schöne Bücherkette mit lang erwarteten Fortsetzungen beliebter Reihen. Ich weiß schon jetzt, dass mein Lesejahr 2015 viele ganz besondere Highlights erleben wird.

Neben einer von mir sehr herbeigesehnten Biografie meines Herzensautors David Foster Wallace wird ein kleines Bändchen mit einem bisher verschollenen Essay von David bei Kiepenheuer und Witsch erscheinen. „The Planet Trillaphon“ beschreibt den Umgang mit der eigenen Depression, die David letztlich in den Suizid trieb. So wie einst „Das hier ist Wasser“ wird dieses Büchlein zweisprachig erscheinen und es schließt eine große Lücke im Lebenswerk des großen Autors von „Unendlicher Spaß“.

Nachdem Torben Kuhlmann mit  „Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ die Buchwelt in Staunen versetzt hat, folgt nun im nächsten Jahr mit „Maulwurfstadt – Moletown“ der nächste große Wurf des genialen Multitalents. Ich durfte die ersten fertigen Zeichnungen sehen, das Konzept erschnuppern und auch den sympathischen Wort- und Bildkünstler persönlich kennenlernen und ich verspreche euch, dass niemand mehr eine Maulwurffalle im Rasen versenkt, der dieses wundervolle Buch aus dem NordSüd Verlag in Händen hielt.

Mit „Die Nachtwanderin“ von Einar Turkowski geht der Mixtvision Verlag einen einzigartigen Weg. 250 limitierte Exemplare der traumhaft illustrierten Geschichte sind bereits erhältlich. In wertvoller Schatulle, mit signiertem Originaldruck und in unglaublich wertvoller Aufmachung kann man bereits jetzt seinen Lesensschatz um ein wertvolles Buch erweitern, bevor es dann im Herbst 2015 in einer normalen Buchhandelsausgabe erscheint. Ich werde das Projekt ganz persönlich begleiten, andere Werke des Autors und Zeichners vorstellen und mit euch gemeinsam sehr intensiv durch die Nacht wandern. Es wird magisch… versprochen.

Frankfurter Buchmesse 2014 - Mr. Rail im Gespräch

Frankfurter Buchmesse 2014 – Mr. Rail im Gespräch

Interviews:

Interviews sind für mich das Salz in der Suppe einer Buchmesse und so hatte ich auch in diesem Jahr wieder einige Schriftsteller „vor der Flinte“ deren Bücher mich in der Vergangenheit sehr beschäftigt und beflügelt haben. Es waren intensive und interessante Gespräche, die mir erneut tiefe Einblicke in die Autorenseele ermöglicht haben. Aber auch Hintergründe zu Inhalten, Entstehungsgeschichten und zur Intention des Schreibens haben sich mir eindringlich erschlossen.

Die Messegespräche werden in der nächsten Zeit Zug um Zug veröffentlicht und ihr könnt euch auf interessante Schriftsteller, tiefe Inhalte, interessante Einblicke und kleine Geheimnisse freuen. Und natürlich könnt ihr persönlich erleben, was die Schriftsteller auf die traditionelle Schlussfrage in meinen Interviews geantwortet haben: „Welche Frage würden sie in einem Interview gerne einmal beantworten? Einziges Problem… Sie wurde ihnen noch nie gestellt!“ Glaubt mir, das wird lustig.

Freut euch auf: Christine Fehér, die bald den Buxtehuder Bullen in ihrer Wohnung unterbringen darf. Jürgen Seidel, der seine jugendlichen Leser durch hohe Erzähldichte herausfordern möchte. Stefan Bachmann, der mit schweizer-englischem Dialekt gar nicht seltsam auf meine Fragen geantwortet hat. Petra Hartlieb, die sich auch nicht aus der Ruhe bringen ließ, als ein Leser mich bat, ihr Buch zu signieren und Kai Meyer, der in Wirklichkeit gar kein Seitenherz spalten kann. Dafür aber Leserherzen am laufenden Meter bricht!

Frankfurter Buchmesse 2014 - Kuriositäten

Frankfurter Buchmesse 2014 – Kuriositäten

Kurioses:

Natürlich bietet eine Buchmesse auch unglaublich viel Platz für Kuriositäten und amüsante Pannen. Was haben wir gelacht und geschmunzelt über die großen und kleinen Skurrilitäten des Messe-Alltags. Da stellt ein Verlag das neue Buch von Hape Kerkeling genau so am Stand aus, wie es im Buchhandel präsentiert wird. Auf einer Palette in einem Karton gestapelt und der Marketingstrategie folgend, für den Verkauf „niederschwellig“ präsentiert. Man soll einfach schnell zugreifen in der Buchhandlung. Dass sich aber auch Messebesucher niederschwellig verhalten und diese Paletten plündern, das stand wohl nicht auf dem Plan – war aber auch nicht zu verhindern. Feldtest gelungen… oder so.

Ebenso kurios ist es, wenn 150 geladene Blogger beim Random House Blog`n Talk auf eine Handvoll tapfere Autoren losgelassen werden, die einerseits ihr Glück kaum fassen können, andererseits aber auch fast von der Blogger-Stampede überrollt werden. Und dies, während sich zwei ältere Herrschaften am Messestand niederlassen und ein Päuschen einlegen. Völlig unerkannt und gelassen beobachten sie, was da vor sich geht und feixen sich eins. Ist ja auch mehr als amüsant, dass ausgerechnet in der Herde der Literaturblogger die wahren Könige des historischen Romans Iny Lorentz sozusagen inkognito verschnaufen können. Wir haben uns jedenfalls sehr gut unterhalten…

Bemerkenswert war die Aktion am Stand von Heye Kalender. Goldbarren stapelten sich und für ein kleines Facebook-Like wanderte ein sehr wertvoll aufgemachter Kalender in den Rucksack des glücklichen Messebesuchers. 400 Kalender waren es und als ich Cindy, meiner Gastgeberin in Frankfurt, abends meine fette Beute zeigte versuchten wir gemeinsam ein Experiment. Von Zuhause aus wurde die Heye-Seite geliked, eine kleine Nachricht verfasst und gehofft. Am nächsten Tag jedoch waren alle Goldbarren restlos weg. Schade dachte ich, bis eine der Kalender-Ladies sich zu mir durcharbeitete und meinte… „Die Nachricht ist angekommen und ich habe natürlich einen Kalender für Frau Roth aufgehoben!“ Glaubt mir… Das ist so außergewöhnlich im Messetrubel, man muss es einfach erzählen. Herzensmenschen auch an den Ständen. Großes Kino.

Frankfurter buchmesse 2014 - Büchermenschen

Frankfurter Buchmesse 2014 – Büchermenschen

Menschen:

Menschen und Buchmessen gehören ganz einfach zusammen. Bibliophile Scharen bevölkern die Messehallen und auch Blogger wagen sich nach Monaten des intensiven Schreibens wieder unters normale Volk. Und auch die User sozialer Netzwerke suchen nach Gleichgesinnten und Freunden. Treffen stehen da hoch im Kurs und ganz besonders das diesjährige Lovelybooks-Treffen sprengte mit fast 400 Teilnehmern die bisherigen Messetreffen. War klasse und reich beschenkt mit einer prall gefüllten Goodie-Bag konnten immerhin 200 glückliche Lovelybookinisten das Treffen verlassen.

Erfreulich ist es dabei immer wieder auf Menschen zu treffen, die sich so verhalten und geben, wie man sie aus der Kommunikation in den sozialen Netzwerken kennt. Keine Überraschung ist auch das genaue Gegenteil. Umso erfreulicher ist die großer Zahl der „alten“ und neuen Freunde, die immer wieder und in aller Offenheit den großen Stellenwert sozialer Netzwerke im persönlichen Kontakt untermauern. Das reale Leben ist ein guter Test für die Authentizität von Menschen, die Netzwerke bevölkern. Und nach unserem ersten persönlichen Messe-Treffen gehört Mara Giese von Buzzaldrins Bücher für mich so richtig zum realen Leben. Ich habe diesen Austausch wahrlich genossen!

Besonders amüsant war ein ungeplanter gemeinsamer Termin mit Steffi Hasse von his & her books beim Arena Verlag. Auch wenn sie immer wieder darauf beharrt, diese Gemeinsamkeit gekapert zu haben, muss ich widersprechen. Ihr Lächeln hat mich und meinen Termin erobert und da wir völlig unterschiedliche Leseschwerpunkte haben, war es doch naheliegend, das gesamte Vorschauprogramm 2015 auf diese charmante Art und Weise unter uns aufzuteilen! Synergieeffekt nennt man das! Nicht Kaperbloggen! Was für ein Vergnügen, Steffi!!!

Ich danke euch für jedes einzelne Lächeln, jedes tiefe Gespräch, die vielfältigen Begegnungen und die Ehrlichkeit, die ich erfahren durfte. Es ist ein Privileg, über lange Jahre Freundschaften auch auf Distanz pflegen zu dürfen. Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Cindy Roth, die mir nicht nur ein Dach über dem Kopf angeboten hat in Offenbach. Ich habe mich zuhause gefühlt und nach langen Messetagen erzählen, entspannen und auch zuhören dürfen. Ich habe eine gute Freundin gewonnen. Das mach mich stolz und glücklich.

Frankfurter Buchmesse 2014 - UNSER Erinnern ist dabei

Frankfurter Buchmesse 2014 – UNSER Erinnern ist dabei

Gegen das Vergessen:

Ein Projekt hat mich auf die Buchmesse begleitet, wobei es manchmal so schien, als sei es mir vorausgeeilt. Das Schreiben Gegen das Vergessen des Holocaust und seiner Opfer, die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Shoa auf unsere heutige Zeit und die Bestrebungen, gemeinsam mit Peggy Steike, ein positives Erinnern losgelöst von der schier erdrückenden Dimension der Zahlen zu ermöglichen, hat Wirkung gezeigt. Verlage suchen gezielt Bücher aus, die dieses Projekt begleiten können und Freunde sprechen mich auf Schritt und Tritt darauf an.

Auch das Jahr 2015 wird sich diesem Thema verschreiben und ich danke schon jetzt den Pressevertretern „meiner“ Verlage, die viel mehr als ihre Bücher in die Waagschale werfen, um dieses Schreiben mit neuen Büchern zu füttern. Dabei sind wir alle vorsichtig, denn nachdem die letzten Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust so langsam auf ewig verstummen, scheinen sich Autoren weltweit die Freiheit herauszunehmen, fiktive Geschichten zu verfassen und sie mit dem Zusatz „Nach einer wahren Begebenheit“ zu bewerben.

Wenn die Überlebenden nicht mehr widersprechen können, so werden wir unsere Stimmen erheben, wenn wir auf erste Auswüchse des sogenannten „HOLO-KITSCH“ stoßen. Eine pure Verharmlosung, Verkitschung, Romantisierung oder schlichte Verfälschung nachweislicher Fakten werden wir nicht akzeptieren.

Frankfurter Buchmesse - Mr. Rails Fazit

Frankfurter Buchmesse – Mr. Rails Fazit

Mein Fazit:

Es war meine Messe, die ohne euch nicht meine Messe geworden wäre. Es wird mein Lesen, das ohne euch nicht mein Lesen würde. Es ist meine Leidenschaft, die ich ohne euch nicht teilen könnte. Es sind meine Bücher, die ohne euch nicht die Bücher meines Lebens wären. Es ist meine Begeisterung, die ohne euch keine Wellen schlagen könnte und es ist mein Erinnern, das ohne euch zum Vergessen verurteilt wäre.

Ich denke, ich muss nicht viel mehr schreiben, was es mir bedeutet hat, euch zu treffen und nun weiter zu schreiben, was mich bewegt, fasziniert, fesselt und in seinen Bann zieht. Ich wünsche uns allen eine wundervolle Nach-Messe-Zeit. Leipzig im Visier, Frankfurt im Sinn, Bücher und Menschen im Herzen…

So mein Motto für die nächsten Monate. Und dann sehen wir uns in Leipzig!